1566 - Das Musical-Gespenst
feststellen musste. Er war ihren Versprechungen erlegen. Er hatte alles für sie tun wollen und versprach sich viel davon.
Jetzt aber ging es um Mord.
»Mist«, flüsterte er und schrie danach seinen gesamten Frust lautstark hinaus…
***
Der Chef der Show, zugleich Produzent und Finanzier, hieß Samuel Mayer. Das hatte ich schnell herausgefunden und es auch Bill Conolly mitgeteilt, der wieder nach Hause gefahren war.
»Soll ich mich mit ihm in Verbindung setzen, John?«
»Kennst du ihn denn?«
»Nein.«
»Dann lass es lieber bleiben. Ich werde mich darum kümmern. Scotland Yard zieht noch immer.«
»Wie du meinst. Willst du ihm denn die ganze Wahrheit sagen?«
»Nein, das nicht. Ich werde höchstens Andeutungen machen, die mit der wirklichen Wahrheit nichts zu tun haben.«
»Gut, wir warten.«
»Was sagt Johnny?«
»Der wartet darauf, sich das Stück ansehen zu können, und ist im Übrigen der Meinung, dass uns die andere Seite an der Nase herumgeführt hat.«
»Da stimme ich ihm zu.« Ich legte auf und kümmerte mich um diesen Samuel Mayer.
Glenda hatte mir die Telefonnummer bereits herausgesucht, und Suko hörte gespannt zu, was das Gespräch ergeben würde.
Zunächst ergab es nichts, denn Mayer war nicht in seinem Büro, wie mir seine Sekretärin versicherte. Sie wusste auch nicht, wann er zurückkehren würde, und schlug schließlich vor, einen Termin mit mir machen zu wollen, der in den folgenden Tagen liegen müsste.
Manchmal fällt es auch mir schwer, ruhig zu bleiben. Ich schaffte es trotzdem, aber die Dame war intelligent genug, um den drohenden Unterton in meiner Stimme zu hören, und ein Begriff wie Vorladung tat sein Übriges.
»Sir, ich werden versuchen, Mr. Mayer zu erreichen.«
»Sehr schön, und ich möchte, dass er so schnell wie möglich zurückruft. Mein Anruf ist kein Scherz.«
»Das denke ich mir.«
»Dann warte ich.« Ich gab ihr noch meine Nummer. Meinen Kommentar »Zimtzicke« hörte sie nicht mehr.
Suko lachte. »Oft halten sich die Mitarbeiter für wichtiger als die Chefs. Das findest du immer wieder.«
»Aber nicht mit mir.«
»Und du glaubst, dass du auf dem richtigen Weg bist?«
»Ja. In diesem Theater geht etwas vor, auch wenn ich noch keine Warnung durch mein Kreuz erhalten habe. Johnny kann sich nicht geirrt haben.«
Suko runzelte die Stirn, bevor er fragte: »Hast du dir auch mal über ein Motiv Gedanken gemacht?«
»Habe ich. Nur habe ich bisher keines gefunden. Diese Indra muss zur anderen Seite gehören. Was sie genau ist, weiß ich nicht. Zumindest kein Mensch, denn dann hätte Johnny sie durch seinen Angriff mit der Stange zumindest verletzt.«
»Stimmt.«
»Und ich gehe auch davon aus, dass niemand über sie Bescheid weiß. Sie wird die Vorstellung heute Abend zu einem Event des Grauens machen wollen.«
»Verhindere es.«
»Das werde ich auch.« In mir steckte eine große Wut, und ich fühlte mich an der Nase herumgeführt. Aber das würde sich ändern, das versprach ich mir selbst.
Dann meldete sich das Telefon. Eigentlich hatte ich mit Bills Anruf gerechnet, aber eine mir fremde Stimme erreichte mein Ohr.
»Sam Mayer hier. Spreche ich mit Oberinspektor Sinclair?«
»Ja.«
»Das ist gut. Meine Sekretärin klang recht aufgeregt. Was gibt es denn so Wichtiges?«
»Um es kurz zu machen, Mr. Mayer, ich brauche drei Karten für die heutige Vorstellung. Es sei denn, Sie stehen an der Tür und lassen uns hinein.«
Ich hörte ihn nach Luft schnappen und vernahm danach eine Stimme, die mir fremd klang. »Sie wollen drei Karten haben?«
»So ist es.«
»Und deshalb rufen Sie…«
Seine Stimme hatte sich gesteigert. Ich konnte mir vorstellen, dass er sich verarscht fühlte. Mit den nächsten Sätzen nahm ich ihm den Wind aus den Segeln und machte ihm klar, dass ich die Karten nicht nur brauchte, um mir das Stück anzuschauen.
»Warum dann?«
»Es tut mir leid, Mr. Mayer, ich kann Ihnen keine Auskünfte über Dienstgeheimnisse geben.«
Er hörte nicht auf zu fragen. »Ist vielleicht ein Anschlag geplant? Das wäre ja im Bereich der Möglichkeiten und…«
»Das ist es nicht.«
»Hört sich schon besser an.« Seine Antwort klang kompromissbereit.
»Gut, ich besorge Ihnen drei Karten. Es sind immer einige Plätze in der ersten Reihe frei.«
»Das wäre ideal.«
Er bohrte weiter. »Und Sie wollen mir wirklich nicht sagen, was da abläuft?«
»Ich kann es Ihnen nicht sagen, denn ich weiß es selbst nicht genau. Ich muss mich einfach auf
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