1583 - Assungas tödlicher Liebling
der Vampir.
Und beide standen sich auf Greifweite gegenüber!
***
Es war wieder mal eine Situation, in der die Zeit eingefroren zu sein schien.
Innerhalb kürzester Zeit nahm ich das Bild in mir auf. Ich sah eine Gestalt, wie ich sie aus der Vampirwelt kannte. Dunkel gekleidet, mit einem bleichen Gesicht, in dem noch die Blutspritzer seiner Opfer zu sehen waren.
Ein Gebiss, das gefletscht war, sodass die beiden Vampirhauer deutlich zu sehen waren. Damit bedrohte die Gestalt die Hexe nicht, denn sie verabscheute deren Blut. Bewaffnet war sie mit einem langen Messer, und die Spitze zielte auf Rosalies Bauch.
»Aus dem Weg!«, schrie ich sie an.
»Nein!«, brüllte sie zurück. »Das ist meine Sache, John. Meine ganz eigene!«
Sie hatte den zweiten Satz noch nicht ganz vollendet, da geschahen zwei Dinge.
Der Blutsauger stach nach ihr.
Sie zuckte zur Seite und zog den Bauch ein, sodass sie nicht mal geritzt wurde. Aber auch ihre Hand zuckte vor, und die verwandelte sich in eine Waffe.
Wie aus dem Nichts entstand ein Feuer auf ihrer Handfläche, das den Vampir irritierte, sodass er nicht noch mal zustieß.
Ich sah das Huschen einer Flamme, die sich von der Hand der Hexe gelöst hatte und nun sein Ziel fand.
Es war der Vampir!
Beinahe wie kabbeliges Wasser kroch das Feuer an seiner zerlumpten Kleidung in die Höhe, die dem Angriff nichts entgegenzusetzen hatte.
Im Nu stand die ganze Gestalt in Flammen. Sie brannte von den Füßen bis zum Kopf. Der Vampir sah aus, als hätte man ihn in einen feurigen Mantel eingehüllt, und er konnte nichts dagegen tun. Er stand auf der Stelle im Hexenfeuer, was ein schreckliches Bild für mich war. Seine Gestalt schrumpfte zusammen, als die Haut zu einer grauen Masse verkohlte. Er wurde kleiner. Rauch umgab ihn, denn die Kleidung brannte ebenfalls lichterloh.
Der Rauch biss in unsere Augen. Suko und ich sahen zu, dass wir Abstand gewannen, auch wenn der Qualm uns in den schmalen Flur hinein verfolgte.
Selbst Rosalie hielt es nicht mehr in dem Bad aus. Sie schlug die Tür hinter sich zu. Der Rauch wurde weniger. Er quoll nur noch durch das Schlüsselloch und unter der Türritze hervor.
Aber die junge Hexe lächelte. Sie hatte einen Sieg errungen. Dabei hielt sie uns ihre rechte Handfläche hin, die wieder völlig normal war und keine Spuren des Feuers zeigte.
»Ich habe gewonnen«, flüsterte sie und lachte dabei. »Ja, ich habe gewonnen.«
»Das konnten wir sehen«, sagte ich.
»Wunderbar.«
»Hast du so auch die beiden Männer im Bus getötet?«, fragte Suko.
»Ja, habe ich. Und sie haben es auch verdient. Sie hätten mir wahrscheinlich etwas Schlimmes angetan.«
Das mochte sie so sehen. Unsere Meinung war eine andere, die wir allerdings für uns behielten.
Rosalie lehnte sich gegen die Wand. Es tat ihr gut, den Blutsauger vernichtet zu haben. Das sahen wir ihr an. Aber es war nur einer aus der Gruppe der Verfolger, und das wusste sie auch, denn sie sagte: »Ihr müsst trotzdem an meiner Seite bleiben. Das hier ist erst der Anfang gewesen.«
»Das wissen wir«, sagte ich.
Sie strich durch ihr Haar und verdrehte dabei die Augen. »Ich kann mir denken, dass noch andere in der Nähe lauern. Sollen sie nur kommen! Wir sind zu dritt. Da können wir eine ganze Horde von ihnen vernichten. Dracula II wird vor Hass vergehen. Er kann keine Niederlagen ertragen, das weiß ich von Assunga.«
Dagegen war nichts einzuwenden. Ich teilte ihren Optimismus nicht. Einer wie Dracula II hielt immer noch einen Trumpf in der Hinterhand, und den würde er uns bestimmt noch in dieser Nacht präsentieren. Mallmann war keiner, der lange wartete.
Rosalie grinste uns an. »Soll ich mal die Tür öffnen? Viel Rauch dringt nicht mehr hervor.«
Ich nickte. »Tu es, wenn es dir Spaß macht.«
Sie schlich auf die Tür zu. Auf ihrer Handfläche tanzte keine Flamme mehr. Wenig später zerrte sie die Tür mit einer heftigen Bewegung auf, warf einen Blick ins Bad und fing an zu lachen. Es war ein Gelächter, in dem Triumph mitschwang.
Suko und ich nickten uns nur zu. Danach gingen wir ebenfalls zur Tür und sahen, was von dem Blutsauger zurückgeblieben war. Wäre er von einer geweihten Silberkugel erwischt worden, hätten wir auf einen Ascherest geschaut. Das war hier nicht der Fall. Auf dem Boden lag eine Gestalt, die keine Ähnlichkeit mehr mit dem Wesen hatte, das wir im Bad aufgestöbert hatten.
Ein geschwärzter und völlig verbrannter Körper, über dem noch einige Qualmwolken
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