1597 - Abschied von der Unsterblichkei
nach dieser Minusphase Wanderers, die die EIDOLON mitriß, wieder eine Plusphase geben würde. Aber wie lange dauerte es bis dahin? Wieviel hielt er bis dahin aus?
Etwas, das ihm seine ganze Lebenskraft zu rauben schien, griff mit unsichtbaren Klauen durch seinen SERUN und zerrte an seinem Willen.
Es lähmte sie alle. Rhodan sah, wie die Gefährten zu Boden sanken oder liegenblieben, wenn sie schon lagen.
Es war jedem von ihnen anzusehen, daß er sich gegen das zu sträuben versuchte, was ihren Geist aushöhlte.
Aber einer nach dem anderen, verloren sie den Kampf.
Der Schutzschirm!
Rhodan wollte sich an diesen einen Gedanken klammern, noch einmal einen Anker werfen, an dem er sich hochziehen konnte. Seine Beine hatten längst nachgegeben. Er kroch abermals auf die Kontrollpulte zu.
Von der Syntronik konnte er jetzt nichts erwarten.
Er selbst mußte versuchen, es noch einmal zu schaffen und an die Schutzschirmkontrollen zu gelangen.
Den Schirm ausschalten! Es muß gelingen!
Er konzentrierte sich auf diese wenigen Worte wie auf eine Formel zur Autosuggestion. Noch einmal konnte er sich gegen die gefräßige Leere in sich aufbäumen, sich einen Meter vorschieben.
Er schaffte es nicht.
Als er endgültig zusammenbrach und zur Seite sank, sah er durch die Wände, die Decks und die Hülle des Schiffes in einen Weltraum hinaus, in dem nur noch wenige Sonnen dunkelrot flackerten. Von Wanderer war nichts mehr zu sehen.
Alles erlischt, war sein letzter Gedanke, bevor es sein Bewußtsein in ein Nichts riß. Die Sterne - und wir auch ...
Als er wieder zu sich kam, saß er, von energetischen Gurten gehalten, im Sessel des Kommandanten. Es war wie das Erwachen aus einem langen, tiefen Schlaf. Der Schädel dröhnte. Zuerst hörte er Geräusche. Dann spürte er seinen Körper, und schließlich wurde ihm klar, daß er lebte.
Er schlug die Augen auf. Das Licht war normal, aber es schmerzte für die ersten Minuten.
Perry Rhodan befand sich in der Zentrale der EIDOLON, so wie er sie kannte. Nur wenige umgerissene und auf dem Boden gelandete Gegenstände zeugten vom Kampf gegen unheimliche Gewalten. Die Wände, die Einrichtung, die Schirme - alles war wieder ganz normal, als ob es die letzten Minuten überhaupt nicht gegeben hätte.
Rhodan faßte sich ans Kinn und fand eine Schwellung, die sich noch nicht ganz zurückgebildet hatte. Jemand hatte ihn behandelt.
Die Gefährten waren wie er an Sesseln energetisch verankert, alle bis auf einen.
Icho Tolot geriet in Rhodans Blickfeld. Der Haluter lachte leise und löste den Energiegurt. Er streckte vorsichtig eine Hand nach dem Terraner aus, bis Perry sich erhob und Tolot sicher sein durfte, daß er auf den Beinen blieb.
Das fiel noch nicht leicht, aber es ging. „Fast hätte das, was auf uns einwirkte, auch mich und mein Planhirn besiegt", erklärte der Haluter knapp. „Aber nicht ganz. Als Wanderer und damit die EIDOLON wieder stabiler wurden, konnte ich den Schutzschirm abschalten. Im nächsten Moment waren wir frei."
Er sagte das so, als wäre es letztlich ein Kinderspiel gewesen. Rhodan kannte ihn jedoch gut genug, um es besser zu wissen. Was er selbst nicht geschafft hatte, das war dem Giganten aufgrund seiner ganz anderen Konstitution gelungen. Es hatte sie gerettet, als alle anderen schon besiegt waren. „Danke, Tolotos", sagte Rhodan nur. „Ich tat es auch für mich", erwiderte der Haluter.
Die anderen waren ebenfalls wieder bei Bewußtsein und befreiten sich einer nach dem anderen selbst. Nur Gucky hing noch in seinem Sitz, die Augen geschlossen und den Kopf unnatürlich verdreht. „Er ist in Ordnung, soweit ich das feststellen konnte", erklärte Tolot auf Rhodans fragenden Blick hin. „Körperlich jedenfalls."
Rhodan ließ trotzdem einen Medorobot kommen. Dann sah er auf den Schirmen, daß die EIDOLON zwei Lichtsekunden von Wanderer entfernt im All stand. Der Kunstplanet flackerte jetzt nicht mehr. Er war halbstofflich.
Ein anderer Blick zeigte dem Terraner, daß seit dem mißglückten Versuch, durch Wanderers Energieglocke zu gelangen, siebenundzwanzig Stunden vergangen waren. „Zwölf Stunden lang habe ich gewartet, daß ihr aufwacht", kommentierte Tolot Rhodans erstaunte Miene. „Warum hat ES uns nicht zu sich gelassen?" fragte Atlan. „Weiß ES nicht mehr, daß wir ihm helfen wollen oder ist ES wirklich so furchtbar hilflos, daß ES nicht verhindern konnte, was mit uns geschah?"
Rhodan wischte sich müde über die Stirn und die Augen.
Er hatte
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