1597 - Die Köpferin
klingenden Laut, dann war sie verschwunden als hätte sie es nie zuvor gegeben.
Ich fühlte mich alles andere als gut, als ich zurück zum Rover ging, der abgeschleppt werden musste. Jetzt konnte ich nur hoffen, dass Suko den Weg hierher so rasch wie möglich fand.
Auf dem Weg zum Rover erlebte ich nichts mehr. Dabei war ich sehr auf der Hut. Es war nicht unbedingt sicher, dass Loretta sich völlig zurückgezogen hatte. Vielleicht lauerte sie in der Dunkelheit und wartete nur auf eine günstige Gelegenheit.
Da hatte ich Glück. Ich blieb neben dem Wagen stehen und schaute erst mal auf die Uhr. Der Abend war zwar fortgeschritten, aber bis zur Tageswende war noch eine Stunde Zeit, und die wollte ich nutzen.
Ich rief nun doch den Kollegen im Yard an und bestellte die Spurensicherung.
Nachdem ich das Notwendigste erklärt hatte, hörte ich alles andere als Begeisterung aus ihren Antworten. Drei halb verweste Köpfe zu bergen war nicht jedermanns Sache.
Der Fall war brisant. So brisant, dass ich mich dazu entschloss, etwas zu tun, was ich selten tat. Ich rief meinen Chef Sir James Powell an. Auch er war mit der Zeit gegangen und hatte sich ein Handy besorgt. Die Nummer wussten nur wenige, und ich störte ihn auch nicht gern, weil ich wusste, dass er seine Abende gern in seinem Club verbrachte, in dem er auch manchmal übernachtete.
Die Stimme klang nicht eben begeistert, als er sich meldete.
»Es tut mir leid, Sir James, aber ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen.«
»Das riecht nach Ärger.«
»Ja.«
»Dann raus damit.«
Dass Sir James ein geduldiger Zuhörer war, erlebte ich wieder einmal in den folgenden Minuten. Er ließ mich reden, enthielt sich jeder Antwort und räusperte sich, als ich schließlich zum Ende gelangte.
»Das hat sich nicht gut angehört, John.«
»Sie sagen es, Sir.«
»Und wie sehen Ihre Pläne aus?«
»Es gibt keine konkreten, Sir. Wir müssen leider abwarten, bis sie wieder zuschlägt. Ob wir das allerdings erfahren werden, ist ein weiteres Problem. Die Bosse der Unterwelt werden sich hüten, ihre Niederlagen publik zu machen. Diese Loretta kann durch ihre Aktionen einen Krieg zwischen den Banden auslösen.«
»Und was hätte sie davon?«
»Sie nichts. Ich denke dabei eher an Dracula II. Er fühlt sich offenbar stark genug, um wieder mal in das Geschehen einzugreifen. Wenn es zum großen Chaos kommt, kann er sich hinstellen und ernten. Für ihn wäre es der absolute Traum, wenn er unsere Welt mit Vampiren überschwemmen könnte. Und er hätte für seine Handlanger stets ein Rückzugsgebiet, nämlich seine Vampirwelt.«
In der Antwort meines Chefs klang Skepsis mit. »Hätte er es denn nicht einfacher haben können? Er braucht nur die Tore seiner Welt zu öffnen, um uns mit Blutsaugern zu überschwemmen.«
»Ja, das wäre eine Möglichkeit.«
»Die Sie trotzdem anzweifeln -oder?«
»Ja, denn ich kenne Mallmann. Er geht raffiniert vor. Einen Schritt nach dem anderen. Er will das Chaos, um dann aus dem Hintergrund zuschlagen zu können.«
Sir James gab so etwas wie ein Knurren von sich.
»Das gefällt mir alles nicht. Aber ich glaube Ihnen, John. Versuchen Sie auf jeden Fall, das Grauen mit allen Mitteln zu stoppen.«
»Ich werde mich bemühen, aber mein Kontakt zu den Bossen der Unterwelt ist begrenzt. Ich glaube nicht, dass mir gewisse Leute zuhören wollen. Da wird niemand mit der Wahrheit rausrücken und zugeben, dass er einige seiner Männer verloren hat.«
»Das befürchte ich auch.«
»Haben Sie eine bessere Idee?«
»Nein, John, leider nicht. Wir werden den Fund unter der Decke halten. Ich kümmere mich darum. Dass der Rover abgeschleppt wird, haben Sie sicherlich schon veranlasst. Wenn Sie einen neuen Wagen brauchen, wenden Sie sich an die Fahrbereitschaft.«
»Erst mal ist Suko da. Ich denke, dass er bald hier sein wird. Noch vor den Kollegen der Spurensicherung.«
»Gut, Sie halten mich auf dem Laufenden.«
Es waren die letzten Worte meines Chefs. Seine Stimme verklang, und ich stand weiterhin allein in der Dunkelheit.
Ich musste kein Pessimist sein, um zu wissen, dass die nächsten Tage unruhig werden würden. Das war ich gewohnt, und Suko ebenso, der in diesem Moment eintraf.
Er hatte mich zwar noch nicht erreicht, aber das tanzende Scheinwerferpaar deutete darauf hin, dass er in wenigen Sekunden bei mir sein würde.
Wenig später hielt der BMW knapp hinter dem Rover.
Suko stieg kopfschüttelnd aus.
»Dass man dich auch nicht einmal allein lassen
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