1597 - Die Köpferin
kann«, begrüßte er mich.
»So allein war ich gar nicht.«
»Ach ja, Justine.« Er schaute sich um. »Und wo steckt sie?«
Ich hob die Schultern.
»Keine Ahnung. Sie hat sich aus dem Staub gemacht.«
»Zu Fuß?«
Ich winkte ab. »Für sie kein Problem.«
»Und wie geht es hier bei uns weiter? Du siehst nicht eben blendend aus, Alter.«
»Oh, danke. Ich fühle mich auch nicht besonders. Und wenn ich an die nächsten Tage denke, wird mir ziemlich mulmig.«
»Dann lass mal hören.«
Die wir sowieso auf die Kollegen der Spurensicherung warten mussten, konnte ich mir Zeit mit meinem Bericht lassen. Suko, der aufmerksam zuhörte, schüttelte nur den Kopf.
»Dann haben wir es also mit einer neuen Gegnerin zu tun, die auf den Namen Loretta hört.«
»Du sagst es.«
Suko verengte ein wenig die Augen, als er mich anschaute.
»Mal ehrlich, John, du hast sie ja erlebt und kannst dir ein Bild von ihr machen. Würdest du sagen, dass Justine eine gleichwertige Gegnerin gefunden hat oder sogar eine, die ihr überlegen ist?«
»Beides kann stimmen.«
Suko nickte. »Das ist hart.«
»Ja, und noch härter ist ihr plötzliches Verschwinden für mich. Das hat mich getroffen wie ein Schock. Ich bin jetzt noch nicht darüber hinweg.«
»Und sie war tatsächlich von einem Moment zum anderen spurlos verschwunden?«
»Ja.«
»Das weist darauf hin, dass ein gewisser Saladin ein weiteres Erbe hinterlassen hat.«
»Das glaube ich nicht.«
»Was macht dich da so sicher?«
»Wäre es wirklich so, hätte Mallmann nicht so lange gezögert und seine Helferin schon früher gegen uns eingesetzt. Da dies nicht so gewesen ist, glaube ich eher, dass sie mit anderen Fähigkeiten ausgestattet worden ist.«
»Wie schön. So können wir uns auf einiges gefasst machen. Du mehr als ich, denn du hast sie killen wollen, und ich denke nicht, dass sie so etwas vergisst.«
»Das sehe ich auch so.«
In der Ferne tauchten Lichter auf. Für mich stand fest, dass dieser Besuch uns galt. Es mussten die Kollegen sein, die ich durch meinen Anruf alarmiert hatte.
Sie würden drei Köpfe finden, und ich hoffte, dass unsere Experten damit etwas anfangen und herausfinden konnten, um wen es sich bei den Toten letztendlich handelte. Erst dann konnte ich mich um gewisse Leute kümmern, denn solchen Beweisen konnten sie nichts entgegensetzen…
***
Der Mann starrte die Detektivin Jane Collins aus blutunterlaufenen Augen an. Er hatte vorgehabt, in seinen Jaguar zu steigen, der am Straßenrand parkte und vom Licht einer bunten Weihnachtsreklame Übergossen wurde.
»Was wollen Sie?«
»Ihnen etwas zeigen, Mr. Brown.«
Ethan Brown lachte. »Ich wüsste nicht, was Sie mir zeigen könnten. Ich kennen Sie gar nicht.«
»Dafür kenne ich Sie.«
»Hauen Sie ab.«
Jane Collins hatte geahnt, dass dieses Gespräch so verlaufen würde.
Der Mann hatte ein schlechtes Gewissen, das war ihm anzusehen, und das musste er auch haben.
Die Detektivin hatte ihn vor dem Haus erwischt, in dem er sein Büro hatte.
Ethan Brown arbeitete in der Baubranche und war dafür bekannt, dass sich seine Geschäfte am Rande der Legalität bewegten.
Doch deshalb war Jane nicht auf seine Spur gesetzt worden. Mrs. Brown und ein Anwalt hatten sie engagiert, denn beide wollten wissen, ob gewisse Gerüchte stimmten. Zudem gehörte die Firma Ellen Brown, denn ihr geerbtes Geld steckte darin. Jane war von ihr nicht wegen der krummen Geschäfte engagiert worden - oder nicht nur. Es ging im Prinzip um ein schlichtes Fremdgehen, und das mit einer Person, die der Baumafia aus dem Osten Europas zugeordnet wurde. Eine gewisse Irina hatte sich an Ethan Brown herangemacht, und das war von Jane Collins beobachtet und fotografiert worden.
»Ich werde nicht abhauen, wie Sie es mir vorgeschlagen haben. Hier, ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
Der Mann war so überrascht, dass er nichts tat. Er schaute zu, wie Jane Collins aus ihrer Manteltasche einen Umschlag hervorholte und ihn dem Mann reichte.
»Was ist das?«
»Öffnen Sie ihn!«
Brown schaute Jane an, danach den Umschlag. Er musste ihn kippen, um den Inhalt hervorholen zu können. Es rutschten einige Fotos hervor, auf die der Mann einen Blick warf und erstarrte.
»Reicht das, Mr. Brown?«
»Woher haben Sie die Aufnahmen?«
»Das spielt keine Rolle. Sie zeigen, dass Irina wohl mehr für Sie war als eine Geschäftspartnerin. Man kann durchaus von einer Orgie sprechen.«
Ethan Brown verzog das Gesicht. »Fuck you.«
»Lieber nicht«,
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