158 - Die Seele aus dem Zwischenreich
geworden, gegen die das Mädchen keine Chance gehabt hatte.
Ich muß hier raus, muß zurück in mein Haus!
Er hörte Sterling Dru unten rumoren - Möbel schieben, Tische und Stühle rücken.
Fix pirschte auf die Tür zu und streckte den Kopf vorsichtig hinaus. Konnte es ihm gelingen, die Treppe hinunterzuschleichen und unbemerkt das Haus zu verlassen?
Vielleicht war das zu schaffen, aber wenn Dru ihn später, auf dem Weg zurück, erblickte, würde er sofort Bescheid wissen und etwas gegen ihn unternehmen.
Dru würde hinüberkommen und ihm den Garaus machen. Großer Gott, er saß gehörig in der Patsche, und er hatte sich diese abscheulich schmeckende Suppe selbst eingebrockt. Niemand würde ihm helfen, sie auszulöffeln.
Sterling Dru ging mit Eimer und Scheuerlappen daran, die Blutspuren zu entfernen. Warum erst jetzt? fragte sich Warren Fix. Das Blut ist doch seit der vergangenen Nacht da, und solange es frisch war, also noch nicht eingetrocknet, hätte es sich leicht aufwischen lassen. Aber Dru scheint nach dem Mord seelenruhig zu Bett gegangen zu sein. Die grausame Tat scheint ihn nicht im geringsten zu belasten.
Fix wagte sich bis zur Treppe vor, aber er brachte den Mut nicht auf, die Stufen hinunterzusteigen, denn es bestand die Gefahr, daß er dem Mörder direkt in die Arme lief.
Dru fiel im Wohnzimmer die halb offene Terrassentür nicht auf. Er öffnete sie ganz, ohne sich daran zu erinnern, daß sie geschlossen gewesen war, und rückte den Blutspuren - von denen einige recht hartnäckig geworden waren - auf den Natursteinen zuleibe.
Sobald sie verschwunden waren, kehrte er ins Wohnzimmer zurück und arbeitete dort weiter.
Warren Fix versuchte die Zeit abzuschätzen, die vergehen würde, bis Dru im Obergeschoß angelangte.
Hatte er mehr Glück, unentdeckt zu bleiben, wenn er sich in einem anderen Zimmer versteckte? Er öffnete zwei Türen. Der zweite Raum war Sterling Drus Schlafzimmer, und Warren Fix entdeckte auf dem Nachttisch ein Telefon.
Das war vielleicht die Rettung!
Fix betrat das Schlafzimmer des Nachbarn und schloß die Tür gewissenhaft hinter sich.
Unten gab es bestimmt auch einen Apparat, und wenn er von hier aus telefonierte, würde unten ein Lämpchen leuchten. Wenn Dru das bemerkte… dann gute Nacht.
Aber Fix mußte das Risiko eingehen. Er sah keine andere Chance für sich.
Nervös nagte er an der Unterlippe, während er sich dem Telefon näherte. Als er den Hörer anhob, kam er ihm zentnerschwer vor. Zitternd wählte er den Polizeinotruf.
»Ich befinde mich in einer schrecklichen Lage!« flüsterte er in die Sprechrillen. »Sie müssen mir helfen!«
»Könnten Sie etwas lauter sprechen, Sir?« bat der Beamte am anderen Ende. »Sie sind sehr schlecht zu verstehen.«
»Nein, kann ich nicht! Ich bin in großer Gefahr! Wenn man mich entdeckt, muß ich sterben!«
»Wie ist Ihr Name, Sir?«
»Warren Fix.«
»Wie bitte?«
»Verdammt, es ist nicht wichtig, daß Sie meinen Namen richtig schreiben! Ich brauche Hilfe. Ich befinde mich im Haus eines Mörders!« Wieder verstand ihn der Polizist nicht. Fix mußte es wiederholen.
»Sterling Dru heißt der Mann«, fuhr Fix fort. Er hielt den Hörer mit beiden Händen, als befürchte er, er könnte ihm aus den schweißgefeuchteten Fingern rutschen, sein Blick war starr auf die Tür gerichtet. Je länger das Gespräch dauerte, desto größer war die Gefahr, daß Dru das leuchtende Lämpchen bemerkte, die Treppe heraufkam und nachschaute, wer in seinem Schlafzimmer telefonierte. Fix nannte hastig Drus Adresse. »Der Mann hat in der Nacht ein Mädchen ermordet. Im Augenblick ist er damit beschäftigt, die Blutspuren zu beseitigen. Wenn er mich entdeckt, bringt er mich auch um, das müssen Sie verhindern. Bitte kommen Sie schnell und holen Sie mich raus, sonst kriege ich vor Angst noch einen Herzanfall.«
Er wartete nicht ab, bis der Beamte bestätigte, was er gesagt hatte, sondern legte blitzschnell auf.
Dru machte seine grausige Arbeit weiter. Langsam arbeitete er sich an die Treppe heran. Zwischendurch begab er sich in die Küche, um das Wasser zu wechseln, dann setzte er die Säuberung fort.
Warren Fix schlich im Schlafzimmer des Nachbarn hin und her. Immer wieder sah er sich im ovalen Spiegel, und er gefiel sich nicht.
Sein Gesicht war teigig.
»Wie eine Leiche siehst du aus!« ächzte er und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn.
Natürlich zog er auch in Betracht, aus dem Fenster zu klettern und die Flucht zu
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