1596 - Abgrund der Zeit
Wandereruhr rotierten und bildeten in sich verschachtelte Bewegungsabläufe, die er mit den Augen kaum auseinanderzuhalten vermochte. Dazwischen stieg als schlanke, dunkle Säule die optische Markierung des Hyperstrahls in die Höhe, wurde von einem filigranen Netz an der Decke aufgenommen und an den Verstärker weitergeleitet, der sich außerhalb des Hauses auf einem Gleiter befand. Der Verstärker leitete die 5-D-Signale ohne Zeitverlust in den Orbit weiter, wo sie in die Stand- oder Nullspur aller erreichbaren Hyperfunksprüche eingefädelt und durch den Hyperraum an das Ziel transportiert wurden, an ein interstellares Relais oder direkt an das Ziel auf einem Schiff oder einem Himmelskörper. Dort wurden die Signale umgeleitet, anderen Funksprüchen angehängt und auf diese Weise weitertransportiert.
Und dies geschah für ihn sozusagen kostenlos, ein Service, den Homer G. Adams ihm verschafft hatte. Es hatte keinen Betreiber galaktischer Hyperfunkstationen gegeben, der die Bitte von Terra nicht gehört und ihr nicht entsprochen hätte. Jeder wußte, daß dahinter der letzte Wunsch der Verzweifelten stand.
Nach vorsichtigen Schätzungen dauerte es etwa vierundzwanzig Stunden, bis der Funkspruch überall in der Galaxis angelangt war und der Hyperraum die Botschaft flächendeckend verbreitete. Dann mußte jeder Empfänger in der Lage sein, die Signale zu empfangen und auszuwerten. Manche würden das aus Neugier oder Langeweile tatsächlich tun, obwohl die Sendung nicht für sie bestimmt war.
Wichtig war, daß die Signale irgendwo im Hyperraum auf Wanderer stoßen würden. Sie würden sich im Energieschirm über der Scheibenwelt festsetzen, und ES würde sie zur Kenntnis nehmen und sie vielleicht verarbeiten können.
Obwohl Myles und überhaupt alle Galaktiker so gut wie nichts über die Natur und den Inhalt der Psiqs wußten, so hoffte er dennoch, daß wenigstens ein kleiner Effekt erreicht wurde.
Die 5-D-Signale enthielten Bestandteile des psionischen Spektrums, die in getarnter Form an ihr Ziel befördert werden sollten.
Auf diese Weise, so hoffte Myles, ließ sich eine wenn auch ungezielte Kommunikation mit Wanderer erreichen, und sie würde eines Tages dazu führen, daß er den endgültigen Kode für die Berechnung der Bahnsprünge in den Händen hielt.
Myles begann unwillkürlich zu lachen.
Die Signale aus seiner Uhr stellten Trittbrettfahrer auf der Nullspur der galaktischen Hyperfunkverbindungen dar, und es wurden mit jeder Minute mehr, die auf die Zeitanzeige seines Armbandes verging.
Das Experiment stellte aber noch mehr dar. Überall in der Milchstraße wurde ein Funkbild Wanderers „erzeugt, das alle Möglichkeiten eröffnete, den Ausgangspunkt des Senders zu ermitteln. Diese Möglichkeit konnte als Magnet wirken, und Myles hoffte, daß dieser unwahrscheinlichste aller Fälle eintreten würde.
Langsam kehrten die Gedanken des jungen Terraners in die Wirklichkeit zurück. Er nahm die Umgebung wieder wahr und zog sich von seinem Sessel hinüber auf das Bett. Er wagte es nicht, den Antigravgürtel einzuschalten, die Emissionen hätten die Arbeit der Uhr beeinträchtigen können.
Mit Hilfe der Arme ließ er sich zu Boden gleiten und rutschte zur Tür und hinaus auf den Korridor.
Das Leuchten der Uhr begleitete ihn, und das Ticken seiner vielen antiken Schmuckstücke und der modernen Nachbauten rückte für seine Ohren in weite Ferne. Er richtete sich an der Wand auf, balancierte mit seinen Beinstümpfen das Gleichgewicht aus und schritt dann langsam an der Wand entlang bis zur Treppe.
Erst an der Treppe schaltete er seinen Gürtel ein und schwebte empor, um mit Hilfe des Syntrons seines Kantormobils den Fortgang der Hypersendung zu überwachen.
*
„Myles, was ist los?"
Die Stimme Satos drang aus dem Interkom, und sie klang ernstlich besorgt. „Kann ich dir irgendwie helfen?"
Myles bewegte den Kopf und starrte das sich blitzartig aufbauende Hologramm an. Er hatte Ambush kaum verstanden. „Kannst du wiederholen, was du gesagt hast?" bat er.
Ambush wirkte irgendwie irritiert, und Myles hatte den Eindruck, als würde er sein Gesicht im Eiltempo verziehen. „Ich komme zu dir nach Hause", erklärte der Pararealist entschlossen. „Es ist dir doch recht, oder?"
„Ich verstehe dich nicht, Sato. Die Übertragung ist defekt. Syntron, was ist los?"
„Ich analysiere den Vorgang. Sato sagt, daß er zu dir kommt. Er spricht völlig normal, aber um mich mit dir verständlich unterhalten zu
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