Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
159 - Schimären der Wüste

159 - Schimären der Wüste

Titel: 159 - Schimären der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
Vom Netzwerk:
und würden sie nicht im Stich lassen.
    An manchen Stellen hatte sich Feuchtigkeit gesammelt.
    Wasser tropfte dort unaufhörlich von der hohen Decke herab.
    Eine alte Frau, deren verrunzelte Stirn überraschenderweise nicht bedeckt war, schöpfte mit einem hölzernen Eimer vom kostbaren Nass. Als sie Aruula ansichtig wurde, flüchtete sie mit trippelnden, eiligen Schritten.
    Sie befanden sich nun im ungefähren Zentrum der Krustenhöhle. Rings um sie ragten fünf Stützsäulen mit einem Durchmesser von mehreren Mannslängen in die Höhe.
    Izo’sch blieb stehen. Er schwitzte und stank wie ein Wakuda. Aruula sah ihm an, dass er sich trotz aller Mordgelüste ihr gegenüber keinesfalls wohl in seiner Haut fühlte. Die nahende Begegnung mit Moogan schlug ihm offensichtlich schwer auf den Magen.
    »Und jetzt? Ist wenigstens dein feiner Herr pünktlich zu unserem ersten Rendezvous?«, fragte Aruula, die weiterhin bei ihrer provokanten Art blieb. Sie spekulierte darauf, die Schimären so lange reizen zu können, bis sie sich trotz des Respekts vor Moogan zu einer impulsiven Tat hinreißen ließen.
    Wenn Moogan tatsächlich in der Lage war, alle bewussten Gedankengänge zu kontrollieren, musste sie eine Situation schaffen, in der alles aus dem Ruder lief.
    »Deine Respektlosigkeit mir und meinen Schimären gegenüber ist wahrlich kaum noch zu überbieten«, hallte die bereits bekannte Stimme durch die Höhle. Sie klang amüsiert.
    »Ich freue mich, dir von Angesicht zu Angesicht zu begegnen.«
    »Dann zeig dich endlich!«, rief Aruula und drehte sich dabei im Kreis. Hall und Echo des domartigen Gewölbes ließen nicht erkennen, wo sich Moogan tatsächlich befand.
    »Es schickt sich nicht, dass der Herr den Weg zu seinen Untertanen sucht. Izo’sch – bring die Frauen jetzt zu mir.«
    »Ja, Meister!« Der Schimärenmann packte Aruula grob am Oberarm, schob sie vor sich her. Sie hätte sich mit Leichtigkeit aus seinem Griff befreien und ihn zu Boden werfen können – aber noch war die Zeit nicht reif dafür. Zuerst musste sie Moogan sehen und in Erfahrung bringen, was hinter all dem Wahnsinn steckte.
    Sta’sy trippelte benommen hinterher. Ein einziger Fingerzeig Izo’schs als Kommando genügte.
    Der Schimäre schob Aruula auf die breiteste der fünf Säulen zu. Sie war über und über mit Moos bewachsen, in dem sich farblose Kriechinsekten und Spinnen tummelten. Izo’sch tauchte seine Rechte in eine faustgroße, kaum erkennbare Vertiefung. Ein grollendes Geräusch ertönte – und ein mannsgroßer Eingang öffnete sich.
    »Hinein!«, befahl Izo’sch und schob sie vorwärts.
    Es war dunkel in dem kleinen Raum; lediglich da und dort drang ein wenig Licht durch winzige Scharten. Die Innenwandung bestand aus Metall, dünn und rostig geworden.
    »Dort hinauf!«
    Der Schimäre stieß sie auf eine Treppe zu, die wesentlich jüngeren Datums war. Vorsichtig trat sie auf die erste Stufe.
    Die hölzerne Konstruktion knarrte und krachte unter ihren Beinen, dass ihr angst und bange wurde. Sie richtete ihre Blicke nach oben. An manchen Stellen war die Treppe mit der metallenen Innenwandung verkeilt und mit primitiven Mitteln befestigt worden. Lücken, die schon mal zwei oder drei Stufen ausmachten, deuteten darauf hin, dass nicht allzu viel Wert auf die Wartung des Bauwerks gelegt wurde.
    »Sie hält!«, erriet Izo’sch ihre Gedanken. Aber auch er konnte die Angst in seiner Stimme nicht vollends verbergen.
    »Sie hat noch niemals jemanden abgeschüttelt.«
    »Es gibt immer ein erstes Mal.«
    Trotz aller Bedenken stieg Aruula vorsichtig hinauf. Das Messer, das sie plötzlich in ihrem Rücken spürte, war Ansporn genug.
    Im Zickzack-Marsch ging es hin und her, immer höher.
    Sieben Stufen aufwärts, auf eine morsche, von Feuchtigkeit und Moder zerfressene Plattform, dann weitere sieben Stufen hinauf. Durch die schmalen Sichtscharten konnte Aruula erkennen, dass sie sich allmählich der Decke der Höhle näherten. Sta’sy hatte mittlerweile eine gebetsartige Litanei angestimmt. In einem Abstand von mehreren Schritten folgte sie ihnen. Izo’sch kümmerte sich nicht weiter um die Schimärin. Er war sich ihrer wohl ganz sicher.
    Die Decke nahte, im Restlicht kaum erkennbar. Ein Treppenabsatz noch, dann stieß Aruula mit dem Kopf an.
    Izo’sch stellte sich neben sie und klopfte mehrmals gegen die Decke. Ein metallisches Echo bewies, dass auch dieser Trennboden aus der alten Zeit stammen musste.
    Jemand öffnete eine Art Falltür, Aruula

Weitere Kostenlose Bücher