157 - Das Erbe der Alten
Muuuutttteeeerrr…!«
***
Ein Albtraum. Die Greifbacken ließen Matthew Drax einfach fallen, und eine synthetische Stimme begann zu schreien. Eine Baumaschine, die nach ihrer Mutter schrie…!
Matt wollte sich aus dem Aktionsradius des Spinnenrobots wälzen. Seine gelähmten Beine ließen es nicht zu. Chandra fasste ihn an den Handgelenken und zerrte ihn ein Stück vom umgekippten Magnetfeldschweber weg in Moos und Farn.
Blitze zuckten durch den schwarzen Himmel, der Sturm schaukelte das Taxiwrack hin und her. Drax setzte die Sauerstoffmaske auf, die ihm der Greifarm des Roboters aus dem Gesicht gerissen hatte.
»Mutter!« Die Stimme entfernte sich. Matthew hob den Kopf. Aus der Deckung hinter dem umgestürzten Fahrzeug sah er den Cyborg zu dem Kettenfahrzeug stelzen. Inzwischen waren zwei weitere Männer ausgestiegen. »Meine geliebte Mutter…!« Bis auf einen wichen sie alle vor dem Spinnenrobot zurück.
»Curd Renatus Braxton! Ich traue meinen Augen nicht…«
Chandra drückte sich ein Stück Stoff gegen die Stirn. Ihr Gesicht war blutverschmiert. Die Greifkralle des Cyborgs hatte ihr die Haut aufgerissen.
»Du kennst diese Leute?«
»Den Blonden schon, er arbeitet in einem Vorzimmer des Präsidialamtes. Und der Grauhaarige mit der Hakennase, der jetzt gerade aussteigt, ist der Enkel eines mächtigen Gonzales und Chef des größten Maschinenwerkes auf dem Mars.«
Der Graue brüllte auf den Cyborg ein. Der Sturm trug seine Stimme bis zu ihnen. »Nein, zurück! Liefere uns erst Commander Drax aus, dann kannst du deine Mutter haben! Los doch, wir haben nicht viel Zeit…!«
»O Gott!«, entfuhr es Matt. »Sie scheinen Naokis Leiche dabei zu haben! Diese Wahnsinnigen! Haben sie denn nichts aus dem Vorfall an Bord der PHOBOS gelernt?«
Der Cyborg gehorchte nicht. Er stelzte noch näher an den Schweber heran – bis er plötzlich mit einem Ruck stehen blieb.
»Sie… sie ist tot…!«, schrie die Kunststimme.
»Nein!« Der Grauhaarige gestikulierte wild. »Sie ist bewusstlos! Gib uns Matthew –«
Der Roboter schlug mit einem seiner acht Beine nach dem Mann. Der wirbelte ein paar Meter weit durch die Luft und blieb reglos liegen. »Lügner! Mörder…!« Die metallene Spinne schlug um sich. Laserstrahlen fuhren unter die Männer und Frauen und in den offenen Laderaum des Kettenfahrzeugs. »Ich vernichte euch alle…!« Vom Sturm hin und her gestoßen, schaukelte er schreiend um das Fahrzeug. Vor dem Bug blieb er stehen und rammte eines seiner Beine durch die Cockpitkuppel.
Sekunden später ein Lichtblitz, das Cockpit explodierte. Zwei oder drei Gestalten sah Drax den Hang hinab fliehen. Eine hinkte. Der Cyborg hob ab und schwebte ihnen hinterher.
»Mörder! Mörder…!«
»Sieh nur!« Chandra legte ihre Hand auf seine Schulter und deutete zum Hang hinauf. Drei Gestalten liefen über den Kamm: Sternsang, Windtänzer und Aquarius. Wie aus dem Nichts tauchten sie auf. Als sie sahen, dass der Spinnenrobot sich entfernte, begannen sie zu rennen.
Windtänzer und Sternsang gingen vor Matthew Drax in die Hocke. Der deutete zum brennenden Kettenfahrzeug.
»Vielleicht lebt da noch einer!« Aquarius und Chandra liefen los…
***
Die Straßen waren voller Menschen. Er fiel nicht auf in seinem offiziellen Anzug. Manchmal traten die Menschen zur Seite, weil sie glaubten, er wäre in irgendeiner dringenden Sache unterwegs. Manchmal stutzte einer, der die Vögel bemerkte, die ihn begleiteten. Die Buschgeller schwirrten von Gebäude zu Gebäude. Die Siebentöner – inzwischen waren es drei – kreisten meist über ihm oder suchten Deckung in irgendwelchen Zierbäumen am Straßenrand.
Felsspalter wunderte sich über die nächtlichen Menschenaufläufe. Lange konnte er sich nicht erklären, warum die Leute von Elysium am Regierungsturm zusammenströmten, statt in ihren Betten zu liegen und zu schlafen. Ihm kam das Getümmel gelegen, die Menge gab ihm Anonymität.
Als bereits zwei Kilometer zwischen ihm und dem Turm mit seinem Kerker lagen, erreichte er den Festplatz der Stadt.
Zwischen den Säulen oberhalb der Vortreppe zum Theater flimmerte ein großes D-Feld.
ENT
sendete eine Sonderreportage. Man sah Häuser und Fahrzeuge brennen, und Menschen flüchteten schreiend vor irgendeiner Katastrophe.
Ein Sandsturm? Ein Erdbeben? Ein Vulkanausbruch?
Aus weiteren Bildern des Senders und aus Wortfetzen der Menschen vor der Treppe reimte sich Felsspalter eine Erklärung für die Bilder zusammen: Eine
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