1565 - Der Intrigant
daß es eine Veränderung gegeben hatte. Ihr Kopf bewegte sich hin und her, ihre Augen suchten.
Salaam Siin hatte seinen Platz verlassen und seinen Gesang eingestellt. Und auch Stalker befand sich nicht mehr in seinem Sessel.
Shina fuhr auf. Sie drehte sich um und wollte dem Wesen aus Estartu nacheilen. Aber sie fand es nicht. Stalker hatte die Zentrale verlassen. „Tut mir leid, Shina, ich hätte es wissen müssen. Es ist allein meine Schuld!"
Jetzt entdeckte sie Salaam ein paar Meter entfernt. Der Ophaler ließ seine Sinnesbüschel hängen. „Der Gesang hat nicht gewirkt", murmelte sie verwirrt. „O doch! Natürlich hat er gewirkt. Ich habe ihm die volle Wahrheit gesagt. Er hat es ausgenutzt, um sich aus der Affäre zu ziehen."
„Und er hat von Anfang an geahnt, was wir vorhatten", klagte der Meistersänger. „Er ist ein Pteru-Klon, Shina.
Die Ophaler-Gesänge können ihn nicht beeindrucken. Dafür haben sie bei dir ihre Wirkung gezeigt. Es tut mir wirklich leid."
Shina ließ sich die Aufzeichnung vorspielen. Als sie zu Ende war, zuckte die Kommandantin mit den Schultern. „So schlimm war es doch gar nicht", sagte sie. „Im Gegenteil. Wer jetzt noch die Behauptung aufstellt, ich würde die verschiedenen Volksgruppen an Bord unterschiedlich behandeln, ist ein Verbrecher.
Und Stalker werde ich auf andere Weise beikommen. Danke, kleiner Ophaler, daß du dir die Mühe gemacht hast. Vielleicht kannst du uns ein andermal einen Gefallen tun.
5.
Die ROBIN befand sich inzwischen fast fünf Monate unterwegs. Der Bordkalender wies den 23.
Oktober 1172 NGZ aus, und die Schiffsführung war zuversichtlich, daß man das gesetzte Ziel in der geplanten Zeit erreichen würde. Ein Unsicherheitsfaktor allerdings blieb, und der hieß Stalker. Niemand wußte, was er plante und welche Absichten er schlußendlich mit seinem Tun verfolgte. Man beobachtete ihn, so gut es ging, aber nie sah ihn einer spurlos verschwinden, und wenn er seine Kriegskiste betrat oder sie verließ, geschah das immer auf dieselbe Art und Weise.
Tek sah sich die Aufzeichnungen des Vorgangs ein dutzendmal an, bis er überzeugt war, daß es sich um eine transmitterähnliche Erscheinung handelte. Die Tür, durch die Stalker trat, entmaterialisierte.
Etwas Ähnliches hatten die Wissenschaftler und Techniker damals auf der BASIS beobachtet, als sie Hamiller untersucht und auf Hamillers Herz gestoßen waren. Die Materie löste sich einfach auf, ohne daß ein Transmitterbogen oder eine ähnliche Erscheinung sichtbar wurde.
Nach allem, was sie im Zusammenhang mit dem Modulroboter erlebt hatten, gehörte mindestens ein solcher Fiktivtransmitter zur Ausrüstung der Kriegskiste, und Stalker hatte ihn dazu benützt, um überall im Schiff agieren zu können oder agieren zu lassen.
Das Betreten des Containers bedeutete folglich nicht unbedingt, daß Stalker sich darin aufhielt.
Es war im Gegenteil mit höchster Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß er sich längst in einer anderen Projektionsmaske als der von Hershel Windams herumtrieb, um Teile der tausendköpfigen Besatzung gegen die Schiffsführung aufzubringen. Es gab nur eine einzige Möglichkeit, ihm dieses Handwerk zu legen. Alle Räume des Schiffes mußten rund um die Uhr überwacht und auf nicht bekannte Personen überprüft werden.
Abgesehen davon, daß dies ein unzulässiger Eingriff in die Privatsphäre jedes einzelnen darstellte, half es im Endeffekt auch nicht weiter, denn Stalker brauchte nur die Gestalt eines real existierenden Besatzungsmitgliedes zu projizieren, um die Suche weiter zu komplizieren.
In Absprache mit Shina Gainaka hatte Tek deshalb bisher darauf verzichtet, eine Überwachung dieser Art durchführen zu lassen.
Stalker war am Zug, und sie konnten nichts anderes tun, als abzuwarten, die Symptome zu beobachten und daraus Schlüsse zu ziehen.
Stalker war gerissen, und er kannte die Mentalität von Terranern und anderen galaktischen Völkern so gut, daß er genau wußte, wie er vorgehen mußte, um die größtmögliche Effizienz zu erzielen.
Der Servo meldete das Eintreffen der Kartanin. Tek ließ die Tür auffahren und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Korridor. Die geschmeidigen Schritte Dao-Lin-H’ays waren auf dem dämpfenden Bodenbelag des Korridors kaum zu vernehmen, aber er sah den verschwommenen Schatten, der über den Boden an seiner Kabine vorüberwanderte. Im nächsten Augenblick stand sie unter der Tür und lächelte ihn an. „Wir befinden uns nicht
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