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1588 - Die falsche Kette

Titel: 1588 - Die falsche Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht, sie daran zu hindern.
    Die Friedensstifterin kehrte auf dem schnellsten Weg nach Sharinam zurück.
     
    *
     
    Vom Gleiter aus nahm sie Verbindung zur SINIDO auf. „Sie haben nach dir gefragt", berichtete Amdan Cutrer. „Sie sind recht ungeduldig. Du solltest zu ihnen gehen."
    Dorina Vaccer unterbrach die Verbindung und machte sich auf den Weg.
    Seit kurzem gab es in Sharinam ein „Regierungsgebäude" - das Zentrum der Macht im Sternenreich der Linguiden.
    Schon allein dieser Ausdruck war geradezu obszön.
    Macht! dachte Dorina Vaccer bekümmert. Was bilden die sich eigentlich ein?
    Und sie gab sich selbst die Antwort: Sie können sich nichts einbilden. Das ist ja gerade das Problem. Sie sind nicht mehr bei Verstand. Und wie üblich sind die, die es betrifft, die letzten, die die Wahrheit begreifen wollen.
    Sie betrat das Gebäude und begab sich zu Aramus Shaenor.
    Er erwartete die Friedensstifterin bereits. „Wo hast du dich herumgetrieben?" fragte er barsch.
    Dorina Vaccer starrte ihn erschrocken an.
    Noch war es nicht so offensichtlich, daß jeder es auf den ersten Blick erkennen mußte, aber wer wußte, was da vor sich ging, der konnte die ersten Veränderungen jetzt schon ausmachen.
    Aramus Shaenors Gesicht wirkte etwas aufgedunsen. Es war nicht mehr so ausdrucksvoll wie früher. Den Gesten des Friedensstifters fehlte die Kraft der Überzeugung, und in seiner Stimme war kein Feuer mehr. Von seiner früher fast schon sprichwörtlichen guten Laune war nichts mehr zu spüren.
    Er wartete auf eine Antwort.
    Dorina Vaccer riß sich zusammen. „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig", sagte sie ruhig.
    Aramus Shaenor beobachtete sie mit verkniffener Miene. „Wem sonst?" fragte er. „Du bist neben Balasar Imkord und mir die wichtigste Person in der ganzen Milchstraße. Du hast verfügbar zu sein. Niemand hindert dich daran, gelegentlich eigene Wege zu gehen und private Angelegenheiten zu erledigen, aber dann solltest du wenigstens deinen Schüler darüber informieren, wo du im Notfall zu erreichen bist."
    Dorina Vaccer stand immer noch in der Nähe der Tür.
    Sie betrachtete Aramus Shaenor bestürzt. Sie hatte gewußt, was auf sie zukommen würde, aber sie hatte es sich nicht so schlimm vorgestellt. „Im übrigen solltest du deine privaten Interessen für eine Weile zurückstellen", fuhr er fort. „Wir haben keine Zeit für solche Dinge. Wir verlangen unserem Volk große Opfer ab - wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen."
    „Ich habe meine Zeit gut genutzt", sagte Dorina Vaccer langsam. „Du darfst nicht glauben, daß ich zu meinem Vergnügen unterwegs war. Ich war in Zonai. Ich habe mir die Höhlenmalereien angesehen."
    Sie beobachtete ihn sehr genau, während sie das sagte.
    Es war ihm nichts anzumerken - soweit war es denn doch noch nicht mit ihm gekommen.
    Wenn es auf diese Weise nicht ging, dann eben auf dem direkten Weg. „Hast du diese Malereien schon gesehen?" fragte sie ihn. Er musterte sie nachdenklich. „Ja", sagte er schließlich. „Hast du ihre Botschaft verstanden?"
    „Ja."
    „Ich nicht. Kannst du es mir erklären?"
    „Es ist nur eine Geschichte", wehrte Aramus Shaenor ab. „Sie ist nicht sehr glaubhaft."
    „Aber sie ist uralt."
    Aramus Shaenor zog die Augenbrauen hoch. „Das ändert nicht das geringste", bemerkte er und fügte spöttisch hinzu: „Oder gehörst du zu denen, die meinen, daß jedes Märchen zu einer historischen Wahrheit wird, wenn man es nur oft genug erzählt?"
    „Ich möchte die Geschichte trotzdem verstehen können. Selbst die dümmste und unwahrscheinlichste Geschichte muß man erst einmal kennen, ehe man sich ein Urteil darüber erlauben darf, wie dumm und unwahrscheinlich sie ist."
    „Wie du willst", sagte Aramus Shaenor. „Es ist die Geschichte unserer Vorfahren - unseres Volkes. Eigentlich haben die Malereien nicht viel Neues zu bieten. Arkoniden und Tefroder erlitten Schiffbruch auf dem Planeten, den wir heute Lingora nennen. Sie waren Feinde - sie bekämpften sich. Eine Katastrophe zwang sie dazu, Frieden miteinander zu schließen. Sie fanden den ersten Kima-Strauch. Ihre Nachkommen mutierten und verloren vorübergehend ihr Sprachvermögen. So waren unsere Vorfahren gezwungen, eine neue, gemeinsame Sprache zu entwickeln. Und das ist alles." Es war der eine Teil der Geschichte.
    Jeder Linguide konnte die Bilder bis zu diesem Punkt verstehen. „Was sollte daran nicht glaubhaft sein?" fragte Dorina Vaccer, obwohl sie sehr genau wußte, worauf

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