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1571 - Der fliegende Tod

1571 - Der fliegende Tod

Titel: 1571 - Der fliegende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wette eiferte.
    Harry hatte mir erklärt, wie ich das Haus am besten fand. Bei einem alten Bauernhaus, das nicht zu übersehen war, musste ich von der Bundesstraße ab und über einen schmalen Weg einen flachen Hang hochfahren, an dem einige typisch bayerische Häuser standen.
    Vor einem stand Harry Stahl. Er winkte, denn er hatte den Golf bereits gesehen, und ich stoppte wenig später auf dem zweiten Parkplatz, der zum Haus gehörte.
    Harry kam lachend auf mich zu und streckte mir die Arme entgegen.
    »Na, habe ich dir nicht ein schönes Wochenende verschafft? Schau dir den Himmel an, genieße den leichten Wind, die Wärme und…«
    »Du solltest Tester für Reiseprospekte werden«, unterbrach ich ihn, bevor wir uns in den Armen lagen.
    »Was haben denn die anderen dazu gesagt, dass du dir diesen Abstecher gönnst?«
    »Wer denn?«
    »Ach, dann weiß niemand, dass du hier bist?«
    »So ist es.«
    »Finde ich klasse.«
    Ich winkte ab. »Mal sehen, was daraus wird.«
    »Aber komm hoch. Dagmar wartet schon auf der Terrasse. Da hat sie gedeckt.«
    Wir stiegen eine Treppe aus Bruchsteinen hoch und gelangten in einen blühenden Sommergarten, an den sich die Terrasse anschloss, wo auch der gelbe Sonneschirm stand. Er war breit genug, um uns dreien Schatten zu spenden.
    Ich ließ mich nieder, nachdem mich auch Dagmar herzlich begrüßt hatte.
    »Das ist ja wie im Urlaub.«
    »Das ist Urlaub«, korrigierte mich Dagmar.
    Harry Stahl schenkte Bier ein, während Dagmar den Wurstsalat aus der Schüssel auf die Teller füllte. Wurst, Zwiebeln, Gurken, ein schlichtes Dressing, alles gut durchgemischt und vor allen Dingen alles frisch.
    »Lass es dir schmecken, Alter.«
    »Danke, das werde ich.«
    Es tat wirklich gut, dem hungrigen Monster in mir Futter zu geben, und tatsächlich vergaß ich während des Essens, weshalb ich überhaupt gekommen war.
    »Aber schön, dass wir uns mal wiedersehen«, sagte ich, bevor ich die letzte Gabel in den Mund schob.
    Harry nickte. »Das könnte ein toller Urlaub werden, wenn es da nicht das Problem des Vogels geben würde. Ein gewaltiges Ding, aber kein Vogel wie aus der Urzeit, sondern…«, er schaute Dagmar an, »… einer, der mehr als doppelt so groß wie ein Adler ist. Oder?«
    »Ja, Harry hat recht.«
    Man musste mir nicht mehr viel erklären, ich war schon ziemlich drin im Geschehen. Deshalb sagte ich: »Könnte es ein Vogel sein, der die Vergangenheit überlebt hat?«
    »Nein«, sagte Dagmar.
    »Warum nicht?«
    »Ich denke, dass er aus der Vergangenheit gekommen ist. Durch einen Zeitriss. Ich wurde plötzlich zur Psychonautin. Ich merkte, dass sich da eine tödliche Gefahr näherte, die es auch jetzt noch gibt, die sich aber zurückgezogen hat und auf etwas Bestimmtes wartet.«
    »Habt ihr eine Idee, worauf?«
    »Nein.«
    Ich nickte und fragte: »Was ist denn mit euren Nachbarn, deretwegen der Riesenvogel wohl erschienen ist?«
    Harry deutete auf das Nebenhaus. »Er ist dort und wartet darauf, dass man ihn aus der Klinik in München anruft, wo seine Frau heute oder morgen entbinden wird.«
    »Heute?«, fragte ich.
    »Davon muss man ausgehen.«
    Auf meiner Stirn erschien eine steile Falte. Das geschah immer dann, wenn mir etwas nicht so richtig klar war.
    »Warum hat er denn seine Frau nach München gebracht? Hier am See gibt es doch genügend Kliniken.«
    »Dort arbeitet ein Freund der Familie als Arzt.«
    »Das ist was anderes.«
    Harry deutete wieder nach drüben. »Ich habe Frank Herzog gesagt, dass wir ihn besuchen kommen. Dass du hier bist, darüber haben wir ihn ebenfalls informiert. Du wirst alles aus berufenem Munde erfahren.«
    Dagmar war aufgestanden und holte für Harry und mich ein Bier.
    Ich genoss das kühle Getränk und hatte mein leeres Glas kaum auf dem Tisch abgesetzt, als wir vom Grundstück des Nachbarn einen lauten Ruf hörten. Es war schon mehr ein Schrei, und sofort zuckten unsere Köpfe herum.
    Zu erklären brauchte niemand etwas. Die Situation sprach für sich. Das Haus lag etwas höher, und ein Mann hatte es verlassen. Er stand jetzt auf der Terrasse und stieß beide Arme mehrmals in die Luft, wobei er die Hände zu Fäusten geballt hatte.
    Wir konnten uns alle denken, was passiert war.
    Dagmar rief zu ihm hinüber: »Ist es so weit?«
    »Ja, es wurde eben von der Klinik angerufen. Die Wehen haben eingesetzt, und ich muss hinfahren.«
    »Soll einer von uns mit?«
    »Nein, nein, das ist meine Sache. Drückt mir die Daumen. Ich will auch nicht an den verdammten

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