158 - Die Seele aus dem Zwischenreich
hergeholt hatte, löste sich Sterling Dru auf.
***
Cruv, der Gnom von der Prä-Welt Coor, öffnete mir die Tür. Der häßliche, aber ungemein sympathische Kleine war Tucker Peckinpahs Leibwächter. Er trug gutgeschnittene Maßanzüge, und wenn er ausging, hatte er zumeist eine schwarze Melone auf dem Kopf, damit er größer wirkte. Er hatte dann auch immer seinen schwarzen Ebenholzstock bei sich, dem man nicht ansah, daß es sich um eine Waffe handelte, mit der Cruv hervorragend umgehen konnte.
Der Knirps freute sich, mich zu sehen, und schüttelte mir grinsend die Hand. Auf der Parallelwelt Coor hatte er nichts zu lachen gehabt, dort war er Freiwild für jedermann und unzähligen Gefahren ausgesetzt gewesen. Seit er bei uns war, lebte er ruhiger und ungefährlicher - wenn man von den Auseinandersetzungen mit Vertretern der schwarzen Macht absah.
Es lag noch nicht lange zurück, da hatte ein Dämon namens Lenroc unseren kleinen Freund zu einem gefährlichen Teufelszwerg machen wollen.
Der Gnom fragte nach Vicky.
»Es geht ihr gut«, sagte ich.
»Ist mit Roxane und Mr. Silver auch alles in Ordnung?« wollte der Kleine wissen.
»Alles bestens«, antwortete ich. »Roxane befindet sich zur Zeit auf einem Trip durch die Dimensionen.«
»Wozu?«
»Sie sucht nach einer Möglichkeit, das Höllenschwert ›weißzuwaschen‹. Wenn uns das gelänge, wäre die Waffe für unsere schwarzen Gegner unbrauchbar.«
Cruv grinste. »Das wäre kein übler Schachzug. Neuigkeiten von Metal?«
Ich schüttelte den Kopf. Metal war mit seiner Freundin Cardia, einer Reisenden, die es nie lange an einem Ort aushielt, fortgegangen.
Cruv führte mich zu Tucker Peckinpah. Auf dem Weg zu dessen Arbeitszimmer sprachen wir über den Alchimisten Dwight Yulin und dessen Diener, die es glücklicherweise nicht mehr gab.
Wenig später betraten wir einen holzgetäfelten Raum, den Kommandostand des Industriellen.
Ich war Profi im Kampf gegen Geister und Dämonen - Peckinpah mein Sponsor, damit ich keine finanziellen Sorgen hatte.
Er nahm die unvermeidliche Zigarre aus dem Mund und begrüßte mich herzlich. Dieser Mann hatte seine Finger in so vielen Unternehmen, daß es unmöglich war, sie alle aufzuzählen. Er mischte im Ölgeschäft mit, finanzierte Versuche zur Verflüssigung von Kohle, ließ sein Geld in der Kunststoff- und in der Computerbranche arbeiten, besaß Aktien multinationaler Konzerne und hatte in etlichen Aufsichtsräten ein gewichtiges Wort mitzureden.
Es gab nicht viele Männer wie ihn. Tucker Peckinpah war etwas Besonderes, und es erfüllte mich mit Stolz, daß wir Freunde waren.
Seine Computer speicherten nicht nur geschäftliche Dinge. Auf den Magnetbändern befanden sich auch andere Informationen - top secret, streng geheim.
Was immer sich im schwarzen Dunstkreis zeigte, wurde von Tucker Peckinpah erfaßt und abgespeichert, um bei Bedarf auf Knopfdruck aus der Versenkung hochgeholt zu werden. Namen, Zahlen, Daten, Fakten hatten Eingang gefunden in die Welt der Mikrochips. Hinzu kam eine umfangreiche Bibliothek, die uns auf Abruf zur Verfügung stand. Wer einmal nachweislich mit finsteren Mächten zu tun gehabt hatte, befand sich ebenfalls in Peckinpahs Computer.
Sein Geld und dieses festgehaltene Wissen sollten uns die Arbeit erleichtern.
Darüber hinaus griff uns der Industrielle auch immer wieder mit seinen sagenhaften Verbindungen unter die Arme.
Wir setzten uns in lederne Clubsessel, und Cruv brachte mir einen Pernod. Tucker Peckinpah bekam von seinem Leibwächter einen Bourbon on the rocks.
Ich erfuhr von Peckinpah, warum er mich zu sich gebeten hatte. Er verfügte über viele Kanäle, und durch einen war ihm zu Ohren gekommen, daß ein Mann namens Sterling Dru ein Mädchen grausam ermordet und in seinem Garten vergraben hatte.
»Ein Mann, der als angenehmer, bescheidener Mensch galt«, sagte der Industrielle. »Plötzlich dreht er durch, nimmt Lauren Pleasence mit nach Hause und bringt sie mit dem größten Messer um, das er finden kann.«
»Es kommt leider hin und wieder vor, daß auf einmal der Verstand eines Menschen ausrastet«, entgegnete ich.
Tucker Peckinpah zeigte sich gut informiert, und ich erfuhr alles, was er wußte. Als er erwähnte, daß sich Sterling Dru bei seiner Festnahme aufgelöst hatte, sah ich ihn überrascht an.
»Ich denke, wir sollten uns darum kümmern«, sagte der Industrielle.
»Bin ganz Ihrer Meinung, Partner«, gab ich zurück.
»Irgend etwas muß mit Dru passiert sein«,
Weitere Kostenlose Bücher