Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1571 - Der fliegende Tod

1571 - Der fliegende Tod

Titel: 1571 - Der fliegende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
werden. Als er einen Blick in das Gesicht des Mannes warf, der sein Freund sein wollte, da wusste er, dass man ihm längst noch nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte.
    »Ich konnte nichts machen«, murmelte der Arzt.
    »Wobei?«
    »Bei der Geburt.«
    Frank Herzog schnappte nach Luft. »Dann ist etwas schiefgegangen?«
    »Leider.«
    »Was ist mit Fatima?«
    »Sie lebt.«
    Herzog fiel ein Stein vom Herzen. Aber es war nur ein kleiner. Ein größerer Brocken lag nach wie vor auf seiner Brust, und der wollte auch nicht wegrollen.
    »Meine Tochter…«
    »Bitte, Frank, wir haben alles versucht, das musst du mir glauben. Alles, was in unseren Kräften stand. Doch ich muss dir sagen, dass wir es nicht geschafft haben.«
    Frank Herzog verlor allmählich seine Gesichtsfarbe. Er wurde immer blasser und verspürte einen kalten Schauer, der von innen kam.
    »Neinnein…«
    »Doch, Frank.«
    Herzog schluckte. Er konnte nicht mehr sprechen. Seine Augen weiteten sich. Der Mund blieb offen, und tief aus seiner Kehle drang ein schrecklicher Laut.
    »Ist sieist sie…?«
    Klaus Jäger nickte, bevor er mit leiser Stimme sagte: »Ja, Frank, sie ist tot…«
    ***
    Man hatte ihr geraten, nicht sofort nach der Entbindung aufzustehen, aber daran wollte sich Fatima Herzog nicht halten. Sie wollte wissen, was passiert war. Bei dieser Mary hatte sie immer mehr den Eindruck, dass sie zwar viel redete, aber nichts sagte. Und das war schlimm für sie.
    Sie hatte ein Mädchen geboren. Das war Fakt. Doch warum wollte man ihr die Kleine nicht zeigen? Jede Mutter bekam ihr Kind mit ins Wochenbett.
    Nur sie nicht.
    Ging es der kleinen Suleika wirklich so schlecht oder spielten da noch andere Dinge eine Rolle?
    Sie hatte keine Ahnung. Es lief alles verkehrt. Aus der Freude war die große Angst geworden.
    Es ging um ihr Kind. Darum entwickelte Fatima Bärenkräfte. Sie wollte nicht mehr im Bett bleiben, obwohl ihr der Unterkörper schmerzte. Sie wollte zu ihrem Kind. Sie wollte es sehen, in den Arm nehmen, es streicheln, einen Kontakt zu der Kleinen haben. Alles andere interessierte sie nicht, bis auf die Tatsache, dass sie auch ihren Mann endlich bei sich haben wollte. Gemeinsam waren sie stärker.
    Fatima richtete sich auf. Es war eine etwas schwerfällige Bewegung. Sie ignorierte die Schmerzen im Unterleib und sah ihren Morgenmantel nicht weit entfernt an einem Haken neben der Tür hängen.
    Sie wollte ihn überstreifen und erst dann das Zimmer verlassen. Wie es draußen auf dem Flur aussah, wusste sie nicht. Es war so gut wie keine Erinnerung vorhanden, und auch das kam ihr seltsam vor. Andere Frauen erlebten die Fahrt in den Kreißsaal und konnten sich anschließend auch daran erinnern.
    Das war bei ihr nicht so, und darüber ärgerte sie sich wahnsinnig.
    Sie zog den Mantel über. Ihre Finger zitterten, und wenn sie an die Zukunft dachte, bekam sie heftige Beklemmungen. Ihr Leben hatte sich auf den Kopf gestellt.
    Und Klaus Jäger kam auch nicht.
    Darüber machte sie sich ebenfalls Gedanken. War er zu feige, ihr die Wahrheit zu sagen?
    Mittlerweile kam sie sich vor wie von einem regelrechten Lügengespinst umgeben.
    Sie ging zur Tür. Plötzlich fürchtete sich Fatima davor, den Raum zu verlassen. Sie hatte Angst. Auf der anderen Seite steckte in ihr die Kraft einer Mutter. Sie war wie ein Motor, der sie aus dem Zimmer trieb.
    Es kam nicht dazu. Noch bevor sie die Tür erreicht hatte, wurde sie heftig nach innen gestoßen, und Fatima hatte Glück, nicht von der Kante erwischt zu werden.
    »He, was soll das?«
    Die scharfe Stimme der Krankenschwester ließ sie zusammenzucken.
    Mary schloss die Tür sofort wieder und baute sich wie eine Wächterin vor ihr auf.
    Fatima wich zurück. Sie fand die Lage bizarr. Nie hätte sie sich vorstellen können, dass so etwas möglich war. Sie hatte plötzlich den Eindruck, eine Gefangene zu sein.
    »Was soll das?«, flüsterte sie.
    Mary lachte, und sie lachte so, wie Fatima sie noch nie zuvor gehört hatte. Es war so etwas wie ein hässliches Gegacker. Auch der milde und verständnisvolle Ausdruck war aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie präsentierte jetzt ihr wahres. Es war eine böse Fratze, und dieser Ausdruck war auch in den Augen.
    »Was soll das?«, fragte Fatima noch mal.
    »Du wirst hier im Zimmer bleiben. Ist das klar?«
    »Wer sagt das?«
    »Ich!«
    Fatima wehrte sich. »Und Sie glauben, dass ich mich daran halte? Da haben Sie sich geirrt. Ich werde das Zimmer verlassen. Ich will endlich meine Tochter

Weitere Kostenlose Bücher