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1571 - Der fliegende Tod

1571 - Der fliegende Tod

Titel: 1571 - Der fliegende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eingesetzt?«
    »Nein.«
    »Was ist es dann gewesen?«
    »Ein Traum.«
    Mary lächelte. »Jetzt verstehe ich Sie. Klar, Sie haben schlecht geträumt.«
    »Es war grausam, Mary.«
    Die Schwester tupfte ihr den Schweiß von der Stirn. »Das kommt schon mal vor, dass man schlecht träumt. Ich habe schon zahlreiche Patientinnen hier erlebt, und das ist wirklich nichts Ungewöhnliches. Wissen Sie, was das Schöne an den Träumen ist?«
    »Sie werden es mir sagen.«
    »Gern sogar. Träume sind keine Wahrheiten. Mögen sie noch so schlimm sein, man wird wach, und vorbei sind sie. Man sieht sich wieder in der normalen Umgebung, und wenn die Träume nicht zu schlimm waren, kann man nur über sie lachen.«
    »Das kann ich aber nicht.«
    »Okay, aber Sie werden diesen Traum bald vergessen haben.«
    Fatima hatte die Worte zwar gehört, sie reagierte aber nicht darauf. Sie wollte das loswerden, was sie geträumt hatte, und flüsterte: »Er hat das Baby geraubt!«
    Mary runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Wer hat das Baby geraubt?«
    »Der Riesenvogel. Der größte Vogel der Welt. Ein Untier, fürchterlich. Er hat es mit seinen Krallen gegriffen und ist damit weggeflogen. Grauenhaft. Er wird es fressen.«
    »Unsinn, meine Liebe, das wird er nicht tun. Mag der Traum noch so schlimm sein, er hat nichts mit der Realität zu tun.«
    »Ich habe das Baby genau gesehen«, flüsterte Fatima, die sich nicht beirren ließ. »Es hat gejammert, es hat geschrien, und der Vogel ist mit ihm weggeflogen.«
    »Ja, das ist schon seltsam, was Sie geträumt haben. Aber die Wahrheit ist es nicht.«
    »Ich bekomme auch ein Baby.«
    »Ja, das ist auch wunderbar. Ein neues Leben.«
    Fatima umklammerte mit beiden Händen die Gelenke der Krankenschwester. »Bitte, ich will nicht, dass man mir mein Kind raubt. Ich will es behalten. Ich will es großziehen und zu einem anständigen Menschen machen.«
    »Das werden Sie auch.«
    Jemand öffnete die Tür.
    Dr. Jäger schob sich über die Schwelle ins Zimmer hinein.
    »Hier sind Sie, Schwester. Ist etwas mit unserer Patientin passiert?«
    »Sie hat nur schlecht geträumt.«
    »Oh, das tut mir leid für dich.« Der Arzt näherte sich dem Bett und beugte sich über Fatima. Mit einer knappen Geste gab er der Schwester zu verstehen, dass sie das Feld räumen sollte, was Mary auch sofort tat und leise die Tür hinter sich schloss.
    »Danke, dass du gekommen bist, Klaus.«
    »War es denn so schlimm?«
    »Ja.«
    »Und was ist dir passiert?«
    »Ich habe geträumt.«
    »Wenn es nicht mehr ist.«
    »Aber du kennst den Traum nicht. Willst du ihn hören?«
    Klaus Jäger hob die Schultern. »Wenn es nicht zu lange dauert. Denk immer daran, dass du nicht die einzige Patientin auf meiner Station bist.«
    »Das weiß ich, Klaus. Aber ich muss es einfach loswerden, sonst werde ich noch verrückt.«
    »Gut, ich höre dir zu.«
    Fatima Herzog fasste sich wirklich kurz. Sie wurde auch nicht unterbrochen, aber als sie ihren Bericht beendet hatte, da schüttelte der Arzt den Kopf.
    Das gefiel Fatima nicht.
    »Glaubst du mir nicht, Klaus?«
    »Nun ja, das hat mit glauben oder nicht glauben nichts zu tun. Du hast geträumt, das ist alles. Träume sind keine Realität. Sie gehören nicht in die Wirklichkeit. Sie lenken nur davon ab. Mal positiv, mal negativ.«
    »Das weiß ich alles.«
    »Dann ist es ja gut.«
    »Nein, nichts ist gut, denn ich habe Angst um mein Kind.«
    Der Arzt holte tief Luft. Er brachte auch ein Lächeln zustande, doch das konnte die junge Frau nicht beruhigen. »Es ist nicht zum Lachen«, sagte sie, »das sind einfach die Gefühle einer Mutter. Wie kann man kurz vor der Geburt einen derartigen Traum erleben? Kannst du mir das sagen?«
    »Nein. Aber es war nur ein Traum.«
    Sie nickte. »Ja, das ist es gewesen, nur ein Traum, das gebe ich zu. Aber ich weiß genau, dass solche Träume nicht normal sind. Ich habe Angst um mein Kind, das sich noch in meinem Bauch bewegt. Dieser Traum hat mir gezeigt, was passieren kann. Verstehst du?«
    »Sicher. Du hast einen riesigen Vogel gesehen. Er hat ein Kind geholt. Er hat es verschleppt. Aber das hat doch nichts mit dir zu tun und mit deinem Kind.«
    »Für mich schon.« Sie blieb hart.
    »Aha. Und wie willst du das erklären? Kannst du mir sagen, wie…«
    »Es war eine Warnung. Der Himmel hat mir eine Warnung geschickt. Er hat mir gezeigt, was passieren könnte. Und das kann ich einfach nicht vergessen.«
    Dr. Jäger sagte nichts mehr, was dieses Thema anging. Er

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