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156 - Die Rache der Schattenfrau

156 - Die Rache der Schattenfrau

Titel: 156 - Die Rache der Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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draußen auf dem Festungswall, um den Angriff der Landsknechte abzuwehren.
    Gesine Knipperdollinck erschien.
    „Du hast in unserem Haus nichts zu suchen, Elisabeth Wandscherer!" rief sie geifernd.
    Ich haßte sie. Sie war noch vor wenigen Monaten Nonne im Überwasser-Kloster gewesen und gehörte zu denen, die sich vom Prädikanten Bernhard Rothmann zum Wiedertäufertum hatten bekehren lassen. Ich selbst galt auch als Wiedertäuferin, obwohl ich inzwischen das Gefühl hatte, als seien alle Menschen in Münster vom Teufel besessen, statt den wahren Glauben zu haben.
    „Schließ auf, Gesine!" sagte ich drohend.
    „Der Herr hat's verboten, daß ich dich zu ihr lasse", erwiderte sie grob.
    Zorn erfaßte mich. Ich sprang auf sie zu und riß ihr den Schlüsselbund vom Gürtel. Sie schrie und versuchte, mich an den Haaren zu packen. Doch ich stieß sie zurück, so daß sie sich auf ihren knochigen Hintern setzte.
    Ich schloß rasch die Tür zu Isoldes Zimmer auf, huschte hinein und legte von innen den Riegel vor. Isolde lag auf dem breiten Bett. Die Decke war herabgerutscht. Unter ihrem Nachthemd wölbte sich ihr Leib wie eine Tonne. Ihr ehemals schönes Gesicht war verzerrt vor Schmerzen und Entsetzen.
    Ich kannte ihre Angst. Als einzige hatte Isolde sich mir, ihrer Freundin, offenbart.
    „Elisabeth!" keuchte sie. „Hilf mir bitte! Bring mich hinab ins Gewölbe! Schnell. Es kann nicht mehr lange dauern! Du weißt, was du mir versprochen hast!"
    Ich nickte und war mit ein paar Schritten an ihrem Bett.
    Jemand hämmerte mit der Faust gegen die Tür.
    „Öffne, Kebsweib!" geiferte Gesine Knipperdollinck.
    Ich kümmerte mich nicht um sie, sondern half der stöhnenden Isolde aus dem Bett und führte sie auf einen breiten, mit Schnitzereien versehenen Schrank zu, dessen Tür ich öffnete. Die Kleider schob ich zur Seite und löste ein Brett in der Rückwand. Dahinter befand sich eine schmale Öffnung.
    Isolde hatte sie vor Wochen durch Zufall entdeckt. Eine schmale Steintreppe führte tief in die Erde hinab in ein achteckiges Gewölbe. Ich schob Isolde durch die Öffnung, lief zurück und nahm die Öllampe vom kleinen Nachttisch neben dem Bett. Dann schloß ich die Schranktür hinter mir und schob das Rückwandbrett in seine Halterung.
    Im Gewölbe war alles parat. Isolde hatte ein Lager auf dem steinernen Boden bereit. Ein Kruzifix hing darüber an der Wand, die aus schweren Quadern bestand. Am Fuß des Lagers stand ein kleiner Sarg, aus dem der Griff eines langen Dolches ragte.
    Ich bettete Isolde, die vor Schmerzen stöhnte. Sie flüsterte immer wieder einen Namen. Schweiß lief ihr in Strömen von der Stirn.
    „Du - hast es mir versprochen, Elisabeth!" schrie sie, als eine erneute Welle von Wehen sie sich aufbäumen ließ.
    Ich nickte nur. Mein Blick war starr auf ihren hoch gewölbten Leib gerichtet. Unter dem Leinenstoff des Hemdes bewegte er sich, als wolle das Ungeborene sich einen Weg durch die Bauchdecke bahnen.
    „Georg!" schrie Isolde. „Georg, hilf mir!"
    Ich kniete mich neben sie und drückte ihre Schultern aufs Lager.
    Angst war in mir. Ich dachte daran, was Isolde mir erzählt hatte. Noch weigerte sich mein Verstand, es zu glauben, doch ich wußte, daß sie nicht wahnsinnig war. Sie hatte es mir in aller Ruhe klargemacht, daß sie seit fast drei Jahren mit einem Wesen schwanger ging, das der Hölle entsprang. Ein Dämon hatte es gezeugt. Er war Isolde in der Gestalt eines weißen Engels entgegengetreten, und erst später hatte sie seine wahre Gestalt gesehen - kurz bevor sie von einer unsichtbaren Macht durch die Bretter der Bühne, auf der sie gestanden hatte, ins Nichts geschleudert worden war.
    Isolde hatte ihr nicht erzählen können, wieso sie überlebt hatte.
    Sie hatte nach ihrem Vater, dem Prinzipal einer Schauspielertruppe, gesucht, ihn jedoch nicht gefunden. Irgend etwas hatte sie schließlich nach Münster geführt, wo sie im Haus Bernhard Knipperdollincks eine Stellung als Magd angenommen hatte.
    Die Wehen vergingen. Isolde umklammerte meine Hände. Tränen rannen ihr über die geröteten Wangen.
    „Du hast es mir versprochen, Elisabeth!" flüsterte sie wieder und schloß die Augen.
    Ich nickte. Alles in mir bebte. Manchmal glaubte ich, den Kampflärm draußen zu hören, aber es war unmöglich, daß die Geräusche bis hier hinab in das Gewölbe dringen konnten.
    Mein Blick fiel auf den kleinen Sarg und den längen Dolch.
    Ja, ich hatte Isolde versprochen, das Kind der Hölle, das sie zur Welt

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