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1588 - Die falsche Kette

Titel: 1588 - Die falsche Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Aramus Shaenor es abgesehen hatte: Er wollte seinerseits herausfinden, ob Dorina Vaccer die Wahrheit bereits kannte.
    Ihre Frage brachte ihn aus dem Konzept.
    Das war bezeichnend für den Zustand, in dem er sich befand. Früher hätte sich eher die VAROAR auf den Kopf gestellt, als daß Aramus Shaenor sich anmerken ließ, daß irgend etwas ihn aus der Fassung gebracht hatte. „Glaubst du wirklich, daß ein Volk wie das unsere sich aufgrund einer einfachen, vom Zufall bestimmten Mutation entwickelt hat?" fragte er heftig. „Tefroder, Arkoniden - das ist nicht unser wirklicher Ursprung.
    Körperlich mögen wir von ihnen abstammen, aber unsere geistige Herkunft ist von ganz anderer Art."
    „Tatsächlich?" fragte Dorina Vaccer überrascht. „Hast du das Bild auf grauem Grund nicht gesehen?"
    „Es ist mir aufgefallen."
    „Nur aufgefallen? Sonst nichts?"
    „Es ist ein trauriges Bild", sagte Dorina Vaccer gedehnt. „Quatsch!" widersprach Aramus Shaenor verächtlich. „Trauriges Bild - sentimentales Gewäsch!
    Ein großartiges Bild ist es!"
    „Da hast du recht", stimmte die Friedensstifterin zu, um Aramus Shaenor nicht unnötig zu reizen. „Aber was bedeutet es?"
    Er lehnte sich zurück und sah Dorina Vaccer an. Sie blickte ihm in die Augen.
    Das Herz krampfte sich ihr zusammen vor Angst und Mitleid. „ES!" sagte Aramus Shaenor. „Dieses Bild stellt ES dar. ES hat uns zu dem gemacht, was wir sind. Ein großartiger Plan! Und mit welcher Exaktheit er ausgeführt wurde! Hast du gesehen, daß es vierzehn sind?"
    „Ja."
    „Vierzehn Linguiden."
    „Das waren noch keine Linguiden. Es waren Tefroder und Arkoniden - Schiffbrüchige."
    „Was spielt das für eine Rolle? Als diese Prozedur vorbei war, waren es Linguiden. Und wir sind ihre Nachkommen. Ich wüßte gerne, wer von diesen vierzehn mein Vorfahre war.
    Aber das werden wir auch noch herausbekommen."
    „Wäre es nicht ein reizvoller Gedanke, die Grotte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen?" fragte Dorina Vaccer. „Dann könnte jeder dieses Bild ansehen und erkennen, wo unser Ursprung liegt."
    „Das könnte dir so passen!" erwiderte Aramus Shaenor nüchtern. „Wer weiß, was diese Dummköpfe alles in diese Bilder hineininterpretieren würden!"
    „Man kann diese Darstellungen selbstverständlich auch anders deuten", stimmte Dorina Vaccer zu. „Und du gehörst zu denen, die das tun", stellte Aramus Shaenor fest. „Das überrascht mich nicht.
    Ich kenne dich. Du hattest schon immer eine geradezu perverse Vorliebe dafür, mir Irrtümer nachzuweisen.
    Oder sollte ich lieber sagen: mich der Lüge zu bezichtigen? Das hast du doch auch jetzt wieder vor, nicht wahr? So wie damals, als ich Meister Balin Weydar vor dem Haß gewarnt habe, der das Denken der Blues vergiftete. Du konntest es einfach nicht lassen - du mußtest mich ihm und den anderen gegenüber der bewußten Lüge bezichtigen."
    Dorina Vaccer widersprach ihm nicht.
    Nicht, daß Aramus Shaenor recht gehabt hätte - es hatte nur einfach keinen Sinn, ihn auf die Wahrheit hinzuweisen. Er befand sich in einem Zustand, in dem er diese Wahrheit ohnehin nicht zu sehen vermochte. „Und was ist dabei herausgekommen?" fuhr er fort. „Krieg, Zerstörung, Blutvergießen. Hätten wir sofort eingegriffen, wie ich es vorgeschlagen habe, dann wäre den Blues vieles erspart geblieben! Aber nein, alles mußte ja unbedingt nach deinem Kopf gehen. Nur nicht gegen die Regeln verstoßen! Alles andere braucht uns nicht zu kümmern."
    Dorina Vaccer hörte ihm schweigend zu.
    Er blickte vor sich hin, offensichtlich völlig in die von ihm selbst heraufbeschworenen Erinnerungen an Meister Balin Weydar und das Leben in der VAROAR versunken. Er wirkte nicht einmal zornig - nur traurig, enttäuscht und müde.
    Aber das - so hatte Dorina Vaccer bereits erkannt - konnte sich blitzschnell ändern. Aramus Shaenor, früher ein Muster an Beständigkeit, war in seinen Stimmungen mittlerweile so wetterwendisch wie der Wind in den Klippen von Ixmun auf dem Planeten Taumond.
    Stimmungen - so etwas hatte es bei ihm vorher nie gegeben.
    Aramus Shaenor löste sich allmählich von der Vergangenheit. Er blickte Dorina Vaccer von unten herauf an. „Was hast du dir denn zurechtgereimt?" fragte er in einem Tonfall, der beiläufig klingen sollte, Aramus Shaenors innere Zerrissenheit aber kaum zu kaschieren vermochte.
    Der Zellaktivator, den der Friedensstifter auf der Brust trug, gab fünfdimensionale Impulse ab und setzte die Kette damit in

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