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1597 - Abschied von der Unsterblichkei

Titel: 1597 - Abschied von der Unsterblichkei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in einem wilden Rausch mit den Gesichtern der Freunde ringsum und dem Bild von Wanderer, das als surrealistischer Hintergrund alles auszufüllen schien. Die Scheibenoberfläche des Kunstplaneten war in wabernde, irrlichternde Helligkeit getaucht, in der es einen Punkt gab, von dem Funken in alle Richtungen davonstoben.
    Sie schossen als Lichterlanzen durch die Schiffswandung, durch die Wände und Instrumente, durch die Anwesenden, die sich gegen die wechselnden Schwerkrafteinflüsse stemmten. „Gravitationsschocks!" hörte Rhodan eine Stimme. Sie schien von weither zu kommen, aus einem anderen Kosmos. Im nächsten Moment eine andere Stimme, wie aus einem defekten, krächzenden Lautsprecher: „Etwas reißt aus verschiedenen Richtungen an uns! Unbekannte ... Kraftfelder ...!"
    Rhodan sah die Anzeigen vor seinen Augen tanzen. Wenn sie noch stimmten, dann hing die EIDOLON mit ihrem Schutzschirm in der Energieglocke über Wanderer. Das Schiff kam der Kunstwelt keinen Meter näher. „Umkehr!" schrie Rhodan, so laut er konnte. War das seine Stimme, die er da hörte? Alles klang so verzerrt, wie es auch mit den optischen Eindrücken war. Konnte der Syntron ihn hören und den Befehl ausführen? „Sofortige Umkehr!"
    Er fühlte sich in die Höhe gehoben. Mehrere grelle Blitze zerrissen kurz hintereinander die Zentrale, und ein Heulen wie von einem mächtigen Sturm erklang. Aus ihm wurde das Tosen eines Orkans, der in die Köpfe fuhr und dort erst richtig zu toben begann. Atlan tauchte neben Perry auf und versuchte, ihn mit seiner Hand zu erreichen. Er schaffte es nicht.
    Rhodan drehte sich um und stürzte dabei. Er verlor seinen Gleichgewichtssinn. An einer Wandstrebe richtete er sich mühsam auf, das Kinn aufgeschlagen. Wie durch Schleier sah er seinen Sohn Michael im Blickfeld auftauchen, und dann Icho Tolot, der sich um Bully und Gucky kümmerte. Die beiden waren offenbar bewußtlos. „Wir hängen in der Energieglocke fest!" schrie Atlan. Seine Stimme war wie eine Explosion in Rhodans Ohren. „Wir kommen aus eigener Kraft nicht los! Und es wird immer schlimmer!"
    Das war fast noch eine Untertreibung.
    Zuerst begannen die Wände von innen zu leuchten, bis sie gelbrot glühten. Dann floß es auf die Instrumente, Pulte, Tische und anderen Einrichtungsgegenstände über, zuletzt auf die Menschen, den Ilt und den Haluter.
    Aus dem Gelbrot wurde ein immer dunklerer Orangeton, matt und drohend. Dann glühte, glomm und strahlte alles blutrot, dunkler und dunkler, und Perry wurde klar, was das Ende sein würde.
    Die EIDOLON mit allem, was an Bord war, befand sich in einem Zustand der Auflösung.
    Minuten noch, wenn es hochkam, und es würde nichts mehr von ihr und ihrer Besatzung übrig sein. „Umkehr!" schrie Rhodan immer wieder. Er hatte sich aufgerichtet und arbeitete sich langsam zum Kommandostand vor. Er mußte die Hände zu Hilfe nehmen und auf allen vieren kriechen wie ein Tier. Die Gefährten um ihn herum bewegten sich ohne erkennbares System. Jeder von ihnen schien etwas Bestimmtes zu ihrer Rettung tun zu wollen, aber es war für ihn nicht zu erkennen, was das sein sollte.
    Er mußte selbst versuchen, die EIDOLON aus dem Schirm zu reißen. Die Syntronik versagte entweder, oder sie hatte seinen Befehl nicht registriert. Oder sie unterlag einem fremden Einfluß, dem sie höhere Priorität einräumte.
    Der Boden unter Rhodan war nur noch mattdunkelrot. So wie er glühte, hätte er sich daran verbrennen müssen.
    Jetzt begann er, wieder halbstofflich zu werden. Alles wurde immateriell, und für die Raumfahrer war es, als schwebten sie zwischen sich auflösenden, glühenden und verblassenden Trümmern mitten in einem Weltall, das von dichten Gaswolken, fremden Konstellationen und einer alles beherrschenden Wanderer-Scheibe ausgefüllt wurde.
    Rhodan mußte gegen ein Würgen ankämpfen. Er hatte den SERUN geschlossen und wartete darauf, daß er das Gravo-Pak einschalten mußte. Viel Hilfe versprach er sich davon nicht, aber er sah den Kommandostand vor sich und preßte die Zähne zusammen, um auf die Beine zu kommen und sich irgendwo festhalten zu können.
    Die Schreie der Freunde klangen ihm in den Ohren, aber er konnte sich nicht darum kümmern.
    Selbst jetzt, in diesen Sekunden zwischen dem Dies- und dem Jenseits, schien ihr Schicksal wieder in seine Hände gelegt zu sein.
    Er kam hoch, konnte sich auf das Pult schieben und die Hände nach den benötigten Armaturen ausstrecken. Er sah sie nur verschwommen vor sich. Die

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