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156 - Die Rache der Schattenfrau

156 - Die Rache der Schattenfrau

Titel: 156 - Die Rache der Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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werde ich eingreifen und die Früchte ihrer bösen Saat ernten."
    Luguri wischte mit seinen Krallenfingern über die Zauberkugel, und das Bild Zakums verflüchtigte sich.

    Der Dämonenkiller wirbelte mit dem Kommandostab in der vorgereckten rechten Faust herum. Doch im selben Moment sah er, daß er zu spät kommen würde, um den Mord an Christoph von Waldeck zu verhindern.
    Er erstarrte zur Bewegungslosigkeit.
    Aus den Augenhöhlen des Totenkopfes, den Christoph von Waldeck in seinem Schoß hielt, rannen Tränen, die die Farbe von Blut hatten.
    „Ich will dich nicht töten, Geliebter", schluchzte sie, „aber der Mann zwingt mich dazu. Denn ich kann nicht mit dir fortgehen, geliebter Christoph, bevor ich meine Rache vollendet habe."
    Dorian nahm den Arm mit dem Kommandostab herunter.
    Dennoch bewegte die Schattenfrau das Schwert nicht. Die Spitze blieb an Christoph von Waldecks Hals. Sie griff mit der Linken nach ihrem Kopf in dem Schoß des Jungen, hob ihn an den dünnen weißen Haaren hoch und setzte ihn sich auf den Halsstumpf, der aus dem schwarzen Umhang ragte. Don Chapman hockte am Boden. Sein Gesicht war immer noch verzerrt. Dorian hoffte, daß der Schlag der Schattenfrau ihm keine Rippe gebrochen hatte.
    Coco Zamis, die den Arm um Phillips Schulter gelegt hatte, wandte sich der Schattenfrau zu.
    „Wir haben uns um Phillip gesorgt, Elisabeth", sagte sie. „Wir sind dir dankbar, daß du ihn beschützt hast."
    Die roten Tränen der Schattenfrau versiegten.
    Zweifel war im Blick ihrer glühenden Augen.
    „Ihr wollt nicht Jan van Leydens Weiber schützen, die mich quälten und um meinen Leichnam tanzten?"
    „Nein, Elisabeth. Beatha Wolf ist auch unsere Todfeindin. Sie und der Dämon an ihrer Seite."
    Die Schattenfrau war so leicht nicht zu überzeugen. Die Klinge des Sendschwertes blieb in der Nähe des Halses von Christoph von Waldeck. Mißtrauisch starrte sie auf den Kommandostab in Dorians Faust, der genauso aussah wie der Stab, den der Hermaphrodit in der Hand hielt. Sie hatte nicht gewußt, welche Kräfte in dem Stab steckten, denn Phillip hatte ihn nicht als Abwehrwaffe benutzt. Um ihr zu zeigen, daß er es ernst meinte, schob Dorian den Kommandostab zusammen und steckt ihn in seine Manteltasche. Er nahm auch Phillip den Stab und den Magischen Zirkel ab.
    „Du wolltest dich an Beatha Wolf rächen, Elisabeth", sagte Dorian heiser. „Aber sie ist nicht Jan von Leydens Blut. Sie ist die Tochter Bernhard Knipperdollincks."
    Die Schattenfrau lachte leise.
    „Sie ist auch nicht Knipperdollincks Tochter", stieß sie hervor.
    „Woher weißt du das?"
    „Ich war dabei, als Beatha geboren wurde", sagte die Schattenfrau. „Isolde hat mich gebeten, das Kind sofort zu töten, wenn es ihren Schoß verließ. Doch ich war zu entsetzt. Ich zögerte zu lange. Und dann konnte ich es nicht mehr…"
    Die hohle Stimme der Schattenfrau war leise geworden. Das Glühen ihrer Augen schien sich noch tiefer in die Höhlen zurückzuziehen. Sie ließ das Sendschwert sinken, bis die Spitze den Lehmboden berührte. Christoph von Waldeck zog sich ein Stück zurück und lehnte sich erschauernd gegen die Quaderwand des Gewölbes.
    Nur die Stimme der Schattenfrau erfüllte das uralte Gewölbe.
    Elisabeth Wandscherer kehrte im Geist in die Zeit zurück, in der sie gelebt hatte …

    Münster, 31. August 1534, 5 Uhr morgens.
    Ich eilte hinter der Magd her, die Isolde Knipperdollinck zu mir geschickt hatte, die Ludgeristraße hinunter. Isoldes Stunde war gekommen. Eine Stunde, vor der sie sich seit fast drei Jahren mehr fürchtete als vor dem Fegefeuer.
    Die regennasse Straße lag leer vor mir im Morgengrauen. Alle wehrfähigen Männer befanden sich auf den Festungswällen und an den Toren der Stadt. Seit vier Tagen beschossen die Landsknechte des Bischofs die Mauern Münsters. Jeder war sich im klaren darüber, daß der Sturm der bischöflichen Truppen unmittelbar bevorstand.
    Ich zuckte heftig zusammen, als ich einen Schuß vernahm. Dann war wieder Stille. Sie dauerte nicht lange. Ich vernahm Gebrüll und wußte, daß der lange erwartete Sturm begonnen hatte.
    Das Knipperdollincksche Haus lag vor uns. Wir liefen durch den Torweg in den Hof. Die Magd öffnete mir die Tür, dann verschwand sie. Ich kannte mich im Haus aus und lief zum Zimmer, in dem Isolde seit vier Wochen eingesperrt war. Niemand außer Bernhard Knipperdollinck und seiner Frau Gesine durfte zu ihr.
    Bernhard Knipperdollinck befand sich gewiß mit den anderen Männern

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