1577 - Endstation Etustar
sich zu Dao-Lin-H'ay um und wartete darauf, daß ihre berühmte Artgenossin etwas sagte.
Dao jedoch schwieg, und ihr Schweigen stellte ein uneingeschränktes Lob für Vin-Shun dar. „Es wird nicht nötig sein, auf Hubei zu landen", meinte Tek. „Wir können im Orbit warten, bis Thurau eintrifft."
„Das wäre ein Fehler", erklärte Vin-Shun-H'ay. „Ich will dir keine Vorschriften machen, Tekener. Im Orbit haben die Somer ihre Spion-Sonden, denen nichts entgeht. Auf Hubei jedoch richten sie nichts aus. Wir kennen Thurau gut genug, um zu wissen, daß er dies berücksichtigt. Wenn du ihn treffen willst, mußt du hinab!"
„Ich bin einverstanden." Der Terraner lehnte sich zurück. Je unauffälliger das Ganze vor sich ging, desto besser. Noch wußte er nicht genau, was Thurau eigentlich plante. Der Nachkomme von Vironauten hatte lediglich durchblicken lassen, daß er über die nötigen Verbindungen verfügte, um ihnen bei ihrem Vorhaben behilflich zu sein.
Tek verfolgte, wie die UMBALI-Endstufe in einen Orbit um Hubei ging und die Landung einleitete. Mehrere Funksprüche mit der Hafenkontrolle wurden gewechselt. Vin-Shun vermied es, den hohen Besuch zu erwähnen, den sie mitbrachte. Die Somer hätten mitgehört und sofort Bescheid gewußt. So aber drehte ihr somerisches Begleitschiff ab und kehrte in den Leerraum jenseits des Planeten zurück. Auf einem Bildschirm tauchte eine Vergrößerung eines Teiles der Oberfläche auf, und Dao-Lin deutete auf den dunklen Fleck, der vom üppigen Grün eines Kontinents und vom Blau eines Meeres gesäumt wurde. „Hangay!" sagte sie. „Das ist Hangay, die alte kartanische Siedlung."
„Sie heißt auch heute noch so", bestätigte die Kommandantin Bansejs. „Es gab keinen Grund, den Namen zu ändern. Wir werden auf dem Hafen Hangays landen. Soeben kommen die Koordinaten und der Peilstrahl herein."
Der Mann zwischen den Behältern trug einen Mantel, der mehr an einen Sack denn an ein Kleidungsstück erinnerte. Über die Hände hatte er Handschuhe gezogen, und er hantierte an einem Gegenstand herum, der sich um alle drei Achsen drehte und dabei quietschte und jaulte. Von den Handschuhen tropfte unentwegt ein dünnflüssiges Schmiermittel zu Boden und bildete eine Lache, die die Stiefel des Mannes einschloß.
Er beachtete es nicht. Seine Aufmerksamkeit war allein auf den Gegenstand gerichtet, und als der nach einer Weile noch immer keine Ruhe gab, lehnte er sich ein wenig zurück, hob den rechten Fuß mit der feuchten Sohle und verpaßte ihm einen Fußtritt, der ihn ein paar Meter weit durch die Luft beförderte.
Dort blieb er hängen und stellte seine nervtötende Geräuschkulisse ein. „Endlich. Warum nicht gleich", brummte der Mann und zerrte sich die Handschuhe von den Fingern. Dann wischte er sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirnglatze und fuhr sich durch die schwarzen Locken, die im Nacken in einer kunstvollen Welle endeten.
Ein kleiner Roboter surrte herbei und nahm ihm den Sack ab, unter dem seine Kombination zum Vorschein kam. Sie unterschied sich nur geringfügig von dem Sack. Der Mann griff in eine der Taschen und holte einen winzigen Minikom in Schneckenform heraus. „Ich hoffe, ihr habt alles auf gezeichnet", sagte er. „Mit dem zweiten Prototyp werden wir es schaffen!"
„Alles in Ordnung, Norman", kam die Antwort aus der Entwicklungsabteilung. „Du kannst heraufkommen und den Gegenstand mitbringen."
Norman Thurau, seines Zeichens größter vironischer Spielzeughersteller des Tarkaniums und der ganzen Nordseite von Absantha-Gom, zuckte mit den Schultern und warf beiläufig einen Blick hinüber zum Puppenturm, dem Verwaltungstrakt seiner Firma. Die digitalen Ziffern auf dem Mauerwerk zeigten ,ihm an, daß die achte Stunde begonnen hatte. Er hatte die Zeit mit dem Prototyp verplempert und dabei völlig vergessen, sich über das auf dem laufenden zu halten, was außerhalb der Fabrik, außerhalb Hangays und außerhalb des Planeten vor sich ging. Er stieß einen Fluch zwischen den Zähnen hervor, schickte den Prototyp mit der Robotpost hinauf in die Werkstatt und verschwand im Puppenturm, wo Sibylle ihn mit einem fruchtigen Drink empfing. Die Blonde gab den Weg in sein Büro frei. „Vandergold hat angerufen", plapperte sie drauflos. „Er will die Manthha-Serie in einer Woche abholen."
„Terranische Woche oder hubeische?"
„Das hat er nicht gesagt."
Thurau blieb stehen, und Sibylle prallte gegen ihn. „Mein liebes Kind", knurrte er in einem
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