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156 - Die Rache der Schattenfrau

156 - Die Rache der Schattenfrau

Titel: 156 - Die Rache der Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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bringen würde, sofort zu töten, nachdem es ihren Schoß verlassen hatte.
    Kalte Schauer liefen mir über den Rücken. Der Gedanke daran, das Blut eines wehrlosen neugeborenen Wesens zu vergießen, bereitete mir Übelkeit. Doch was ich zu tun bereit war, war nichts gegen die Qualen, die Isolde bisher erlitten hatte.
    Sie hatte nichts unversucht gelassen, die Geburt zu verhindern. Als letzten Ausweg hatte sie auf dem Prinzipalmarkt aufrührerische Reden gehalten.
    Man hatte sie zum Tod durch das Schwert verurteilt.
    Isolde hatte geglaubt, am Ziel zu sein, doch dann war sie begnadigt worden - so lange, bis sie ihr Kind zur Welt gebracht hatte.
    Knipperdollinck hatte sie in ihrem Zimmer eingeschlossen, und ich hatte Isolde seit Wochen nicht mehr gesehen. Ich wußte, daß sie versucht hatte, sich das Leben zu nehmen, doch die Kraft des Ungeborenen war schon so groß gewesen, sie daran zu hindern.
    Eine neue Welle von Wehen zerrte an ihrem Leib. Isolde schrie.
    Ich wußte, daß es gleich soweit war. Das lange Hemd, das Isoldes Schoß und ihre Beine bedeckte, färbte sich auf einmal schwarz.
    Isoldes Schreien hallte von den acht Wänden des Gewölbes wider. Sie stieß mich plötzlich von sich. Unartikulierte Laute drangen aus ihrer Kehle. Langsam rutschte ich auf den Knien ans Fußende des Lagers, und meine Rechte umklammerte den aus dem Sarg ragenden Dolchgriff.
    Unter dem mit schwarzer Nässe befleckten Leinen des Nachthemdes bewegte es sich. Isolde wand sich unter heftigen Schmerzen. Ihr Schreien wurde immer schriller.
    Sie rief nach Georg, dem einzigen Mann, den sie je geliebt hatte.
    Dann schrie auch ich.
    Wie gelähmt starrte ich auf das mit schwarzen, borstigen Haaren bewachsene dünne Glied, das sich unter dem Saum des Nachthemdes hervorschob. Mein Körper wurde von einem heftigen Schüttelfrost befallen.
    Isolde bäumte sich auf.
    Ihr praller Leib fiel in sich zusammen. Die Haut ihres Gesichts und ihrer Hände veränderte sich. Sie wurde dunkel und runzlig, als wäre sie innerhalb von Sekunden um Jahrzehnte gealtert.
    Das Leinenhemd hob sich.
    Der Atem stockte mir. Nie in meinem Leben hatte ich ein scheußlicheres Wesen gesehen. Es hatte das Aussehen einer Spinne, mit einem Maul, das so groß war wie das ganze Wesen.
    Die Ausgeburt der Hölle zuckte plötzlich zusammen. Der widerwärtige Kopf ruckte herum und stieß einen kläglichen Laut aus. Aus dem hölzernen Kruzifix an der Wand schlugen auf einmal Flammen. Der Geruch nach Pech und Schwefel erfüllte das Gewölbe. Dann zerfiel das Kruzifix zu Asche.
    Ich überwand meine Erstarrung und riß den Dolch empor. Ich war entschlossen, das Spinnenmonster, das Isoldes Schoß entsprungen war, zu töten, wie ich es meiner Freundin versprochen hatte.
    In diesem Moment veränderte sich das Monster.
    Ich vernahm das Schreien eines Säuglings.
    Ich schloß die Augen für einen Moment, denn ich konnte nicht glauben, was ich sah. Doch als ich die Lider wieder hob, war immer noch der rosige Säugling da. Ein Neugeborenes, wie ich es schöner noch nie gesehen hatte. Seine Haut wies nicht eine Runzel auf. Das kleine Gesicht war engelsgleich. Es streckte mir die Ärmchen entgegen, und ich glaubte, in den himmelblauen Augen des hilflosen Wesens die Angst zu lesen, die es vor dem Dolch in meiner erhobenen Rechten hatte.
    Ich konnte es nicht. Mein Arm mit dem Dolch sank herab.
    Ich sah nicht, wie Isolde sich auf dem Lager zu bewegen begann. Sie wälzte sich zur Seite und gelangte auf die Knie. Erst als ich ihr heftiges Keuchen dicht neben mir hörte, konnte ich den Blick von dem engelsgleichen Kind nehmen.
    Isolde sah aus wie eine achtzigjährige Frau. Ihr magerer Arm mit den gekrümmten Händen und Knotenfingern fuhr auf mich zu und entriß mir den Dolch.
    Für einen Moment sah es so aus, als wolle sie die lange Klinge in den Leib des Neugeborenen stoßen. Ihr Arm zitterte heftig. Es schien, als hindere sie etwas daran, die Frucht ihres eigenen Leibes zu vernichten.
    Sie schrie entsetzlich. Ihr Kopf flog in den Nacken zurück, und ehe ich etwas tun konnte, stieß sie sich den Dolch in den eigenen Leib.
    Ich wußte nicht, wie lange ich vor Isoldes Leichnam gehockt hatte. Das Schreien des Säuglings brachte mich endlich in die Wirklichkeit zurück. Ich starrte das kleine Wesen an. Hatte ich nur ein Spukbild gesehen, oder war dieses Engelswesen wirklich in der Gestalt einer Höllenausgeburt auf die Welt gekommen?
    Ich schaffte den Säugling über die schmale Steintreppe hinauf in

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