1572 - Das Ritual
dich zu überreden, sofort nach London zurückzukehren.«
»Liegt denn was Besonderes an?«
»Nein, nur die Ohren.«
Ich lachte. »Das ist gut. Wir sehen uns dann bald.«
Es war die letzte Erinnerung, die mir noch durch den Kopf ging, dann schlief ich wieder ein.
Und es wurde ein regelrechter Tiefschlaf, in den ich fiel. Ich hatte auch keine bewussten Träume, ich schlief mich einfach aus, und als ich erwachte, stellte ich mit einem Blick auf die Uhr fest, dass die neunte Morgenstunde bereits begonnen hatte.
Eine schnelle Drehung. Dann der Sprung aus dem Bett. Der Schreck hatte mich noch nicht ganz losgelassen, und so stand ich wie verloren vor dem Bett und wartete darauf, dass etwas passierte.
Das war auch der Fall.
Die Fenster hatte ich in der Nacht nicht geschlossen. Das Klappern von Geschirr drang zu mir hoch. Seine Quelle befand sich auf der Terrasse, und ich musste nicht lange raten, um zu wissen, was dort im Gange war.
Da wurde der Frühstücktisch gedeckt.
Ich hörte auch die Stimmen meiner Freunde und bekam schon ein etwas schlechtes Gewissen, so lange geschlafen zu haben.
, Sicherheitshalber meldete ich mich nicht und betrat erst mal das Bad, in dem sich eine große begehbare Dusche befand. Sie war mein nächstes Ziel. Ich genoss es, die harten Wasserstrahlen auf dem Körper zu spüren. Sie klärten auch irgendwie meinen Kopf und machten die Gedanken frei, sodass sie sich nicht mehr um den Job drehten.
Was meine Freunde an diesem Montag vorhatten, wusste ich nicht. Ich hätte mich am liebsten einfach nur treiben lassen. Doch wie ich Dagmar kannte, stand sicherlich ein Ausflug in die nähere Umgebung auf dem Programm. Aber das ließ sich alles am besten beim Frühstück besprechen, Ich beeilte mich. Das Haar rubbelte ich mir halb trocken, kämmte es kurz durch, zog eine weiße Hose an, dazu ein blaues Hemd, das ich nicht in die Hose steckte, dann machte ich mich auf den Weg nach unten.
Mein Ziel war die Terrasse, die noch nicht im prallen Sonnenschein lag.
Dennoch hatte Harry einen Schirm aufgespannt.
Meine Freunde saßen schon im etwas kühleren Schatten am gedeckten Tisch.
»He, unser Gast kommt!«, rief Harry und lachte. »Ich glaube, du hast hervorragend geschlafen.«
»Darauf könnt ihr euch verlassen. Tut mir trotzdem leid, dass ich so lange im Bett gelegen habe. Ich hätte…«
Harry winkte ab. »Unsinn, setz dich. Wir haben auch erst angefangen. Immerhin haben wir Urlaub.«
»Du sagst es.« Ich lächelte und nahm Platz.
Der Tisch war toll gedeckt worden. Sogar der frische Blumenstrauß fehlte nicht. Dagmar hatte Wiesenblumen gepflückt und sie in eine kleine Vase gestellt, die zum Porzellan passte, das ein rustikales Dekor hatte.
Auch meine Freunde waren sommerlich gekleidet. Dagmar hatte sich für eine hellblaue Jeans entschieden und trug dazu eine weiße, weit geschnittene Bluse mit zarten gelben Streifen. Ihr natürliches rotes Haar hatte sie hochgesteckt und ihr Gesicht mit einer Sonnencreme eingerieben. Neben ihr auf einem Stuhl lag ein sommerlicher Strohhut.
Käse, Wurst, Marmelade, Eier - es gab alles, was das Herz begehrte.
Nur auf Müsli hatten die beiden verzichtet, was mir sehr recht war, denn ich war jemand, der gern deftig frühstückte.
Ich hob meine Arme und fragte: »Ja, womit soll ich anfangen? Das sieht ja alles toll aus.«
»Schlag einfach zu«, sagte Harry.
»Werde ich auch machen. Langer Schlaf, großer Hunger.«
»So muss das sein«, bestätigte Dagmar.
Ich begann mit meinem Ei, das perfekt gekocht war. Nicht zu weich und nicht zu hart.
Wir ließen uns Zeit. Der Kaffee schmeckte, der Orangensaft war frisch gepresst, und mich überkam das Gefühl einer satten Trägheit. Ich war sogar zu faul aufzustehen, denn ich genoss auch den Blick bis hinab zum See, wo nur wenige Segler und Surfer zu sehen waren, ganz im Gegensatz zum hinter uns liegenden Wochenende.
Ich stellte die entscheidende Frage.
»Und? Wie soll es weitergehen? Was habt ihr für heute an Plänen?«
Beide schauten sich an. Keiner wollte so recht antworten.
»Keine?«
Dagmar nickte. »Doch, wir haben uns schon Gedanken gemacht. Zumindest, was den heutigen Tag angeht.«
»Und?«
»Schoppen.« Die Antwort kam von Harry, und sie hörte sich alles andere als begeistert an. »Wenn du nicht mitkommen willst, John, kein Problem. Du kannst ja hier die Idylle genießen. Ich habe Dagmar nur versprochen, dass ich sie begleiten werde.«
»Klar.«
»Dann bleibst du hier?«
Ich schüttelte den
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