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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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von dir ansehen lassen!“
    „Habe keine Sorge! Solange du mir freundlich gesinnt bist, kann mein Auge dir keinen Schaden bringen.“
    „Das glaube ich nicht! Hinaus, hinaus!“
    Er hatte sich angstvoll abgewendet, um mich nicht ansehen zu müssen, und streckte beide Hände nach der Tür.
    „Murad Habulam“, sagte ich in strengem Ton, „was fällt dir ein? Behandelt man seinen Gast jemals in dieser Weise? Ich sage dir, daß dir mein Blick nichts schaden wird, und werde nicht eher gehen, als bis ich den Grund meines Kommens mit dir besprochen habe. Wende dich also zu mir und schaue mir getrost in das Angesicht.“
    „Kannst du mir bei Allah versichern, daß dein Blick, trotzdem er auf mich fällt, nichts Böses bringen wird?“
    „Ich gebe dir diese Versicherung.“
    „So will ich es wagen. Aber ich sage dir, daß mein schrecklichster Fluch dich treffen wird, wenn du mir Unheil bringst.“
    „Er wird mich nicht treffen, denn mein Auge wird nur mit Freundlichkeit auf dir ruhen und dir also nichts schaden.“
    Jetzt wendete er sich zu mir. Aber in seinem Gesicht spiegelte sich doch eine so große Bangigkeit, daß ich mich innerlich höchlichst belustigt fühlte.
    „Was wünschst du von mir?“ fragte er.
    „Ich möchte dich um eine kleine Auskunft bitten und vorher ein freundliches Gesuch an dich richten. Es ist Sitte, daß der Gastfreund das Brot mit seinen Gästen breche. Du hast das nicht tun können, weil das Podagra dich verhindert, zu mir zu –“
    Ich hielt inne und tat, als ob ich seine Beine erst jetzt genauer betrachtete. In Wahrheit aber hatte ich gleich bei meiner Ankunft bemerkt, daß die dicken Umhüllungen nicht mehr vorhanden waren.
    Er stand ganz aufrecht vor mir. Die weiten Pluderhosen hingen ihm faltenreich um die Knie, und seine vom Schreck erzeugten Bewegungen waren vorhin so schnell und kräftig gewesen, daß von einer schmerzlichen Krankheit gar keine Rede sein konnte. Darum fuhr ich nach einer Pause des Erstaunens fort:
    „Was sehe ich! Hat Allah ein Wunder getan? Die Krankheit ist ja von dir gewichen!“
    Er befand sich in so großer Verlegenheit, daß er nur einige mir unverständliche Worte stammelte.
    „Und da hast du Angst vor meinem Auge?“ fuhr ich fort. „Mein Blick bringt denen, welche mir wohlgesinnt sind, nur Gutes. Ich bin also überzeugt, daß du meinem Auge und meiner wohlwollenden Freundschaft diese plötzliche Besserung zu verdanken hast. Wehe aber denen, welche Böses gegen mich sinnen! Mein Blick ist für sie eine Quelle größten Unheils! Selbst wenn ich ihnen fern bin, genügt ein Gedanke von mir, ihnen alles Üble anzutun, welches ich ihnen wünsche.“
    Damit hatte ich ihm willkommenen Stoff zu einer Ausrede gegeben. Er benutzte denselben sofort, indem er sagte:
    „Ja, Effendi, nur so kann es sein. Seit Jahren leide ich an dem Übel. Kaum warst du von mir fort, so bemerkte ich ein unbeschreibliches Gefühl in meinen Beinen. Ich versuchte zu gehen, und siehe da, es gelang! Noch niemals in meinem Leben habe ich mich so wohl und kräftig gefühlt, wie jetzt. Das kann nur dein Blick getan haben.“
    „So sieh zu, daß es bleibe! Die Umwandlung deiner Gesinnungen würde auch Änderung in deinem besseren Befinden hervorbringen. Du würdest kränker werden, als du vorher jemals gewesen bist.“
    „Effendi, warum sollte ich anders gegen dich denken? Du hast mir ja nichts Böses getan, sondern du hast mir Heilung gebracht! Ich bin dein Freund und du bist der meinige.“
    „So ist es. Und just darum hat es mir so leid getan, daß ich unser Mahl nicht mit dir teilen konnte. Du sollst aber nicht von uns sagen, daß wir die Gesetze der Höflichkeit und Freundschaft nicht kennen. Darum kommen wir, um dir den leckersten Teil unseres Mahles zu bringen und dich zu bitten, ihn in unserer Gegenwart zu genießen. Wir werden dir zuschauen und uns herzlich freuen, wenn du die Gabe zu unserer Ehre verzehrst. Hadschi Halef Omar, gib sie heraus!“
    Halef nahm den Kaftanzipfel von dem Eierkuchen, trat vor Habulam hin und überreichte ihm denselben mit den Worten:
    „Herr, nimm diese Speise der Gastfreundschaft, und erweise uns die Liebe, zusehen zu dürfen, wie es dir schmeckt!“
    Es lagen sechs tote Sperlinge darauf. Habulam blickte betroffen von einem zum anderen und fragte:
    „Was soll das? Warum befinden sich diese Sperlinge auf dem Jumurta jemeki?“
    „Ich gab ihnen davon zu essen, und sie sind sogleich vor Wonne über den Wohlgeschmack der Speise gestorben. Nun sind

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