1571 - Der fliegende Tod
fragte mit ruhiger Stimme: »Möchtest du ein leichtes Schlafmittel auf Naturbasis, das weder dir noch dem Kind schadet?«
»Nein, das will ich nicht.«
»Aber etwas anderes kann ich dir nicht bieten.«
»Musst du auch nicht, Klaus. Du kannst ruhig deinem Job nachgehen. Ich bin ja nicht die einzige Frau hier. Aber ich werde die Augen offen halten, das schwöre ich dir.«
»Darfst du machen, Fatima. Aber wenn du noch mal so etwas träumst, sage dir immer, dass es ein Traum ist, der überhaupt nichts mit der Realität zu tun hat.«
»Danke, ich werde es mir merken.«
Der Arzt wünsche ihr noch eine ruhige Nacht und verließ kopfschüttelnd das Krankenzimmer.
Zurück blieb Fatima Herzog. Die Angst war immer noch da, und sie kam sich vor, als würde sie in einer Falle liegen…
***
Harry Stahl stellte fest, dass sich die zweite Matratze neben ihm bewegte. Dagmar war zurück ins Bett gekehrt und lag jetzt wieder neben ihm.
»Und?«, fragte er.
»Nichts.«
»Bitte, dann bleib liegen. Das war jetzt dein dritter Ausflug und du hast nichts entdeckt.«
»Ich weiß, Harry. Aber genau das macht mich so unruhig und auch sauer. Wir sind nicht allein, denn irgendwo lauert dieses Monstrum.«
»Um was zu tun?«
»Das weiß ich nicht. Ich kenne seine Pläne nicht. Sie könnten schrecklich sein. Sie können noch in der Vorbereitung stecken. Da ist alles möglich. Aber ich weiß, dass sie etwas mit der Familie Herzog zu tun haben.«
Harry hatte sich aufgesetzt. »Mit ihr oder nur mit ihm?«
»Keine Ahnung. Aber was hältst du davon, wenn dieser Vogel es auf das Ungeborene abgesehen hat?«
»Das wäre schlimm.«
»Ja, das wäre es. Einfach nur schlimm.«
»Kannst du dir denn einen Grund vorstellen?«
»Ich weiß nicht. Ich muss immer wieder daran denken, was ich mit meinem Psychonautenauge gesehen habe. Aber ich bin mir nicht sicher, dass es wirklich etwas mit Fatima Herzogs Baby zu tun hat. Aber ab jetzt schließe ich nichts aus. Ich weiß nicht genau, wann Fatima niederkommt, aber ich kann mir die nächsten Stunden gut vorstellen.«
»Nun ja, dann wissen wir ja, was wir zu tun haben.«
»Und was?«
»Möglicherweise das Krankenhaus bewachen.«
»Wäre eine Möglichkeit. Aber darüber mache ich mir später Gedanken. Vielleicht kann ich noch ein wenig Augenpflege betreiben…«
Über die letzten beiden Worte lachten sie beide…
***
Plötzlich war alles um die Maschine herum himmelblau. Bajuwarisch blau, denn wir flogen bereits südlich von Frankfurt. Es war auch eine prächtige Sonne zu sehen.
Der Pilot freute sich ebenfalls und meldete, dass am Flughafen München angenehme Temperaturen um zweiundzwanzig Grad herrschten und nichts von einer Schwüle oder einem Fönwind zu merken war.
Das hörte sich gut an. Da ich einen Fensterplatz erwischt hatte, genoss ich die Landung und hatte im Süden bereits das Panorama der Alpen gesehen, das sich wie auf einer Postkarte abzeichnete.
Ein Flug mit Genuss, eine Landung, die perfekt ablief, und alles Weitere war auch kein Problem, denn der Golf, den ich als Leihwagen bestellt hatte, stand ebenfalls bereit. Die Formalitäten waren schnell erledigt, und vom Flughafen aus auf die Autobahn nach Salzburg zu gelangen, war kein Problem.
Bevor ich abfuhr, rief ich meinen Freund Harry Stahl noch über Handy an.
»Gelandet?«, fragte er.
»Ja.«
»Super. Du kennst die Strecke?«
»Ich werde sie nicht verfehlen. Bei euch alles in Ordnung?«
»Wir können uns über den Rest der Nacht nicht beklagen. Solltest du Hunger haben, den kannst du bei uns bekämpfen.«
»Eine Kleinigkeit wird reichen.«
»Wir haben einen leckeren Wurstsalat.«
»Das ist doch was.«
»Dann gute Fahrt.«
»Danke.«
Ich kam gut um München herum und rollte dann in Richtung Süden. Hier konnte ich den schwarzen Golf laufen lassen, wurde aber noch von einer Menge anderer Wagen überholt, bis ich die Ausfahrt zum Tegernsee erreicht hatte. Eine Bundesstraße würde mich direkt ans Ziel bringen, und wenn ich ehrlich gegen mich selbst war, spürte ich schon ein leichtes Hungergefühl. Ich freute mich auf den Wurstsalat.
Leider kam ich nicht so schnell voran, wie ich es mir gewünscht hätte, aber der Nachmittag war noch nicht angebrochen, als ich den ersten Blick auf den See erhaschte, dessen Oberfläche durch die zahlreichen Segel der Boote bunte Flecken bekommen hatte, die sich von dem Grünblau des Wassers abhoben.
Darüber der herrlich blaue Himmel, dessen Farbe mit manchem Surf segel um die
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