1593 - Der Hexentöter
aufgefüllt werden musste.
Dafür würde Shao sorgen, Sukos Partnerin.
Es war schon ungewöhnlich, was bei mir alles zusammenkam. Auf der einen Seite war es die Jagd nach den Mächten der Finsternis, auf der anderen führte ich so nebenbei ein völlig normales Leben.
Der Kaffee, den ich mir zubereitet hatte, war stark, schmeckte aber nicht so gut wie der, den Glenda Perkins kochte. Wie sie diesen Geschmack hinbekam, war mir auch nach all den Jahren immer noch ein Rätsel.
Ich saß am Küchentisch und grübelte über das neue Problem nach.
Wir mussten einen Hexentöter zur Strecke bringen, eine Gestalt, die ungeheuer stark sein musste, wenn selbst Assunga es nicht schaffte, sie aus dem Weg zu räumen. Ganz im Gegenteil, sie schien sich sogar vor dem Hexentöter zu fürchten, und das zu begreifen bereitete mir schon Probleme.
Wer war dieser Chinok? Zumindest trug er einen ungewöhnlichen Namen. Mehr wusste ich auch nicht. Einer, der nicht sterben konnte, der vielleicht zurückgekehrt war, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen.
Das konnte durchaus sein. Aber aus welcher Welt kam er? Warum hasste er die Hexen so, dass er sie gnadenlos tötete?
Ich hatte die toten Frauen noch nicht gesehen. Aber ich ging davon aus, dass sie mit dem Aussehen einer Hexe, wie man es aus alten Zeichnungen und Überlieferungen her kannte, nichts zu tun hatten. Sie mussten einfach anders aussehen, wie normale Frauen, die nicht auffielen.
Es gab diese Frauen, die sich Hexen nannten und dabei sehr mit der Natur verbunden waren. Sie konnten auch zu denjenigen Menschen gehören, die keiner Religion angehörten und nach dem kategorischen Imperativ des Philosophen Immanuel Kant lebten, der besagte, dass der Mensch so handeln solle, dass die Maxime seines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne. Was nichts anderes hieß, als dass man seinem Nächsten nichts antun sollte, was man nicht wollte, dass es einem selbst angetan wird.
Sie waren auch Frauen, die psychologische Kenntnisse haben mussten.
Denn zahlreiche Menschen kamen zu ihnen, wenn Sorgen sie quälten und sie nicht wussten, wie ihr Leben weitergehen sollte.
Aber jedes Ding hat zwei Seiten, auch bei den Hexen. Da existierten Gruppen, die an frühere Zeiten anknöpften und immer wieder den Kontakt zum Herrscher der Hölle suchten. Der Teufel war schon immer ihr Gebieter gewesen, und das sollte für diese Frauen, wenn es nach ihnen ging, für alle Zeiten so bleiben.
Es waren nur Spekulationen, die mir durch den Kopf gingen, während ich die Tasse leerte und schließlich nach einem Blick auf die Uhr fand, dass ich ruhig schon nach nebenan zu Suko und Shao gehen konnte.
Zwei Minuten später stand ich vor der Tür in einem stillen Flur. Ich schellte, es wurde mir auch geöffnet, und ich blickte in Shaos erstauntes Gesicht.
»Du schon, John?« Sie raffte ihren Morgenmantel vor der Brust zusammen.
»Darf ich trotzdem reinkommen?«
»Sicher. Suko duscht noch.«
»Wunderbar.«
Shao war verwundert. »Wieso ist das wunderbar?«
»Dann können wir in Ruhe reden.«
Sie war vor mir her ins Wohnzimmer gegangen. Etwas verunsichert schaute sie mich an. »Was hast du denn für Probleme?«
»Ich nicht. Mein Kühlschrank.«
»Wie?«
Ich zog eine betrübte Miene. »Er ist leer.«
Shao wirkte erleichtert. Mein Auftreten hatte Misstrauen in ihr aufkeimen lassen. »Du hast vielleicht Nerven, John. Daran habe ich nun wirklich nicht gedacht.«
»Aber nur, wenn du Zeit hast.«
Sie lächelte. »Das geht schon in Ordnung.« Dann lud sie mich zum Frühstück ein.
»Nett gemeint, Shao, aber das habe ich bereits hinter mir.«
»Ach, so früh schon?«
»Ja.«
Plötzlich klickte es bei ihr.
»He, solltest du nicht bei Maxine Wells in Dundee sein?«
»Da war ich auch.«
»Aha. Wann bist du denn gelandet?«
»Wohl kurz nach Mitternacht.« Sofort sprach ich weiter. »Aber ich bin nicht normal geflogen, eine andere Person hat mich hergebracht.«
»Und wer?«
»Assunga!«
»Nein, doch nicht die Schattenhexe?«
Die Antwort war nicht von Shao gekommen. Suko hatte sie gegeben, als er den Wohnraum betrat. Sein Haar glänzte noch nass. Mit einem Handtuch rieb er darüber hinweg. Er war noch nicht angezogen und hatte einen Bademantel um seinen Körper geschlungen.
Ich schickte ihm einen Morgengruß zu. »Ja, so ist es gewesen. Zieh dich erst mal an, dann reden wir weiter.«
Er ging noch nicht.
»Sieht das nach einem neuen Fall aus?«
»Ich denke
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