1583 - Assungas tödlicher Liebling
Herzlichen Dank. Und bleiben Sie bitte in Ihrem Zimmer.«
»Keine Sorge, das werde ich. Sie finden es auf der ersten Etage. Nummer vier. Aber kommen Sie bitte noch vor Einbruch der Dunkelheit.«
»Wir werden uns beeilen.«
»Danke.«
Inzwischen war auch Glenda Perkins erschienen. Wie so oft stand sie auf der Türschwelle.
»Dann kann es ja losgehen.«
»Und ob.« Ich stand auf. »Tu uns einen Gefallen und gib Sir James Bescheid.«
»Mach ich doch glatt.« Ihr Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. »Passt auf euch auf. Gegen Hexen und Vampire zu kämpfen ist auch für euch nicht eben ein Spaß.«
»Keine Sorge, wir werden daran denken«, sagte Suko und huschte als Erster an Glenda vorbei…
***
Es war keine besonders weite Strecke, die vor uns lag, aber ein Problem gab es schon. Wir mussten uns durch einen dichten Verkehr kämpfen, der auch an der Südseite der Themse herrschte. Es gab hier in Richtung Osten Werft- und Hafenindustrie, deshalb wurde die Gegend auch von einer großen Zahl von Lastwagen befahren, die zu den Piers wollten oder mit voller Ladung wieder von ihnen zurückkehrten, um irgend welche Ziele innerhalb oder außerhalb der Stadt anzufahren.
Einen Straßennamen hatte uns die Hexe nicht nennen können, so hatten wir im Stadtplan nachgeschaut und eine Straße in der Nähe der Themse in Deptford eingegeben. Von dort konnte es nicht weit bis zu unserem Ziel, diesem Hotel Margie, sein.
Suko, der gern Auto fuhr, saß auch jetzt hinter dem Lenkrad. Nur machte es ihm keinen Spaß, sich durch den frühen Abendverkehr zu wühlen. Er fluchte zwar nicht, wie ich es getan hätte, doch sein Kopfschütteln sprach Bände. Manchmal drang sogar ein leises Knurren aus seinem Mund, als wollte er sich beschweren.
Uns war zudem bekannt, dass diese Gegend nicht eben zu den Vorzeigeecken der Stadt gehörte. So mussten wir uns schon auf einiges gefasst machen. Dort einen Parkplatz zu finden würde ebenfalls nicht einfach sein.
Nach der Überquerung der Themse sorgten wir dafür, dass wir die Evelyn Street erreichten. Sie war die Hauptverkehrsader, die sich durch Deptford zog, auch vorbei am Deptford Park, dem Grüngelände, das in der Nacht niemand freiwillig aufsuchte.
Leider wurden wir enttäuscht, denn unsere Hoffnung, ab hier schneller voranzukommen, erfüllte sich nicht. Wir gerieten prompt in einen weiteren Stau. Er war entstanden, weil ein Lastwagen seine Ladung verloren hatte. Schwere Stahlträger waren auf die Fahrbahn gerutscht, wie uns ein Polizist erzählte, der mit einigen Kollegen dabei war, den Verkehr an der Unfallstelle vorbeizulenken, was allerdings dauerte.
Wir mussten uns fügen. Und natürlich verging die Zeit, was uns gar nicht passen konnte. Rosalie wurde von Vampiren gejagt, das stand fest. Wer sie genau war, wussten wir leider noch nicht. Okay, es handelte sich bei ihr um eine Hexe, aber auch dort gab es eine große Bandbreite, und nicht alle waren unbedingt negativ einzuschätzen.
Suko hob die Schultern. Er sah die Dinge gelassener. »So ist das Leben, John.«
»Besonders, wenn man in London wohnt.«
»Willst du umziehen?«
Ich hob die Schultern.
»Denk daran, dass du noch ein Ausweichquartier hast.«
»Ich? Wieso?«
»Das Haus in Lauder.«
Er meinte damit die Ruine, in der mal meine Eltern gewohnt hatten. Sie gehörte jetzt mir. Das Haus lag an einem exponierten Ort auf einem flachen Hügel, und es hätte mir auch sicherlich Spaß gemacht, für eine Weile dort zu wohnen. Doch auf Dauer war diese Einsamkeit nichts für mich. Meine Eltern hatten sich dort wohl gefühlt, doch ich wäre dort irgendwann eingegangen, weil mir die Großstadt gefehlt hätte.
Ich schüttelte den Kopf. »Das war keine gute Idee.«
»Nur ein Vorschlag.«
»Dabei bleibt es auch.«
»Das ist dein Bier.«
Es ging voran. Zwar langsam, aber immerhin. Wenig später fuhren wir an einem Kran vorbei, dessen Greif er es geschafft hatten, auch den letzten Stahlträger wieder auf die Ladefläche des Lastwagens zu schaffen.
Meine Sorgen wuchsen. Es war schon ungewöhnlich, was wir wieder mal erlebten. Wir mussten eine Person schützen, die eigentlich unsere Feindin war. Aber war sie das wirklich?
Zu den Hexen hatte ich ein zwiespältiges Verhältnis. Es gab sie in verschiedenen Stadien. Manche waren böse und sahen sich als Dienerinnen der Hölle an, wobei der Teufel für sie der Allerhöchste war. Andere wiederum führten ein Leben im Einklang mit der Natur und bemühten sich, nichts Schlechtes zu
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