1583 - Assungas tödlicher Liebling
schwebten.
Das Hexenfeuer hatte einen Großteil seiner Haut vom Gesicht gelöst, sodass wir an einigen Stellen die blanken Knochen sahen.
Selbst die Augen waren verrannt, denn da war nichts mehr in den Höhlen zu sehen.
»Es ist mein Sieg gewesen«, flüsterte die Hexe.
»Den nimmt dir auch keiner«, sagte Suko. »Assunga wird mit dir zufrieden sein.«
»Du kannst sie ja herbitten«, schlug ich vor. »Dann kann ich sie fragen, ob wir unseren Job nicht abbrechen können.«
»Nein!«, kreischte sie mich an. »Auf keinen Fall. Seid ihr denn irre geworden?«
»Bestimmt nicht.«
Sie wies auf die Reste des Vampirs. »Das war erst einer. Wer weiß, wie viele noch auf meiner Spur sind.«
»Dann kannst du ja einen Großbrand auslösen«, sagte ich.
Sie sah mich mit einem Blick an, als wollte sie mich auch verbrennen.
»Ich sehe mal nach, ob es noch andere Zimmer gibt.« Suko verschwand wieder im Wohnraum. Ich erinnerte mich, dort noch eine zweite Tür gesehen zu haben.
Ich war nur froh, dass dieses Feuer keinen Wohnungsbrand ausgelöst hatte. Der hätte in dieser eng bebauten Gasse zu einer Katastrophe führen können.
Rosalie sprach mich an. Dabei schaute sie zu mir hoch. »Dann können wir ja jetzt gehen.«
Ich wehrte ab. »Das könnten wir«, sagte ich, »aber wir werden es noch nicht tun.«
Sie ging einen Schritt zurück und zeigte so ihre Überraschung. »Warum denn nicht?«
»Ganz einfach. Ich bin Polizist, falls du das vergessen haben solltest. Ich muss meine Kollegen anrufen. Schließlich gibt es hier zwei normale Leichen und einen völlig verbrannten Vampir. Wir können die beiden Toten nicht wie ein weggeworfenes Spielzeug zurücklassen.«
Das wollte sie nicht verstehen. »Aber es geht doch um mich«, beschwerte sie sich.
»Ja, auch«, sagte ich und drehte mich um, weil ich Schritte gehört hatte.
Suko kehrte von seiner Durchsuchung zurück. Seinem Gesicht war anzusehen, dass er nichts gefunden hatte. »Tut mir leid«, sagte er, »aber ich habe keinen weiteren Blutsauger entdeckt.«
»Was ist mit irgendwelchen Spuren oder Hinweisen?«
Er schüttelte den Kopf. »Auch nicht, John. Dieses Haus scheint rein zu sein.« Er wechselte das Thema. »Hast du die Kollegen schon angerufen wegen der Toten?«
»Nein, das wollte ich gerade tun.«
»Okay, danach sehen wir weiter.«
Ich ging in den Wohnraum, wo der tote Mann auf der Couch lag.
Suko wollte die Stellung im Empfangsbereich des Hotels halten. Schließlich sollte die tote Margie nicht zufällig von einem Gast entdeckt werden.
Ich stellte mich so hin, dass ich die Leiche im Blick hatte, und telefonierte zunächst mit Sir James.
Der Superintendent war natürlich noch am Schreibtisch zu finden und sagte: »Ich habe auf Ihren Anruf gewartet, John.«
»Okay, Sir. Zunächst muss ich Ihnen sagen, dass leider alles eingetroffen ist. Wir haben hier zwei Tote und einen verbrannten Vampir, wobei die Toten, von denen ich sprach, auch zu den Wiedergängern gehörten, aber erst am heutigen Tag gebissen worden sind.«
Es war für wenige Sekunden still in der Leitung. Dann sagte Sir James:
»Das sollten Sie mir genauer erklären, John.«
Das hatte ich vorgehabt. So erfuhr mein Chef alles. Ich kannte ihn gut. Da er keine Zwischenfragen stellte, ging ich davon aus, dass er ziemlich geschockt war.
Nach meinem Bericht stellte Sir James genau die Frage, die ich von ihm erwartet hatte.
»Sie wissen also nicht, wie viele dieser Blutsauger sich noch in der Stadt aufhalten?«
»Nein. Ich kann nicht einmal schätzen. Sie hüten sich zudem davor, sich offen zu zeigen oder anderweitig auf sich aufmerksam zu machen. Das läuft alles im Geheimen ab, und ich denke, dass sich Assunga ins Fäustchen lacht. Ihr Plan ist aufgegangen, denn wir holen für sie die Kastanien aus dem Feuer. Ihr Liebling lockt die Blutsauger an und kann sich auf zwei perfekte Leibwächter verlassen. Bravo. Da kann man nur Beifall klatschen.«
»Ich würde das nicht so sehen, John, denn ich denke nicht, dass Dracula II sich das gefallen lassen wird. Er wird bereits an irgendeinem Plan tüfteln, damit er am Ende als Sieger dasteht. Außerdem wird er längst wissen, wer diese junge Hexe beschützt.«
Ich regte mich noch immer auf. »Das ist es ja, was mich stört, Sir. Ich muss eine Mörderin beschützen, und zudem stehen Suko und ich zwischen den Fronten.« Ich berichtete ihm davon, dass es Rosalie gewesen war, die im Bus die beiden jungen Burschen verbrannt hatte. »Eigentlich gehört sie vor
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