1591 - Beschützer aus dem Jenseits
hinterlassen, das ihm als Warnung dienen sollte.« Eine Hand deutete auf den Toten. »Ihn nehmen wir mit. Wir werden ihn deinem Freund als Warnung vor die Tür legen. Ich hoffe, dass er sich danach richtet.«
Alma war über das Gesagte so geschockt, dass sie zunächst kein Wort hervorbrachte. Es war Wahnsinn, was da geschehen sollte. Sie hätte liebend gern Einspruch dagegen erhoben, aber sie wusste, dass es keinen Sinn hatte. Diese drei Geistwesen waren bereits einen Kompromiss eingegangen, und somit war das Ende der Fahnenstange erreicht.
»Gut, meine Freunde, dann tut, was ihr nicht lassen könnt. Ich kann euch ja doch nicht davon abhalten.« Sie hob die Schultern, und dabei fiel ihr noch etwas ein. »Aber was ist mit der zweiten Leiche? Der Mann sagte, dass er Frenchy Ford ermordet hätte.«
»Ja, sie ist tot«, sagte der Normale. »Tut uns leid, dass wir nicht helfen konnten, doch wir waren einfach zu sehr auf dich fixiert. Du musst dir keine Gedanken mehr machen. Man wird sie nicht finden, wenn man das Haus hier betritt.«
Obwohl sie keine Hoffnung mehr gehabt hatte, was Frenchys Schicksal anging, war Alma dennoch geschockt. Sie konnte auch nicht verhindern, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. »Ist es dir recht?«
Alma nickte nur. Etwas anderes konnte sie nicht tun.
Die drei Gestalten schwebten wieder auf sie zu. Sie lächelten und nickten.
»Wir werden uns jetzt von dir trennen. Aber denk immer daran, dass wir stets bei dir sind.«
»Ja, das hoffe ich.«
Sie wurde in die Arme genommen. Sie spürte keinen Widerstand, aber sie hatte ein wundersames Gefühl und musste erneut gegen die Tränen ankämpfen.
Der Augenblick des vorläufigen Abschieds war nur kurz. Dann zogen sich die Beschützer zurück.
Und sie kümmerten sich tatsächlich um den Toten. Obwohl sie feinstofflich waren, wurde der Körper angehoben, als hätte er überhaupt kein Gewicht.
Sie verschwanden, ohne dass Alma noch etwas von ihnen hörte. Allein blieb sie zurück, und durch ihren Kopf huschten eine Menge Gedanken, die sich dann in einer Frage fanden.
Wie ging es weiter?
***
»Kannst du schlafen, Dad?«
Bill schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht.«
»Ich auch nicht«, gestand Johnny.
Vater und Sohn saßen sich in der Küche gegenüber, wie es oft der Fall war. Nur fehlte diesmal Sheila, die Ehefrau und Mutter. Sie war in eigener Sache unterwegs und wollte erst morgen zurückkehren.
Bill schaute auf seine Uhr. Mitternacht war vorbei, lag aber noch nicht lange zurück. Er wandte ich an Johnny, weil dieser mehr erlebt hatte als er.
»Was sagt dir denn dein Gefühl, Johnny?«
»Nichts.«
Das wollte Bill nicht glauben. »Ach komm, du kennst die Sache besser.«
»Nein, Dad, kenne ich nicht. Ich habe Alma Davies erst vor ein paar Stunden kennengelernt. Ich weiß nichts über sie, und ich habe ihr zur Seite stehen wollen. Aber dann sind diese gespenstischen Leibwächter erschienen, worüber ich jetzt noch den Kopf schütteln muss, weil ich keine Erklärung dafür habe. Ich konnte nicht sehen, woher sie kamen. Sie waren plötzlich da, und es waren ja auch keine stofflichen Gestalten, sondern feinstoffliche. Ich habe schon an Engel gedacht, musste aber erkennen, dass es der falsche Ansatz gewesen ist.«
»Und John?«
»Für ihn ist es auch ein Rätsel. Und es wird eines bleiben, solange Alma mauert.«
»Sie wird reden müssen.«
Johnny wiegte den Kopf. »Das ist schwer, Dad. Du kannst sie nicht zwinv gen. John und ich waren ja bei ihr. Ich glaube schon, das sie etwas weiß. Sie hat es uns nur nicht gesagt. Sie war verschlossen wie eine Auster.«
»Das wird sich ändern.« Bill Conolly war fest davon überzeugt. Seine rechte Hand umklammerte das Glas, in dem ein guter Whisky goldfarben schimmerte.
Auch Johnny hatte einen Drink genommen. Sein Glas war allerdings schon leer.
Der Reporter trank in langsamen Schlucken. Ihm war anzusehen, dass er den Drink genoss und dabei überlegte, denn er hatte die Augen verengt.
»Was ist los, Dad?«
Bill stellte das Glas zurück auf den Tisch. Dann holte er tief Atem. Er blickte Johnny in die Augen und nickte leicht beim Sprechen.
»Für mich steht fest, dass dieser Fall noch längst nicht erledigt ist.«
»Weiß ich.«
»Lass mich ausreden. Ich mache mir auch Sorgen um dich, denn du bist ein Zeuge gewesen. Ebenso wie die beiden Männer, die jetzt tot sind und im Leichenschauhaus liegen. Und Zeugen kann die andere Seite nicht gebrauchen, das sage ich dir hier und jetzt. Wenn
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