1583 - Assungas tödlicher Liebling
Wann musste sie damit rechnen, von anderen Vampiren aufgespürt zu werden?
Nicht während des Tages, und war es auch noch so düster. Das vertrugen die Geschöpfe aus der Vampirwelt nicht. Nein, sie würden bei Dunkelheit erscheinen, und es würden mehr sein als nur zwei von ihrer Sorte.
In ihren und auch in den Augen ihres Anführers hatte sich Rosalie schuldig gemacht. Als Konsequenz kam dafür nur ihre Vernichtung infrage. Wenn sie der entkam, hatte sie gewonnen.
Aber wer würde ihr Beschützer sein?
Assunga hatte davon gesprochen und sie neugierig gemacht. Bisher war sie jedoch nicht schlauer geworden. Er hatte sich noch nicht blicken lassen. Sie wusste nur, dass er auf den Namen John Sinclair hörte, das war alles. Und woher sollte er wissen, wo sich sein Schützling aufhielt?
Dieser Gedanke drängte sich immer stärker in den Vordergrund, wobei er von einem anderen begleitet wurde. Rosalie war ins kalte Wasser geworfen worden. Jetzt musste sie schwimmen, und das nicht nur auf einer Stelle und im Kreis. Sie musste selbst etwas unternehmen!
John Sinclair!
Sie überlegte, was Assunga ihr noch über diesen Menschen gesagt hatte.
Er war ein Polizist, das fiel ihr jetzt wieder ein. Er stand nicht auf Assungas Seite, und trotzdem hatte die Hexe ihn als Helfer auserkoren. Warum?
Sie dachte lange über eine Antwort nach, die eigentlich auf der Hand lag. Wenn dieser Sinclair ein Feind des Teufels war, so war er sicherlich auch ein Feind der gesamten Hölle und wusste, wie Vampire zu vernichten waren, denn sonst wäre er ihr keine Hilfe gewesen. Leider hatte sich Sinclair noch nicht bei ihr gemeldet.
Wenn der Prophet nicht zum Berg kam, dann musste der Berg eben zu ihm gehen.
Er war bei der Polizei. Bestimmt nicht in einem Revier. Sicherlich in einer höheren Institution, und da kam ihr in den Sinn, bei der Metropolitan Police anzurufen.
Hexen und ein Handy.
In dieser modernen Zeit schloss das eine das andere nicht aus. So war es auch bei Rosalie, die das flache Gerät aus ihrer linken Gesäßtasche hervorholte.
Es gab noch die altmodische Auskunft, bei der sie sich die Nummer holen konnte.
Aber sie ging auf Nummer sicher und wählte den Notruf der Polizei. Dann erklärte sie mit wenigen Worten, dass sie sich nicht in Gefahr befand und nur eine Auskunft wollte.
Man half ihr weiter und gab ihr die Sammelnummer von Scotland Yard. Sie schlug sich gegen die Stirn. Dass ihr Scotland Yard nicht gleich eingefallen war, darüber ärgerte sie sich jetzt.
Sie würde sich mit dem Yard in Verbindung setzen und hoffte, dass sie auch im Sinne ihrer großen Meisterin handelte, die so stark auf sie setzte.
Die Verbindung stand. Eine freundliche Frauenstimme meldete sich, und Rosalie redete erst nicht lange um den heißen Brei herum. Sie kam sofort zum Thema.
»Mr. John Sinclair bitte, wenn er im Haus ist.«
»Ich denke schon. Warten Sie einen Moment, ich verbinde.«
Ja! Es war wie ein Schrei in ihrem Innern. Jetzt wusste sie, dass sie einen großen Schritt weiter gekommen war.
Assunga konnte wirklich stolz auf sie sein…
***
Warten!
Schon das Wort löste in Suko und mir Unwohlgefühle aus. Aber wir wussten, dass es keine andere Möglichkeit für uns gab. Nicht wir hielten die Fäden in der Hand, sondern Assunga, und die hielt mit ihrem Wissen hinter dem Berg, aus welchen Gründen auch immer. Aber war es auch im Sinne ihres Schützlings, der nicht immer so viel Glück haben würde wie bei den letzten beiden Aktionen?
Der Mittag war längst vorbei. Zwischendurch hatte sich Sir James gemeldet und von uns erfahren, was in diesem Bus passiert war und welch einen Zusammenhang wir sahen, den Assunga uns schließlich bestätigt hatte.
Glenda war in die Kantine gegangen und hatte zwischendurch etwas zu essen geholt. Für Suko und mich ein Sandwich mit Putenbrust, bei dem sogar das Grünzeug frisch war. Sie selbst kaute auf einem Salat mit Pinienkernen.
Irgendwann schlug ich mit der flachen Hand auf den Schreibtisch.
»Es ist schon zum Heulen. Ich fühle mich, als hätte man mich in eine Ecke gestellt und vergessen, mich abzuholen. Was treibt man da für ein Spiel mit uns?«
Suko, der seine Beine auf dem Schreibtisch platziert hatte, winkte locker ab.
»Mach dir keinen Kopf, John. Das wird sich schon alles richten. Assunga kann gar nicht anders. Sie muss ihr Versprechen halten, sonst wird sie ihrem Schützling gegenüber unglaubwürdig.«
»Sollte man meinen.«
»Und was stört dich daran?«
»Wenn es eine
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