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1573 - Blick in die Zeit

Titel: 1573 - Blick in die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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weiß ganz genau, worum es geht. Andernfalls hätte sie vorhin nicht behauptet, daß es nur ein Scherz gewesen sei.
    Es war eine Erleichterung für ihn. Endlich wußte er, woran er war.
    Und gleichzeitig war es ein Schock.
    Mirona Thetin mußte schon vom ersten Augenblick an gewußt haben, daß Nermo Dhelim die lebensspendenden Geräte nicht erst zu bauen brauchte. Ihr war sofort klar gewesen, daß er diese Geräte bereits besaß. Und sie war nicht gewillt, sich eine solche Chance entgehen zu lassen.
    Sie war nur aus einem einzigen Grund zu ihm gekommen: Um sich das ewige Leben zu holen.
    Sie lächelte. „Laß uns noch einmal in Ruhe über alles reden!" schlug sie vor.
    Sie sprach so sanft, als hätte sie es mit einem Kind zu tun, das noch zu dumm und zu unvernünftig war, um einsehen zu können, wann es im Unrecht war. „Es gibt nichts mehr zu bereden", sagte Nermo Dhelim schroff.
    Sie schaltete sofort um.
    Der Wissenschaftler fragte sich, wie oft sie das schon getan haben mochte, ohne daß er es bemerkt hatte.
    Seit wie langer Zeit hatte sie ihn schon benutzt und manipuliert? Und wie, um alles in der Welt, hatte er so blind sein können, daß es ihm nie zuvor aufgefallen war? „Laß mich von dir Abschied nehmen!" sagte Mirona Thetin leise und kam näher.
    Er wich vor ihr zurück, aber es war zu spät.
    Sie hielt plötzlich einen Paralysator in der einen und ein Messer in der anderen Hand. Da wurde ihm endlich klar, daß sie keinerlei Rücksicht mehr nehmen würde. „Bleib stehen, Dummkopf!" befahl sie kalt.
    Nermo Dhelim tat das Gegenteil: Er drehte sich um und rannte. Besser gesagt: Er wollte es tun.
    Die Außenwand des Gebäudes war direkt hinter ihm. Er prallte mit der Stirn dagegen.
    In seinem Schädel dröhnte es. Über das Dröhnen hinweg hörte er ein Lachen.
    Mirona Thetin faßte ihn an der Schulter und riß ihn herum.
    Nermo Dhelim unternahm einen Versuch, der Lemurerin den Paralysator oder das Messer zu entreißen, aber er war viel zu langsam. Mirona Thetin wich ihm mit spielerischer Leichtigkeit aus.
    Sie hob das Messer. Die Klinge blitzte auf. Nermo Dhelim sah es, ohne zu begreifen, was geschah.
    Dann spürte er den Schmerz.
    Er senkte den Kopf und stellte fest, daß Mirona Thetin ihm den rechten Oberschenkel aufgeschlitzt hatte.
    Sie stand vor Nermo Dhelim, nur einen einzigen Schritt von ihm entfernt und doch außerhalb seiner Reichweite. Ihre gesamte Haltung verriet lebhaftes Interesse. Sie beobachtete den Wissenschaftler mit größter Aufmerksamkeit. „Du magst unsterblich sein, aber unverwundbar bist du offenbar nicht", stellte sie fest. „Bist du unsterblich?"
    Er konnte ihr nicht antworten. Das Blut strömte aus der Wunde, die sie ihm beigebracht hatte, und mit dem Blut floß sein Leben davon.
    Jenes Leben, das Jahrtausende hätte währen sollen.
    Nermo Dhelim taumelte, fiel gegen die Wand und rutschte langsam daran hinab.
    Mirona Thetin beugte sich über ihn. Er starrte sie an und konnte nicht glauben, was er sah.
    Sie hatte ihre Maske fallen lassen. Was dahinter zum Vorschein gekommen war, stimmte nicht mit dem Bild überein, das Nermo Dhelim sich bisher von ihr gemacht hatte.
    Diese andere, unbekannte Mirona Thetin war kalt und gierig. Sie war gar nicht fähig, irgend jemanden zu lieben. Es war alles nur Lug und Trug.
    Aber sie war immer noch wunderschön.
    Und gerade ihre Schönheit war es, die den Wissenschaftler mit Grauen erfüllte. „Wo hast du es?" fragte sie leise. „Du trägst es doch sicher bei dir, nicht wahr? Ist es nicht eine entsetzliche Enttäuschung für dich, daß es noch nicht einmal imstande ist, die Blutung zu stillen?"
    Sie entdeckte die dünne Kette an Nermo Dhelims Hals und lächelte. „Da haben wir es ja schon", sagte sie sanft.
    Sie griff nach der Kette. Er spürte die Berührung und schloß die Augen.
    In Gedanken sah er den ausgeglühten Aktivator vor sich.
    Wenn sie die Kette zerreißt, dachte er, wird sich der Aktivator vernichten. Mirona Thetin wird dabei sterben.
    Und das ist gut so.
    Die anderen Zellaktivatoren lagen in einem sicheren Versteck. Ermigoa würde sie zu finden wissen. Sie kannte dieses Versteck. Mirona Thetin dagegen nicht.
    Arme Ermigoa, dachte Nermo Dhelim, und die Tränen liefen ihm über das Gesicht. Ich hoffe, daß du klüger sein wirst als ich. Triff eine bessere Wahl, als ich es tun wollte! „Nein, so nicht!" hörte er Mirona Thetin flüstern.
    Dann verlor er das Bewußtsein. „Aufwachen, Dummkopf!"
    Nermo Dhelim zuckte

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