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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einen kargen Lohn.“
    „Wie nun, wenn ich dir die zweihundert schenken würde?“
    „Herr, du scherzest!“
    „Mit einem so braven Burschen mag ich keinen Scherz treiben. Ich will dir das Geld geben, und dann kannst du deiner Anka sparen helfen. Komm her, und nimm!“
    Das waren nicht ganz vierzig Mark. Ich gab sie ihm mit Vergnügen, denn er war es wert und es ging nicht von dem Meinigen. Seine Freude war groß, und er konnte es gar nicht begreifen, daß ein Fremder ohne Grund ihm ein solch reiches Geschenk machte. Den eigentlichen Grund sagte ich ihm natürlich nicht. Meinen Zweck erreichte ich, denn ich war überzeugt, daß Janik sich nun mit aller Entschiedenheit auf unsere Seite stellen würde.
    Er gab einem jeden von uns die Hand und versicherte, daß er alles tun würde, um unsere Zufriedenheit zu erwerben.
    Nun begann ich, ihn vorsichtig über seinen Herrn auszuforschen, und das Hauptergebnis meiner vielen Fragen war folgendes:
    Habulam war der Bruder von Manach el Barscha, des wegen Unterschlagungen flüchtig gewordenen Steuereinnehmers von Uskub. Darum also war mir das Gesicht Habulams so bekannt vorgekommen, denn er sah seinem Bruder ähnlich. Manach kam öfter zu Habulam und hatte, da er sich als Flüchtling natürlich nicht sehen lassen durfte, wenigstens hier nicht, ein Versteck in jenem großen Getreideschober, welcher zunächst unserem Turm stand. Dieses Versteck sollte zwar ein Geheimnis vor den Dienstboten sein, aber diese hatten es längst entdeckt. Freilich schwiegen sie darüber. Auch hatte Janik den Auftrag, sich möglichst wenig von uns zu entfernen und seinem Herrn alles zu hinterbringen, was wir reden würden.
    „So antworte ihm“, sagte ich nun, „daß du uns nicht verstehen könntest, weil wir in einer fremden Sprache reden, welche du nicht kennst.“
    „Das wird das Allerbeste sein. Jetzt aber muß ich fort, denn das Essen wird fertig sein.“
    Als Janik ging, mußte er die Tür offenlassen, damit ich mir die ominöse Getreidefeime betrachten konnte. Sie war von ziemlichem Umfang, und uns gegenüber bemerkte ich unten eine Stelle, welche von ihrer Umgebung abstach. Das war jedenfalls der Zugang. Aus der Spitze des trichterförmigen Daches ragte eine Stange hervor, an welcher sich ein Strohwisch befand. Vielleicht diente diese Vorrichtung dazu, um ein geheimes Zeichen zu geben.
    Bald kehrte Janik zurück, mit einem großen Korb in der Hand. Er legte den Inhalt desselben auf den Tisch. Das Essen bestand aus Maisbrot, kaltem Fleisch und einer warmen, appetitlich duftenden Eierspeise.
    „Herr“, sagte er, „Anka flüsterte mir zu, euch vor dem Jumurta jemeki (Eierkuchen) sehr in acht zu nehmen.“
    „Hat sie etwas Verdächtiges bemerkt?“
    „Der Herr hat den Teig selbst gemacht und Anka hinausgeschickt. Sie lauschte aber und sah, daß er die Tüte mit Sytschan zehiri (Rattengift) aus der Tasche nahm.“
    „War er noch jetzt in der Küche?“
    „Ja, er fragte mich, wovon ihr gesprochen hättet, und ich antwortete so, wie du mir gesagt hast. Da befahl er mir, recht freundlich mit euch zu tun und so oft wie möglich mit euch zu sprechen, damit ihr mir antworten müßtet und vielleicht Lust bekämt, ein Gespräch mit mir anzuknüpfen. Er hat mir ein Bakschisch von fünf Piastern versprochen, wenn ich meine Sache gut mache.“
    „So sieh zu, ob du Lust hast, deine Seele für fünf Piaster der Hölle zu verschreiben.“
    „Um Tausende nicht! Aber Anka läßt euch sagen, daß ihr Brot und Fleisch ohne Sorge essen könntet.“
    „So wollen wir ihr folgen. Den Jumurta jemeki werde ich gleich einmal den Sperlingen zu kosten geben.“
    Welche hochfein eingerichtete Wohnung wir hatten, war auch daraus zu sehen, daß unsere Stube einigen Sperlingsfamilien als Heimat und Unterstützungswohnsitz diente. Es waren einige Steine aus der Mauer gefallen, und in den dadurch entstandenen Löchern befanden sich die Nester dieser frechen Proletarier, welche nicht einmal soviel Sinn für Ordnung und Stil besitzen, ihren Brutstätten eine feste und gefällige Form zu geben.
    Die Spatzen schienen sich gar nicht vor uns zu fürchten. Sie flogen ohne Zagen aus und ein und betrachteten uns von ihren Nestern aus mit jener schändlichen Vertraulichkeit, mit welcher Sperlinge eben auf Leute blicken, für welche sie nicht den geringsten Respekt besitzen.
    Ich warf ihnen mehrere Brocken von dem Eierkuchen in die Ecke, und die Vögel flatterten herbei, sich um denselben zu zanken und zu beißen. Sie befanden

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