1574 - In den Händen des Folterers
die Umleitung bewußt verursacht."
„Wo sind wir?" Alaska hoffte, daß der Nakk ihm auch weitere Auskünfte geben würde, und er wurde nicht enttäuscht. „Dies ist das Shivor-Tor", antwortete Ciloreem. „Es liegt im Hoheitsgebiet der Mlironer.
Tormeister ist der Mlironer Sten Ibemen. Das Tor befindet sich im Orbit des Planeten Mondruck, des vierten Planeten der Sonne Shivor. Mondruck hat eine Bevölkerung von etwa zwei Milliarden Mlironern und etwa einer Million Somern."
Alaska wunderte sich, daß der Nakk ihm diese Einzelheiten mitteilte, und ein Gefühl zunehmenden Unbehagens beschlich ihn. Er spürte, daß irgend etwas nicht stimmte. „Und? Wohin fliegen wir?" fragte er. „Oder geht es noch zu einem anderen Tor? Meinst du nicht, daß es an der Zeit ist, uns zu sagen, was man mit uns vorhat?"
„Wir landen auf Mondruck", erwiderte der Nakk. „Allerdings wird bis dahin noch einige Zeit vergehen. Störe mich jetzt nicht länger. Ich habe ein wichtiges Gespräch zu führen."
Das Bild wechselte, und das Gesicht Sielas erschien im Holowürfel. Sie blickte ihn an, und er erkannte, daß sie ähnlich empfand wie er. „Wir sollten uns umziehen", schlug er vor, und er war sicher, daß sie verstand, was er ihr damit zu verstehen geben wollte. „Mondruck ist der vierte Planet dieses Sonnensystems. Ich schätze, daß es dort ziemlich kühl ist."
Sie nickte. Sie hatte erfaßt, was er meinte. Zur Zeit trugen sie keine SERUMS, von jetzt an durften sie auf diesen speziellen Schutzanzug mit seiner Vielzahl von hochtechnischen Geräten nicht mehr verzichten. Mit seiner Hilfe konnten sie vor allem Verbindung mit MUTTER halten, vorausgesetzt, sie waren nicht gerade Lichtjahre weit von ihr entfernt.
Tormeister Sten Ibemen blickte unwillig auf, als die beiden Nakken Ciloreem und Taruane auf ihren Antigravkissen in seinen Arbeitsraum schwebten. Drei mlironische Mitarbeiter, die bei ihm waren, erhoben sich von ihren Plätzen und gingen grußlos an den Nakken vorbei nach draußen.
Der Tormeister blieb hinter seinem Arbeitstisch sitzen, dessen Platte bis auf eine syntronische Schalteinheit, die darauf lag, leer war. In die Platte eingelassen waren mehrere holografische Monitoren, die ihm eine Verbindung zu den verschiedenen Bereichen des Transmittertors ermöglichten. „Was gibt es?" fragte Ibemen. Er entsprach in jeder Hinsicht der Vorstellung, die man sich im allgemeinen von einem Mlironer machte. Er war etwas mehr als zwei Meter groß, überaus schlank, wirkte durch die weit hervortretenden Schlüsselbeine eckig, hatte einen stark ausladenden Hinterkopf, große Augen mit bläulichgrün schimmernder Regenbogenhaut und einen dunklen Spitzbart, der das Kinn etwas weniger schmal erscheinen ließ, als es tatsächlich war.
Seine Hände lagen ruhig auf dem Tisch, und die Nägel seiner fünf Finger sahen aus, als bestünden sie aus Perlmutt.
Er wirkte stolz und edel, und er bot das Bild eines Mannes, der fest in sich und seinen unverrückbaren Prinzipien ruhte. Dazu bot er die Ausstrahlung einer Führungspersönlichkeit, wie sie nur wenige Mlironer auszeichnete. „Wir sind hier, um die Ausführung eines vorbereiteten Plans zu beenden", erklärte Ciloreem. „Dabei geht es um die beiden Gorims, die in unserem Gewahrsam sind."
„Was ist mit Ihnen?" fragte der Tormeister, ohne besonderes Interesse zu bekunden. „Sie wurden in der Nähe des Shant-Tores aufgegriffen, als sie dort zunächst spioniert und später versucht haben, das Tor mit einer Sprengladung zu vernichten", erwiderte Ciloreem. „Zu diesem Zeitpunkt gehörten zwei weitere Gorims zu ihnen. Sie befinden sich auf einem anderen Raumschiff, das uns inzwischen mit unbekanntem Ziel entkommen ist."
„Warum erzählst du mir das?" fragte Ibemen. Sein Interesse erwachte, da er die Gefahr sah, auch auf das Shivor-Tor, für das er verantwortlich war, könne ein Anschlag verübt werden. „Weil wir vorhaben, die beiden Gorims nach Mondruck zu bringen", erwiderte Taruane. „Diesen Plan haben wir schon gefaßt, als es uns beim Shant-Tor gelang, die Attentäter zu fassen."
„Inzwischen haben wir uns mit Erfolg um ihr Vertrauen bemüht", ergänzte Ciloreem. „Es gelang mir, ihnen eine Reihe von Informationen zu entlocken. Das Resultat war überraschend."
Sten Ibemen war ein aufrechter und geradlinig denkender Mann, dem es schwerfiel, andere mit einem raffiniert eingefädelten Spiel zu täuschen, so, wie es die Nakken mit Alaska Saedelaere und Siela Correl getan hatten. Er
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