1587 - Rebellion der Sterblichen
Vojerina fassungslos vor ihr. „Das habe ich nicht geahnt." Alaresa Anceott verzichtete darauf, ihr den Schmerz nehmen zu wollen. Eine Friedensstifterin konnte nicht die andere beeinflussen. „Doch um so dringender will ich sehen, was du zu zeigen hast.
Komm, Hagea."
Die beiden anderen nahmen sie in die Mitte. Hagea führte sie mihre Fahre. Drei Sessel waren dort aufgestellt, und sie wies den Syntron an, die Nachricht ohne weitere Vorwarnung abzuspielen.
Eine scheinbare Ewigkeit lang zogen die Bilder an ihnen vorbei. Die Gesichter der drei Friedensstifterinnen versteinerten; Alaresa und Nonari wollten es nicht glauben.
Selbst Hagea, die die Aufzeichnung mehr als zehnmal gesehen hatte, vermochte nicht, sich der qualenden Fesselung zu entziehen.
Aber es war keine Fälschung.
Die Bilder zeigten Aramus Shaenor, ein Mitglied des regierenden Triumvirats.
Zunächst wurde der Pionierplanet Ascullo dargestellt, dann die friedliche Koexistenz der beiden Siedlervolker. Plötzlich aber gab es Streit zwischen den Arkoniden und den Aras, einen immer heftigeren Rassenhaß, ohne ersichtlichen Anlaß. Hagea erkannte in den Vorkommnissen ein bestimmtes Muster. Es war wie der negative Abdruck einer Handlungsweise, die sie selbst schon oft praktiziert hatte. Wer Frieden schaffen konnte, der hatte auch den Krieg in der Hand. Kein Galaktiker hätte es bemerkt - doch die Ereignisse trugen eine bestimmte Handschrift.
Und schließlich tauchte Aramus Shaenor auf, der vor einer laufenden Kamera seine Untaten schilderte. Er hatte die Kämpfe geschürt und allen Unfrieden erst verursacht. Spater hatte er als der große Schiedsrichter auftreten wollen. Doch das Eingreifen des Agenten Yart Fulgen hatte seine Rolle aufgedeckt. Am Ende war sein Mordversuch an Fulgen mißglückt; und nur diesem Umstand verdankten sie es, daß sie überhaupt Bescheid wußten.
Aramus Shaenor war geisteskrank. Unter dem Einfluß seines Aktivators hatte er eine zweite Persönlichkeit entwickelt. Und dies war nicht das Wesen eines Friedensstifters. Es repräsentierte einen Linguiden, der nicht einmal vor Mord zurückscheute. „Diese Bilder sind nicht echt!" stieß Alaresa Anceott hervor. „Doch. Ich habe es hundertfach prüfen lassen."
„Ich akzeptiere deine Prüfung nicht, Hagea!"
Alaresas Verzweiflung ließ Hagea einen Teil der eigenen Kraft wiederfinden. Sie stand aus ihrem Sessel auf und beugte sich mitfühlend über die andere. „Bitte höre mir zu", flüsterte sie sanft. „Du weißt so gut wie ich, welchen Einfluß die Zellaktivatoren auf das Kima der Friedensstifter haben. Sieh der Realität ins Auge. Aramus Shaenors Zustand ist keine wirkliche Neuigkeit für dich, nicht wahr? Wir müssen konsequent denken. Führe die Ketten zu Ende, Alaresa. Was er getan hat, ist schrecklich, aber vorstellbar."
Alaresa Anceott beruhigte sich mühsam, und wenige Minuten spater bot sie das gewohnte Bild der Friedensstifterin, die jeder Entwicklung gewachsen war. „Ich verstehe", sagte sie. „Und ich verstehe auch, weshalb du nur mich und Nonari ins Vertrauen ziehen konntest. Diese Bilder sind für niemanden sonst gedacht."
An diesen Worten erkannte Hagea, daß ihre Beherrschung nur äußerlich war. Alaresa verwandte zuviel Kraft darauf, sich überhaupt zu fassen. Noch hatte sie nicht begonnen, nachzudenken.
Nonari Vojerina machte mit einem leisen Ausruf auf sich aufmerksam. Sie druckte damit nur Gefühle aus, viel zu komplex für Worte.
Doch Hagea verstand sie genau. Nonari hatte begriffen. „Du tauschst dich, Alaresa", sagte die Friedensstifterin mit der grüngefärbten Haut. „Dieser Speicherkristall stammt von den Galaktikern. Sie werden nicht darauf verzichten, ihn jedermann in der Milchstraße vorzufuhren, der ihn sehen will.
Auch den Linguiden."
„Warum haben sie es dann noch nicht getan?"
„Weil der Arkonide namens Atlan auf unserer Seite steht", erklärte Hagea. „Er ist ein freundlicher Mann. Zwar hat er den Friedensstiftern nie getraut, das ist wahr. Nun hat er aber recht behalten, was die vierzehn Unsterblichen von uns angeht. Doch uns anderen, den sieben Sterblichen, will er helfen. Vor allem will er unserem Volk helfen. Er hat erkannt, daß die Linguiden großen Schaden nehmen müßten, würden sie die Nachricht von ihm erfahren."
„Das heißt..."
„Ja, Alaresa. Er will, daß wir es selbst tun. Wir haben keine Wahl."
Hagea Scoffy, Alaresa Anceott und Nonari Vojerina sahen sich gegenseitig an. Von Kindheit an waren sie dazu erzogen
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