1580 - Das Zombie-Schiff
zu. »Ich kenne Bill schon seit meiner Studienzeit, und diese Verbindung hat bis heute gehalten.«
»So etwas ist selten.«
»Sie sagen es.«
Wir hatten es nicht mehr weit. Nur noch ein paar Straßenzüge, dann war das Ziel erreicht.
Meine Mitfahrerin war wieder still geworden. Sie wischte ein paar Mal über ihre Augen und atmete nur durch die Nase.
Das Tor zur Zufahrt zum Haus war nicht geschlossen. Wir hatten freie Bahn und ich ließ den Kies unter den Reifen des Porsche wegspritzen.
Als wir anhielten und Maggie Clair den Gurt löste, da schüttelte sie den Kopf und sagte mit leiser Stimme: »Ich habe kein gutes Gefühl, Mr. Sinclair.«
»Und warum nicht?«
»Es ist so ruhig hier. So verdächtig ruhig.«
Ich gab darauf keine Antwort und stieg aus. Verdenken konnte ich ihr diese Reaktion nicht, auch mir war nicht eben wohl zumute.
Sofort änderte ich meinen Plan. Ich sagte zu ihr: »Geben Sie mir bitte den Haustürschlüssel.«
»Warum?«, fragte sie.
»Ich möchte aufschließen. Wir sollten vorsichtig sein und nicht wie die wilden Stiere ins Haus stürmen.«
Mich traf ihr misstrauischer Blick. »Sie ahnen doch etwas, oder?«
»Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ich handle bei meinen Fällen öfter so.«
Ob sie mir das abnahm oder nicht, wusste ich nicht. Jedenfalls überließ sie mir den Haustürschlüssel, der noch mit drei anderen zusammen an einem Ring hing.
Ich wollte auch nicht, dass Maggie Clair beim Betreten des Hauses neben mir stand, und bat sie deshalb, mich zuerst hineingehen zu lassen.
»Gut, dann gehen Sie.«
»Danke.«
Behutsam ließ ich den flachen Schlüssel in das Schloss gleiten, drehte ihn zweimal, dann drückte ich die Tür langsam nach innen, darauf bedacht, jedes verräterische Geräusch zu vermeiden.
Es klappte auch.
Das große Haus empfing mich mit einer seltsamen Stille. Das kam mir jedenfalls so vor. Ich hörte keine Stimmen. Die Villa schien von allen Bewohnern verlassen zu sein.
Ich tat die ersten Schritte und schaute mich um. Es war hell genug, sodass ich sofort die dunkle Gestalt in verkrümmter Haltung auf dem hellen Marmorboden liegen sah.
Es war der Hausherr, Bruce Clair, und ich sah, dass er sich nicht mehr bewegte…
***
Der Anblick schockte mich so sehr, dass ich vergaß, tiefer in die Halle zu gehen. Hinter mir hörte ich Maggie Clairs Flüsterstimme.
»Was ist los, Mr. Sinclair?«
Ich schloss für einen winzigen Moment die Augen. Hatte es Sinn, ihr die Wahrheit zu sagen und sie dann einzulassen? Ich wusste nicht, was hier richtig war, und Maggie Clair ahnte auch etwas.
»Warum gehen Sie nicht weiter, Mr. Sinclair? Ist etwas passiert?«
»Ja. Ihr Mann liegt in der Diele.«
»Was?«
Da ich mich zu ihr umgedreht hatte, sah ich den panischen Ausdruck auf ihrem Gesicht.
»Ist er tot?«
»Ich weiß es nicht. Es muss nicht sein«, antwortete ich wider meiner Überzeugung.
»Dann will ich ihn sehen.« Sie wollte sich an mir vorbeidrängen, doch ich versperrte ihr den Weg.
»Nein, Mrs. Clair. Auch wenn es Ihnen nicht leicht fällt, aber wir müssen jetzt methodisch vorgehen.«
»Das sagen Sie als Polizist. Aber Ihre Frau liegt ja da nicht leblos im Haus.«
Ich sprach mit Engelszungen. »Ich weiß, dass es Ihnen schwerfällt, Mrs. Clair, aber wir müssen damit rechnen, dass sich jemand im Haus aufhält, der sehr gefährlich sein kann. Ich meine es erst.«
»Ich auch.« Sie stand wie eine Statue, die sich nicht aus dem Weg räumen lassen wollte. »Wenn ich Ihnen verspreche, mich zusammenzureißen, auch wenn es mir schwerfällt, würden Sie mich dann einlassen?«
Ich steckte in einer Zwickmühle. Aber ich hatte auch schon die Energie dieser Frau erlebt, atmete schnaufend aus und nickte. Sie würde sowieso versuchen, in das Haus zu gelangen.
»Sie müssen mir nur versprechen, sich völlig ruhig zu verhalten.«
»Ja, das verspreche ich Ihnen.«
»Gut, dann kommen Sie.«
Es würde ein schwerer Gang für sie werden. Da war es verständlich, dass sie nach meiner Hand fasste. Ihre Finger zitterten. Ich hörte sie schnell und hektisch atmen, aber sie sagte nichts zu mir und bemühte sich auch, leise zu sein.
Bruce Clair lag in unserem Sichtbereich. Als seine Frau ihn sah, zuckte sie zusammen. Sie öffnete den Mund, der Schrei musste einfach kommen, und ich wollte ihr schon meine Hand auf die Lippen drücken, als sie nur ausatmete.
Dann löste sie sich von mir, ging zu ihrem Gatten und ließ sich neben ihm nieder. Ich hatte mit einem routinierten
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