1571 - Der fliegende Tod
hoch.
Hinter einem lag seine Frau. Angeblich im Koma. Aber auch das würde er noch herausfinden, und das, bevor dieses Wochenende vorbei war…
***
Eine Totgeburt! Ich habe eine Totgeburt gehabt! Es wird keine kleine Suleika geben. Sie ist gestorben, und es war alles umsonst. Das Zittern und Hoffen in den neun Monaten. Alles nicht mehr wahr! Meine Kleine ist tot!
Wie sie auf das Bett gekommen war, wusste sie selbst nicht zu sagen.
Sie hockte dort und hatte ihre Füße gegen den Boden gedrückt. Sie sah Mary an der Tür stehen und weiterhin Wache halten. Klar, sie wollte nicht, dass sie das Zimmer verließ und darüber berichtete, dass es eine Totgeburt gegeben hatte.
Und Klaus Jäger hatte ihr nichts darüber gesagt! Genau diese Tatsache zwang sie dazu, nachzudenken, was sie eigentlich nicht wollte.
War Klaus Jäger nicht ihr Freund?
Diese Frage quälte sie und machte sie regelrecht fertig. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ein Mensch wie Klaus Jäger so handelte.
Jetzt hatte sie fast das Gefühl, dass er hinter allem steckte und eigene Pläne verfolgte.
Sie riss sich zusammen und wunderte sich über ihre eigene Stärke.
»Ich will meine Tochter sehen!«
»Sie ist tot.«
»Ich will sie trotzdem sehen.«
»Nein!«
Fatima flüsterte: »Was habt ihr zu verbergen? Was ist das? Warum sagt ihr nicht die Wahrheit?«
»Was meinen Sie?«
»Tun Sie nicht so, Mary. Ihr steckt alle unter einer Decke. Ihr habt ein Kind gebraucht. Kann sein, dass euch die Hölle diese Aufgabe übertragen hat. Ihr brauchtet ein Kind, aber kein totes, sondern ein lebendiges. Aber macht euch nichts vor. So leicht gibt eine Mutter nicht auf, auch wenn sie ihr Kind noch nicht zu Gesicht bekommen hat. In einer Mutter steckt Kraft. Und ich werde kämpfen, das kann ich euch versprechen.«
Mary hatte zugehört, und jetzt zeigte ihr Gesicht einen bedenklichen Ausdruck. »Ich an Ihrer Stelle würde den Mund nicht so voll nehmen. Das könnte sich als Bumerang erweisen.«
»Ach, soll auch ich getötet werden?«
»Wer weiß.«
»Und warum? Nur weil ich ein Kind zur Welt gebrach habe?«
Mary lächelte und streckte ihre Zunge aus dem Mund. »Ein Kind, sagen Sie? Irrtum. Es ist nicht nur ein Kind, es ist das Kind, verstehen Sie? Das Kind.«
»Nein, ich verstehe nicht, aber Sie könnten…«
Die Tür wurde aufgestoßen und Klaus Jäger betrat das Zimmer.
Sehr hastig und schnell. Seine Kittelschöße wehten.
Fatima wollte ihn ansprechen, als sie in sein Gesicht sah, und da wusste sie, dass sich der Arzt vom Freund in einen Feind verwandelt hatte oder auch niemals ihr Freund gewesen war…
***
Es war nicht eben meine Stärke, abzuwarten, bis etwas geschah. In diesem Fall blieb uns nichts anderes übrig. Wir mussten es tun, denn nur Frank Herzog konnte die entsprechenden Nachrichten bringen, die uns weiterbringen würden.
Für uns ging es noch immer um die Existenz des Riesenvogels, der sich nicht hatte blicken lassen.
Einen Vorteil hatte die Warterei. Wir konnten das schöne Wetter genießen, im Garten liegen und bis zum See schauen, an dessen Anblick man sich nicht sattsehen konnte.
Dagmar Hansen hatte sich ins Haus zurückgezogen. So konnten Harry Stahl und ich in aller Ruhe unsere Gedanken austauschen und darüber sprechen, was er und ich in der letzten Zeit so erlebt hatten.
Zwischendurch hatte ich eine SMS aufs Handy bekommen. Suko wollte wissen, wo ich mich herumtrieb.
Ich telefonierte zurück. Als er hörte, dass ich in Deutschland am Tegernsee in einem wunderschönen Garten ein Sonnenbad nahm, da wollte er es kaum glauben. Erst als Harry mit ihm gesprochen hatte, war alles klar.
»Und du bist privat dort?«
»Halb und halb.«
»Wen jagst du denn? Ein Seemonster?«
»Nein, einen Riesenvogel.« Suko fasste die Antwort als Scherz auf, bis ich ihn eines Besseren belehrte.
»Dann rupf ihm mal die Federn«, sagte er zum Abschluss.
»Werde ich machen.«
»Ach ja. Soll ich Sir James Bescheid geben?«
»Nicht unbedingt. Ich denke, dass ich am Montag wieder im Büro sitze.«
»Dann grüß Dagmar von mir.«
»Mach ich.«
Harry Stahl hatte seine Liege nach hinten gekippt. Er kam jetzt wieder hoch und fragte: »Ob Fatima Herzog schon entbunden hat?«
»Könnte sein.«
»Dann hätte uns ihr Mann ruhig Bescheid geben können.«
»Der ist als junger Vater viel zu aufgeregt. Mir würde es auch nicht anders ergehen. Aber ich hoffe, dass alles glatt über die Bühne gegangen ist.«
»Das hoffe ich auch«, sagte Dagmar
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