1583 - Assungas tödlicher Liebling
tun.
Und dann gab es noch dieses Zwischenstadium, in das jemand wie Assunga einzuordnen war. Sie hatte sich der reinen Magie verschrieben, und die beherrschte sie perfekt. Da musste ich nur an ihren Mantel denken, der es schaffte, sie unsichtbar zu machen. Ja, sie konnte sich damit so wegbeamen wie auch Glenda Perkins, aber bei Assunga geschah das auf andere Weise.
Zudem wollte sie ihr eigenes Reich aufbauen. Sie holte sich Frauen an ihre Seite, die mit ihr den Weg gehen wollten, und das war einem wie Dracula II ein Dorn im Auge. Denn Hexen und Vampire passten nicht zusammen. Es gab für sie keine gemeinsame Basis, das wusste ich, und darauf konnte ich bauen.
Endlich passierten wir die eigentliche Unfallstelle. Jetzt hatten wir fast freie Bahn, auch wenn der Verkehr nicht großartig abgeflaut war.
Die Watergate Street führte auf dem direkten Weg zu den Werften und den Piers. Dort wollten wir nicht hin, sondern später links abbiegen in ein Gewirr kleiner Straßen. Da lag dann auch die Sackgasse mit dem Hotel Margie.
Von der Industrie war nichts zu sehen, höchstes zu hören. Wir rollten durch eine Wohngegend mit alten Häusern, die nur auf ihren Abbruch zu warten schienen.
Ein Stück sehr altes London. Früher eine Arbeitergegend, heute ein Multikulti-Wirrwarr. Es war eine Ecke für Menschen, die selten Arbeit hatten, und von denen sich viele illegal in der Stadt aufhielten.
So hatte sich hier eine Subkultur entwickeln können, die sogar recht interessant war, aber leider auch ihre großen Schattenseiten hatte, denn in dieser Umgebung gehörte das Dealen zur Tagesordnung. Es wurde mit allem gehandelt, und wenn ich einen Blick in die Schaufenster der vorhandenen Geschäfte warf und die ausgestellten Waren betrachtete, dann musste ich daran denken, dass wohl nur die wenigsten normal erworben worden waren. Hier waren sicher einige Ladenbesitzer Hehler.
Was wir da an Gestalten sahen, verdiente durchaus den Begriff menschliche Nachtschattengewächse. Es gab keinen Regen, der die Menschen in die Häuser getrieben hätte, und so herrschte auf den Straßen ein buntes Treiben.
Ich sah kleine Garküchen, heruntergekommene Pubs und auch so etwas wie winzige Stehcafés, Schneidereien und Billigläden, in denen es zuging wie auf einem Flohmarkt und wo kein Kunde danach fragte, woher die Waren stammten. Zwischen den hohen Fassaden der Häuser wirkte die Straße noch schmaler, als sie es ohnehin schon war.
Anscheinend schien man zu riechen, dass wir in unserem Rover nicht in diese Gegend gehörten. Da wir langsam fahren mussten, bemerkte ich genau die schiefen Blicke, die man uns nachwarf.
Es musste zudem so etwas wie Hinterhöfe geben, denn wir rollten mehr als einmal an schmalen Durchgängen vorbei, die ins Dunkel zu führen schienen.
Dass wir uns bereits in der Nähe des Hotels befinden mussten, war uns klar. Wir mussten nur noch die Sackgasse finden und hatten tatsächlich das Glück, denn als Suko an einer Seitengasse stoppte, die in Richtung Fluss führte, sahen wir auch das schmutzige und verbeulte Schild.
»Na denn«, sagte ich und war froh, so gut wie am Ziel zu sein.
Die Dunkelheit würde noch etwas auf sich warten lassen, aber von einem Sonnenlicht konnte man auch nicht sprechen. Der Himmel hatte sich zugezogen. Es gab keinen hellen Fleck mehr, und es war auch schwül geworden. Das roch nach einem Gewitter.
Im Schritttempo fuhren wir über ein Pflaster, das dringend hätte erneuert oder wenigstens ausgebessert werden müssen. Es sah so aus, als hätten Randalierer die Steine herausgerissen, um sie als Wurfgeschosse zu benutzen.
Das Hotel befand sich ziemlich am Ende der Straße. Einen Parkplatz gab es davor nicht. Dafür sahen wir zwei mittelgroße Container, die bis zum Rand mit Müll gefüllt waren.
Wir rollten an dem Hotel vorbei, bis wir das Ende der Sackgasse erreicht hatten. Eine Baustelle war dahinter zu sehen. Dort standen schwere Maschinen, und ich hatte das Gefühl, dass sich die Baustelle bis zum Wasser hinziehen würde.
Wir fanden schließlich einen freien Platz, auf dem wir den Rover abstellten.
Beim Aussteigen sahen wir nicht eben fröhlich aus. Wir konnten nur hoffen, dass wir das Fahrzeug später wieder so vorfanden, wie wir es verlassen hatten. Wir mussten zurück zum Hotel, und ich hatte den Eindruck, durch eine Luft zu gehen, die mir einen Widerstand entgegensetzte.
Von einem nahen Gewitter war noch nichts zu hören, und wir sahen auch kein Wetterleuchten über den Himmel
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