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1575 - Der Gesang des Lebens

Titel: 1575 - Der Gesang des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich der Holoschirm wieder. Der Alte starrte ihn prüfend an. „Vielleicht bist du es. Aber ich bin nur ein kleiner Kontrollflieger. Ich werde diese Entscheidung nicht treffen.
    Ich soll dir folgendes sagen: Der Sänger wird gebeten, in einer Stunde auf dem Raumhafen von Merbipur zu landen. Dort wird der Singlehrer Vogan Dool ihn prüfen."
    „Warum erst in einer Stunde?" fragte Salaam Siin zurück. „Wenn du wirklich einer der Großen Sänger bist, mußt du es wissen."
    Der Schirm erlosch. Er saß lange in seinem Sessel, ohne zu wissen, was er jetzt tun sollte. „Salaam Siin?" Stalker hatte sich mit seiner vollen Größe von zwei Metern vor dem Ophaler aufgebaut. „Dieser niedere Kontrolleur hat gesagt, du wüßtest um die Bedeutung der Wartezeit."
    „Ja", sang er, „das weiß ich auch. Die Qualität eines Sängers erweist sich erst im gemeinsamen Gesang mit einem Chor. Ich habe Angst, Stalker. Ich bin lange fort gewesen. Ich habe keine Zeit, den ophalischen Gesang langsam wieder zu lernen. Aber da unten wartet ein ganzer Chor auf mich."
    Die HARMONIE ging am Rand der Tagseite Zaaturs nieder, in einem Gebiet, in dem die Sonne gerade aufgegangen war. Der Syntron hatte die Lage des Raumhafens von Merbipur rasch ermittelt.
    Nicht mehr als neun Schiffe- standen dort unten. Raumfahrzeuge waren Mangelware in den zwölf Galaxien. Zu nahe war noch die kosmische Katastrophe, die das psionische Netz für estartische Raumschiffe unpassierbar gemacht hatte.
    Normaler Antrieb hatte damals kaum existiert. Es war nicht möglich, in weniger als tausend Jahren einen gigantischen Nachholbedarf wettzumachen.
    Nur eine Stelle des Hafens sah belebt aus. Es handelte sich um einen Bereich nahe der Leitstation, wo einige hundert Gestalten zusammengekommen waren. „Da unten herrscht ein ziemlicher Auflauf", stellte Stalker fest. „Ja."
    Salaam Siin stellte mit einiger Besorgnis fest, daß der Leitstrahl sie direkt auf die Menge zusteuerte. „Eine Bitte, Sänger ..."
    „Was ist denn?" Er war kaum in der Lage, sich jetzt auf Stalkers Worte zu konzentrieren. Und er fühlte, daß Stalker genau deshalb jetzt mit ihm sprach, weil er in diesem Augenblick von Salaam Siin nahezu alles haben konnte. „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Nachdem in der Galaxis Muun, unter meinem eigenen Volk, niemand mehr meinen Namen kannte, will ich keine weitere Enttäuschung mehr erleben. Die Ophaler sollen nicht wissen, daß ich ein Sotho bin."
    Nun wandte der Meistersänger doch noch erstaunt den Hals. „Ich verstehe nicht", sang er. „Warum plötzlich so bescheiden?"
    Stalker sah aus, als wolle er jeden Moment zusammenbrechen. „Hast du nicht ein bißchen Verständnis?" klagte er laut. Aus großen Augen schaute er Salaam Siin bittend an. „Ich ertrage es nicht, weiterhin ein Niemand zu sein. Dann bin ich lieber der Sotho Tal Ker, der aus dem Hintergrund operiert. So werde ich wenigstens ernst genommen. Niemand sieht mich krumm an, weil er mich für einen Wichtigtuer hält."
    Die Miene des Klons wirkte so herzerweichend, daß Salaam Siin keine Wahl hatte. „Also gut", meinte er. „Ich werde dich einfach nur als Stalker vorstellen."
    Die Miene des Klons schlug von einer Sekunde zur anderen in Triumph um. „Sehr gut, damit ist mir gedient."
    Salaam Siin hörte seinem Begleiter keine Sekunde länger zu. In diesem Augenblick setzte die HARMONIE auf. In der Tat, ringsum hatte sich die Menge auf dreihundert Ophaler vergrößert. Und auf den Bildschirmen sah es so aus, als wachse die Anzahl mit jeder Sekunde. „Ich werde hinausgehen", verkündete er.
    Salaam Siin erhob sich und schritt auf wackligen Beinen zum Antigravschacht. Stalker folgte ihm in einiger Entfernung. „Schleuse auf!" zischte er.
    Von einer Sekunde zur anderen hüllte ein unglaublich dichter, psionisch aufgeladener Klangteppich ihn ein.
    Seine Borkenhaut schien jeden einzelnen Ton in sich aufzusaugen, und in den Sinnesknospen entstand ein seltsames Kribbeln. Der Geist war langsam - aber der Körper wußte genau, wohin er gehörte.
    Allmählich legte sich der Geräuschpegel.
    Sie sahen ihn jetzt.
    Salaam Siin gab keinen Ton von sich, bis jedermann schwieg. Er pumpte zunächst seinen Membrankranz auf, dann intonierte er mit aller Sorgfalt: „Mein Name ist Salaam Siin. Und ich habe mich seit langer Zeit auf diesen Augenblick gefreut."
    Er hatte allen psionischen Ausdruck in seine Stimme gelegt, über den er verfügte. Und das war damals, zur Zeit der Ewigen Krieger, mehr als

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