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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Geheul aus, welches durch alle Räume des Schlosses drang. Endlich ließ Halef von ihm ab, aber er hielt die Peitsche noch hoch erhoben, als er fragte: „Willst du nun den jaschly Ürkekli (Altes Scheusal) aus dem Bett holen?“
    „Anzeigen werde ich dich! Geschunden wirst du werden, geschunden bei lebendigem Leibe!“ brüllte der Gezüchtigte, indem er davonrannte.
    „Effendi, das wird eine böse Sache“, warnte Janik.
    „Wir fürchten uns nicht“, antwortete ich. „Heute ist ein großer Feiertag, welcher Jortu günü dajakün (Festtag der Prügel) genannt wird. Wir werden ihn in größter Andacht begehen.“
    „Von einem solchen Feiertag habe ich noch niemals gehört.“
    „So wirst du ihn heute kennenlernen“, meinte Halef. „Sihdi, du hast jetzt ein großes, herrliches Wort gesprochen. Über dich wird Freude sein unter den Gläubigen und Wonne unter den Seligen der letzten drei Himmel. Endlich willst du einmal zeigen, daß du die Zierde des männlichen Geschlechtes und die Krone der Helden bist. Meine Muskeln werden zu Schlangen und meine Finger zu Scheren des schneidenden Krebses. Ich werde wüten unter den Räubern und toben unter den Mördern. Es wird ein Heulen geben in Kilissely und ein Zetern unter den Söhnen des Verbrechens. Die Mütter und Töchter derjenigen, die kein gutes Gewissen haben, werden jammern, und die Tanten und Schwestern der Ungerechten werden sich die Haare ausraufen und die Schleier zerreißen. Die Vergeltung öffnet ihren Rachen und die Gerechtigkeit wetzt ihre Krallen, denn hier steht der Richter mit der Peitsche der Rache in der Hand, der Held des Tages der Prügel, Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abdul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah!“
    Er stand mit erhobenen Händen und begeisterten Zügen da, ganz in der Haltung und Gebärde eines Redners, welcher sich bewußt ist, an der Lösung einer welterschütternden Aufgabe zu arbeiten.
    Humun hatte uns belogen, als er sagte, daß sein Herr schlafe. Eben als wir nach dem Raum einbogen, in welchem mich Habulam bei meiner Ankunft empfangen hatte, kam dieser uns entgegen geeilt und schnaubte mich grimmig an:
    „Mann, was fällt dir ein, meinen Diener zu schlagen? Ich habe große Lust, euch alle durchpeitschen zu lassen!“
    Er war nicht allein, sondern Humun und der Schneider Suef, welcher sich Afrit genannt hatte, befanden sich bei ihm, und hinter dieser Gruppe erschienen noch fünf oder sechs Knechte und weibliche Dienstboten.
    Ich antwortete nicht, sondern gab Omar einen Wink, mich ruhig weiter zu schieben. Der Grimm Habulams schien durch mein Schweigen zu wachsen, denn der wütende Mann erging sich, während er neben uns herlief, in Drohungen, deren Ausführung uns der vollständigen Vernichtung anheimgegeben hätte. Als wir an der betreffenden Tür anlangten, wollte Halef dieselbe öffnen, da aber stellte sich Habulam vor dieselbe und schrie:
    „Es darf niemand hinein! Ich verbiete es euch!“
    „Du?“ fragte Halef. „Du hast uns gar nichts zu verbieten.“
    „Ich bin die oberste Polizei- und Gerichtsbehörde dieses Ortes!“
    „Da kann man ja dem lieben Kilissely Glück wünschen. Wenn die oberste Gerichtsbehörde raubt und mordet, was werden erst die Untertanen tun! Hebe dich gefälligst hinweg, sonst bekommst du einen Öpisch (Kuß) von meiner Peitsche, aber einen sehr laut schallenden Scheftalay (Schmatz). Verstanden!“
    Er erhob die Peitsche, und da der Wirt die Tür nicht freigab, so erhielt er einen solchen Hieb, daß er sofort seinen Platz mit einem Sprung verließ, welcher einem Zirkus-Clown alle Ehre gemacht hätte. Dazu schrie er:
    „Er schlägt mich! Allah hat es gesehen und ihr auch! Fallt über ihn her! Werft ihn nieder! Bindet ihn!“
    Diese Aufforderung galt den Knechten, aber weder diese, noch Humun oder Suef wagten es, den kleinen Hadschi zu berühren. Dieser blickte sich gar nicht nach ihnen um, sondern öffnete die Tür und trat ein. Wir folgten ihm. Habulam kam hinter uns hergestürzt, und die anderen drängten sich ihm nach. In der Mitte des Zimmers blieb er stehen und schrie:
    „Das ist entsetzlich! Ich werde es auf das strengste bestrafen. Ich bin der Oberste des hiesigen Dschesah mehkemeleri (Strafgericht).“
    „Kilissely ist ein einfaches Dorf, in welchem es kein solches Gericht gibt“, erwiderte ich.
    „Aber ich bin der Mollao (Richter) dieses Ortes!“
    „Das glaube ich nicht. Wo hast du denn studiert?“
    „Studiert zu haben, ist nicht nötig.“
    „Oho! Wenn du Mollao sein

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