1589 - Im Auftrag des Galaktikums
und sie hier unten auf Fremia herauszuhauen. Die Offensive lenkte die Unsichtbare in ihrem Versteck für eine Weile ab. Zumindest schätzte er Paylaczer so ein, daß sie sich um alle Dinge selbst kümmerte. Er warf dem Haluter einen fragenden Blick zu. Tolot rollte mit den Augen zum Zeichen, daß keine Gefahr bestand. Noch immer schien die Pariczanerin auf etwas zu warten. Da Roi mit dem Angriff der Überschweren selbst auf den Palast des Protektors rechnete, hatte er die Flotte mobilisiert.
Er widmete seine Aufmerksamkeit wieder den Schülern und, ihren Meistern und dem leisen Disput, den sie führten. Er dauerte über eine Stunde, und inzwischen nahmen auch zwei Schüler Ulpits daran teil.
Dann schien sich eine Entscheidung anzubahnen. Ulpit richtete sich plötzlich auf und griff sich an die Brust. „Wir erkennen, daß die Aktivatoren unsere Gesundheit beeinflussen und uns dem Siechtum preisgeben", erklärte er. „Aber wir lehnen den Verdacht ab, daß die uns von ES verliehene Unsterblichkeit schuld daran ist.
Eine Superintelligenz kann sich nicht so irren, daß sie ein Volk mittels eines Geschenks zum Untergang verdammt."
„Auch nicht, wenn diese Superintelligenz selbst nicht mehr gesund ist?" stellte Roi die Frage.
Ulpit überging sie, er hörte nicht hin. Aber seine Schüler griffen sie auf, und sie bemühten sich erneut, den beiden Meistern die Situation zu verdeutlichen. Dabei bedienten sie sich derselben Argumente, wie sie auch Roi benutzte, nur taten sie es auf völlig andere Weise. Sie schufen eine Kette, der sich die Friedensstifter nicht entziehen konnten. Je länger dieser Dialog dauerte, desto mutloser und schwächer wurden die beiden Aktivatorträger. Cebu Jandavari fuhr sich immer wieder durch das Gesicht und über den Kopf, und jedesmal verlor sie Haare, die zwischen ihren feuchten Fingern kleben blieben. Irgendwann in der vierten Stunde begriffen sie, daß sie ihr Kima nur dann retten konnten, wenn sie auf die Zellaktivatoren verzichteten.
Die beiden Friedensstifter zerflossen vor Selbstmitleid. Sie begannen zu jammern, weil sie den Auftrag von ES nicht ausführen konnten. In ihrem Zustand waren sie nicht einmal mehr in der Lage zu erkennen, welche Schuld sie inzwischen durch ihr Handeln auf sich geladen hatten. Cebu streckte ihre Hände nach Roi Danton aus, und der rutschte zu ihr heran und ergriff die abgemagerten, knochigen Finger. „Und wir hätten den Galaktikern als Unsterbliche so viel geben können", sagte sie mit brüchiger Stimme. „Wir sind die einzigen Wesen, die in der Lage wären, die Mächtigkeitsballung von ES in Ordnung zu halten und zu einem Bollwerk gegen das Chaos zu machen. Und jetzt dies. Warum ist es uns nicht vergönnt, es zu tun?"
„Ihr werdet eines Tages erkennen, warum das so ist. Jedes Volk muß lernen, mit der Unsterblichkeit umzugehen, Cebu. Ich verstehe dich gut. Begreifst du jetzt, daß ich immer nur dein Wohl im Auge hatte?"
„Ja, ich verstehe es. Du bist mein Freund, Roi. Nicht Paylaczer, dieses Weib."
Rois Nackenhärchen stellten sich erneut auf, und er zischte Tolots Namen. Der Haluter hatte seinen Standort bereits gewechselt. Der Schirm seines Anzugs flammte auf.
Danton, seine Begleiter und die Schüler wurden von einem unsichtbaren Energiefeld nach hinten geschleudert.
Aus den Augenwinkeln heraus sah Roi, wie Tolot sich auf die Laufarme niederließ und durch den Saal raste. Er brach mit verfestigter Körperstruktur durch den Türrahmen, lief ins Leere, erkannte seinen Irrtum, schaltete den Antigrav in seinem Gürtel ein und raste nach oben.
Aber er kam zu spät. Eine unwiderstehliche Kraft hatte Cebu Jandavari vom Boden empor hinauf zu der Balustrade gerissen, die den Saal in etwa sechs Metern Höhe umgab. Dort tauchte der Kopf Paylaczers mit dem häßlichen Froschmund auf. Sie packte die Friedensstifterin und zerrte sie aus dem Traktorfeld. „Habe ich nicht immer alles für dich und die gerechte Sache getan?" rief sie voller Zorn. „Heute gab ich dir Gelegenheit, meine Verdienste ins rechte Licht zu rücken. Hätte etwa Danton an meiner Stelle auf Voltry ein Exempel statuiert? Ich habe es für dich getan, Cebu! Ich war dir immer treuer ergeben als alle anderen. Ich habe dich verehrt und geliebt. Du aber betrügst mich. Ich kann es nicht zulassen, daß du deinen eigenen Vorsätzen untreu wirst."
Die Friedensstifterin gab keine Antwort, und Paylaczer schrie: „Sag: ›Das ist wahr, du hast recht!
Aber es ist zu spät für einen Dank!‹
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