1591 - Beschützer aus dem Jenseits
er es gekonnt hätte, es hätte ihm nichts gebracht, weil seine Glieder völlig verrenkt waren und sogar vom Körper abstanden. Auch der Kopf saß nicht mehr normal auf dem Hals.
Somit war auch der dritte Entführer getötet worden.
Die Beschützer aus dem Jenseits hatten sich noch nicht wieder zurückgezogen.
Sie umkreisten die Leiche und kommunizierten dabei miteinander. Was sie sagten, war für Alma Davies nicht zu verstehen.
Sie hörte nur gewisperte zischende Laute, das war alles.
Sie hatten bemerkt, was mit Alma geschehen war. Plötzlich war der Tote nicht mehr interessant für sie. Jetzt kamen sie direkt auf sie zu und kreisten sie ein.
Alma spürte ihre Nähe. Es war wie ein kühles, aber nicht unangenehmes Streicheln, das nicht aus dieser Welt war. Es war einfach nur wunderschön. Es flößte ihr Vertrauen ein, und dann verstand sie auch die Stimmen.
»Wir werden dich nie allein lassen. Wir werden immer bei dir sein, das versprechen wir dir…«
Alma lächelte. Dann schloss sie erneut die Augen, um sich diesem wundersamen Gefühl hinzugeben, das nichts anderes als eine Quelle der Kraft für sie war.
Durch ihren Körper ging ein Ruck, als sie aufstand wie ein normaler Mensch.
Da war nichts mehr von ihrer Behinderung zu spüren, und Alma wusste, wem sie dafür dankbar sein musste.
Sie kamen zu ihr. Geister, die sie anfassten und ihre Arme anhoben.
Dann fingen sie mit ihrem Tanz an. Sie drehten sich im Kreis wie auf einem Fest, und Alma ahnte nicht einmal, dass diese Bewegungen ein Totentanz waren.
Alma hörte die Stimmen. Sie sprachen jetzt nicht, sondern sangen. Sie waren so wunderbar weich, so lockend.
Ein Schwindel wollte sie erfassen, aber sie wurde ja gehalten. Sie musste nur die Füße bewegen. Und genau dieses Festhalten war für sie das Sinnbild eines Lebens, das sich möglicherweise ändern konnte, sodass sie wieder ein Leben ohne Behinderung führen konnte.
Aber auch dieser Tanz ging zu Ende. Alma wurde losgelassen. Sofort stehen bleiben konnte sie nicht. Sie taumelte etwas zur Seite und stützte sich an der Lehne ihres Rollstuhls ab.
Der Tanz hatte sie etwa außer Atem gebracht. Alma brauchte eine kurze Zeit der Erholung. Sie bückte sich, richtete den Oberkörper wieder auf und sah ihre drei Beschützer lächelnd vor sich stehen.
Alma strich über ihr Haar. Noch leuchteten ihre Augen in der Erinnerung dessen, was sie erlebt hatte.
Der Normale sprach sie an und streckte dabei seine Hände vor.
»Du hast gesehen, dass wir auf dich achtgeben. Niemand soll unser Geheimnis kennen. Das musst du uns versprechen.«
»Ich danke euch. Aber das ist nicht mehr möglich. Die Polizei war bereits bei mir, und mit Johnny Conolly gibt es auch einen Zeugen.«
»Das wissen wir. Und deshalb haben wir uns vorgenommen, ihn aus der Welt zu schaffen.«
»Töten?«, schrillte Almas Stimme.
Sie nickten zu dritt.
Alma schüttelte heftig den Kopf.
»Nein, nein!«, flehte sie. »Bitte nicht! Ihr dürft ihm nichts tun! Er hat es nur gut gemeint. Er hat mir sogar helfen wollen.«
»Aber er hat uns gesehen«, sagte der Bärtige.
Alma wedelte mit beiden Händen. »Das ist nicht weiter schlimm. Niemand wird ihm glauben.«
»Magst du ihn denn so sehr?«
Alma war auf die Frage nicht vorbereitet gewesen, und so fiel ihr die Antwort nicht leicht. Sie druckste ein wenig herum, bis sie etwas sagen konnte.
»Ja, er ist mir sympathisch. Was er für mich getan hat oder noch hat tun wollen, das hätte nicht jeder getan. Ihr solltet nicht so streng mit ihm sein - bitte!«
Die drei Geister schauten sich an. Sie unterhielten sich. Erneut hörte Alma nur ein leises Zischeln. Sie wusste, dass sich ihre Retter berieten, und sie konnte nur hoffen, dass das Ergebnis auch in ihrem Sinne ausfiel.
Schließlich verstummten die Geräusche. Sekundenlang war nichts mehr zu hören.
Dann sah Alma Davies, dass ihre Beschützer ihr zunickten.
Diesmal sprach die traurige Gestalt.
»Ja, du hast uns überzeugt. Wir werden ihn am Leben lassen. Aber wir haben uns auch vorgenommen, ihm eine Warnung zu schicken.«
»Und wie sieht die aus?«
»Das ist sehr einfach. Auch wenn du uns nicht gesehen hast, wir hatten dich immer unter Kontrolle. Und wir haben gesehen, wie du dir deine Informationen geholt hast. Ja, das konnte man zu unserer Zeit nicht.«
Der Bärtige sprach weiter. »So wissen wir, wo dein Freund Johnny Conolly lebt.«
»Und?«
»Wir werden ihn besuchen«, erklärte der Normale. »Und wir werden ihm etwas
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