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1597 - Die Köpferin

1597 - Die Köpferin

Titel: 1597 - Die Köpferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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linken Hand hielt. So war die andere frei, und die brauchte ich auch, um so schnell wie möglich an meine Beretta zu gelangen.
    Ich wusste, dass mir nur noch Sekunden blieben.
    Erneut durchfuhr ein Ruck ihren Körper. Alles bei dieser Unperson war darauf ausgerichtet, mich zu töten. Ab jetzt kam es darauf an, schneller zu sein, und als ich ihren heiseren Schrei hörte, hielt ich die Beretta bereits in der Hand.
    Ich feuerte im Liegen. Die Pistole war entsichert, ich hatte den Vorteil auf meiner Seite, und ich hätte treffen müssen. Auch in dieser Position konnte ich einfach nicht vorbeischießen, dazu war diese Loretta zu nah.
    Das geweihte Silbergeschoss traf jedoch nicht.
    Was Loretta innerhalb eines Sekundenbruchteils veranstaltete, war mit einer genialen Artistik zu vergleichen. Ich hatte den Eindruck, eine Filmszene zu erleben, als ich sah, dass sich die Blutsaugerin plötzlich in der Luft auflöste - dann war sie weg.
    Ich hatte ein zweites Mal feuern wollen, um ganz sicher zu sein, doch das Ziel war und blieb verschwunden. Sie kehrte auch nicht mehr zurück, und ich sah auch nicht, dass sich irgendwelche Zweige bewegt hätten. Ich hörte nicht mal das Rascheln des aufgewühlten Laubs.
    Es war gespenstisch still in meiner Umgebung geworden.
    Ich setzte mich hin.
    Auch jetzt änderte sich nichts.
    Die Köpferin war nicht mehr zu sehen.
    Konnte sich ein Mensch in Luft auflösen?
    Ja, das gab es, da brauchte ich nur an Glenda Perkins’ Kräfte zu denken. Doch ich ging nicht davon aus, dass auch Loretta sie besaß. Bei ihr musste es einen anderen Grund für das plötzliche Verschwinden geben.
    Mein Leben war zwar ein einziges Abenteuer mit hohem Risikofaktor, aber es gab immer wieder Dinge, die auch mich schockten. Und das war hier der Fall.
    Die Nachwirkungen spürte ich am ganzen Körper. Es war nicht nur das Zittern, dazu gehörte auch der Schweißausbruch, und mir wurde bewusst, dass ich ein Mensch war und kein Roboter, an dem die Dinge so einfach abprallten.
    Das Echo des Schusses war verklungen.
    Stille kehrte trotzdem nicht ein, denn hinter mir hörte ich ein Rascheln.
    Ich drehte mich nicht um, weil ich wusste, wer da aufgetaucht war.
    »Wo ist sie?«, vernahm ich Justine Cavallos Stimme.
    Ich winkte ab, was ihr nicht gefiel.
    Sie baute sich vor mir auf und schaute mich an. Ihr glattes Gesicht war vor Wut verzerrt.
    »Verdammt, du hast sie laufen lassen, Sinclair!«
    »Ja, das habe ich.«
    »Und warum?«
    »Sie war schneller als ich.«
    Justine lachte. »Schneller als eine Kugel?«, höhnte sie. »War sie das wirklich?«
    »Ja, wenn ich es dir sage. Sie ist schneller gewesen. Sorry, daran kann ich nichts ändern.«
    Die Blutsaugerin war sauer. Sie machte den Eindruck, als wollte sie sich jeden Augenblick auf mich stürzen. Doch dann riss sie sich zusammen und sagte nichts mehr.
    Es ärgerte mich ja selbst, dass es zu dieser Flucht gekommen war. Aber ich hatte alles versucht, um sie auszuschalten. Und es war mir nicht möglich, sie wieder zurückzuholen.
    Ich stand auf. Die Stiche im Nacken ließen sich ertragen, und ich atmete erst mal tief durch. Das Zittern hörte auf. Ich wurde wieder ruhiger.
    Justine Cavallo hatte sich von mir weggedreht. Sie starrte ins Leere oder in die Lücken zwischen den Bäumen. Dort bewegte sich nichts mehr.
    Loretta hatte ihre Chance genutzt und sich abgesetzt.
    »Das hätte nicht sein müssen, verdammt!«
    »Es ist nun mal so, Justine. Und jetzt hätte ich gern noch einige Antworten von dir.«
    »Ach ja?«
    Ich ignorierte ihren provozierenden Ton und sagte: »Sie war sehr schnell weg. Praktisch von einem Augenblick zum anderen. Deshalb würde ich gern von dir wissen, wozu sie noch fähig ist.«
    »Was meinst du?«
    »Wie ist es möglich, dass sie schneller sein konnte als eine Kugel?«
    Mich traf ein scharfer Blick. »War sie das?«
    »Ja, sonst hätte ich dich nicht gefragt. Wie kann sie so schnell gewesen sein?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Sollte ich ihr das glauben? Ich wusste es nicht. Bei Justine Cavallo musste man immer davon ausgehen, dass sie ihr eigenes Spiel durchzog, auch wenn sie mit anderen Personen zusammen war und ihnen möglicherweise eine Partnerschaft vorspielte.
    Auch ich war in ihrer Gegenwart immer misstrauisch, denn ich hatte nicht vergessen, dass wir nur eine Zweckgemeinschaft waren und keine Partner, auch wenn sie anders darüber sprach, aber mit einem spöttischen Unterton in der Stimme.
    »Kann sie sich auflösen?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Was

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