1564 - Report der Unsterblichkeit
löste sich der Ozean aus fließenden Farben und Formen um ihn herum auf. Er trieb erst langsam, dann explosionsartig auseinander, und Atlan glaubte, haltlos zu fallen.
Er lag wirklich am Boden, quer über der Warnmarkierung.
Alles war ruhig. Vor ihm stand Kassian und streckte ihm beide Hände entgegen. Atlan ergriff sie und ließ sich aufhelfen. „Du hast uns einen ganz schönen ...", begann Theta, doch eine andere, mächtig hallende Stimme übertönte sie mühelos: „Ich habe begriffen und entschieden", verkündete sie zu Atlans ungeheurer Erleichterung. „Du wirst mei nen Hinweisen zu jenem Raum folgen, den ich dir bereits einmal anbot. Dort findest du die gewünschten Informationen über alle jemals hier tätig gewesenen Archivare und Benutzer.
Ich werde für dich das einst von Crest von Zoltral angelegte Archiv öffnen. Deine Begleiter können dir jetzt folgen. Es besteht für sie keine Gefahr mehr."
„Mehr?" dehnte Kassian.
Es kam keine Antwort.
Kassian zuckte mit den Schultern. „Anscheinend spricht man hier nicht mit jedem. Aber wenn Epetrans positronischer Archiwerwalter sich nur mit dir einläßt, mein Hoher Imperator, dann sollte er das auch mit dem nötigen Respekt tun."
„So wie mein respektloser Servo daheim?" fragte Atlan, spöttisch grinsend. „Ich glaube nicht, daß das Programm weiß, wer ich bin. Es hatte bisher nur die Eignung und meine Motive zu testen. Das ist vielleicht noch ein Vorteil für später."
Kassian schien nicht zu verstehen, aber das war jetzt nicht wichtig.
Atlan drehte sich zu den vor der Linie Wartenden um und winkte ihnen zu. „Ihr könnt jetzt kommen! Es existiert keine Sicherheitssperre mehr."
Atlan schickte Lemal von Dornga mit einem der Roboter zurück zum Einstieg in die subplanetaren Anlagen. Er wollte ihn noch nicht nach oben bringen lassen, um dort keine Panik und die Entsendung eines Hilfskommandos zu provozieren.
Was für den armen Kerl getan werden konnte, tat der Robot für ihn.
Den Toten ließen sie ebenfalls abtransportieren, bevor sie nun dem Gang folgten. Epetrans Stimme meldete sich nicht mehr.
Es gab keine Warnmarkierungen - nur plötzlich Leuchtpfeile in den Wänden, die an Abzweigungen die zu nehmende Richtung wiesen.
Atlan und seine Begleiter mußten insgesamt viermal abbiegen und zweimal einen abwärts gepolten Schacht benutzen, bevor sie das helle Rechteck einer weit offenstehenden Tür sahen. „Das muß die sein, von der die Stimme sprach", sagte Theta.
Sie flüsterte fast, ein Zeichen ihrer inneren Anspannung. Nicht nur ihr fiel es schwer, jetzt noch die Maske der vollkommenen Gefühlsbeherrschung zu tragen.
Atlan nickte ihr aufmunternd zu und beschleunigte den Schritt, als plötzlich Momeron so schnell, wie man es höchstens seinem potentiellen Urenkel zugetraut hätte, vorstürmte und sich mit ausgebreiteten Armen vor der Türöffnung postierte wie der Drache vor der Jungfrauenhöhle. „Haltet ein!" rief er. „Wir sind im Begriff, einen heiligen Ort zu betreten! Vor uns dürfte sich einer der größten Wissensschätze befinden, die je von Arkoniden für Arkoniden zusammengetragen wurden! Wir dürfen nicht eindringen wie die Barbaren! Wir sollten uns in Demut dessen bewußt werden, was es bedeutet, daß wir hier und jetzt...!"
Kassian trat vor und packte ihn am Kragenaufschlag.
Er drehte das Gesicht zu Atlan um und fragte grinsend: „Darf ich, mein Imperator?"
„Ausnahmsweise", antwortete Atlan.
Da flog Momeron auch schon zur Seite, genau in die blitzartig ausgerollten Tentakel eines Roboters. „Er ist krank", wies Kassian die Maschine an. „Unterziehe ihn einer eingehenden Überprüfung. Wiederhole sie bei negativem Ergebnis, bis ich dir eine andere Anweisung gebe."
Damit war Momeron erst einmal auf Eis gelegt. Sein kreischender Protestschrei nützte ihm nichts. Er brachte den Roboter höchstens zu der Überzeugung, daß der Fall wirklich ernst war. „Soll ich gegebenenfalls Heilmaßnahmen ergreifen?" erkundigte sich die Maschine.
Kassian gab leichtfertig sein Einverständnis.
Theta lachte lauthals. Atlan schüttelte schmunzelnd den Kopf und ging an Kassian, der eine Verbeugung andeutete, vorbei in den Anwenderraum des Archivs.
Zwei der vielen Bildschirme zeigten Teile der geforderten Listen.
Auf dem größten in einer weiten Monitorreihe, davor ein Displaytisch und eine Reihe von Sesseln, leuchtete es in roter Schrift: „Dieses private Archiv wurde angelegt von Crest von Zoltral, zum Zwekke der Wahrung des
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