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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Rachespruch der Wüste hören:
    „Ed dem b' ed dem – Blut um Blut! Ich habe geschworen, den Tod meines Vaters zu rächen, und ich muß mein Wort halten. Wenn ihr morgen nicht mitreitet, so reite ich allein. Ich habe keine Ruhe, bis mein Messer dem Mörder im Herzen sitzt.“
    Das klang wild und unmenschlich. Als Christ hing ich an der lieblichen Lehre: ‚Liebet eure Feinde‘, aber wenn ich mich jenes Augenblickes erinnerte, an welchem sein Vater, unser Führer, unter der entsetzlichen Salzkruste des Schotts versank, so war es mir doch, als ob diese Tat gesühnt werden müsse. Ob freilich auf Omars Weise, das konnte nur der Moment ergeben. Jedenfalls war ich gesonnen, keinen nackten, barbarischen Mord zu dulden.
    Ich hätte wohl weit in den Morgen hinein geschlafen, wenn ich nicht geweckt worden wäre. Der Korbflechter stand draußen und wollte mit mir sprechen. Ich empfing ihn beinahe zornig über die Störung; als ich aber seinen Schwager, den Gastwirt des Weilers, hinter ihm eintreten sah, ahnte ich, daß ein triftiger Grund vorläge, mich aus dem Schlaf zu wecken, und zeigte ein freundlicheres Gesicht.
    „Herr“, sagte der Wirt des Weilers, „ich glaubte nicht, daß ich dich bald wiedersehen würde. Verzeihe, daß wir dir die Ruhe rauben; aber ich muß dir Wichtiges mitteilen; es handelt sich um euer Leben.“
    „Abermals! Hoffentlich ist es nicht so schlimm, wie du meinst.“
    „Es wäre so schlimm, wenn ich dich nicht warnen könnte. Die beiden Aladschy sind hier bei meinem Bruder gewesen.“
    „Ah! – Wann?“
    „Als der Tag graute“, antwortete der Korbflechter, an welchen ich die letzte Frage gerichtet hatte. „Wir waren sehr bald erwacht, denn die Freude über deine Geschenke ließ uns nicht schlafen. Sogar die Kinder waren schon aufgestanden. Ich war hinunter an den Fluß gegangen, um nach den Nachtangeln zu sehen, welche ich gestern abend noch gelegt hatte. Als ich zurückkam, hielten zwei Reiter auf scheckigen Pferden vor der Tür, wo sie mit den Kindern sprachen. Mein Vater befand sich noch auf dem Lager. Als sie mich kommen sahen, fragten sie mich, ob gestern nicht vier Reiter vorübergekommen seien, von denen der eine den Turban der Schirfa (Plural von Scherif) und eine farbige Brille getragen habe; unter den Pferden sei ein schwarzer arabischer Hengst gewesen.“
    „Was hast du geantwortet?“ fragte ich mit Spannung.
    „Ich dachte mir gleich, daß es die Aladschy seien, von denen wir gesprochen hatten, und verschwieg ihnen die Wahrheit.“
    „Hm! Das wird dir schlecht bekommen sein.“
    „Ahnst du es?“
    „Deine Kinder werden es wohl bereits verraten gehabt haben.“
    „So ist es allerdings. Sie schlugen mit den Peitschen auf mich ein und drohten mir, mich zu töten, wenn ich nicht die Wahrheit sagen würde.“
    „So ist es ganz recht, daß du ihnen die Wahrheit gestanden hast.“
    „Weißt du denn, daß ich es getan habe?“
    „Ich sehe es deinem unsicheren Blick an. Du befürchtest, einen Fehler gemacht zu haben, und hast deshalb kein ruhiges Gewissen.“
    „Effendi, dein Blick sagt dir freilich das Richtige. Ich hätte mich ihren Schlägen wohl entziehen können, aber dann wären sie wahrscheinlich grausam gegen den Vater und die Kinder gewesen. Und weil die letzteren doch schon geplaudert hatten, so gestand ich, daß du dagewesen seist.“
    „Aber doch wohl weiter nichts?“
    „Ich wollte nur das sagen, aber sie hatten die Kleinen schon vollständig ausgefragt und von ihnen erfahren, daß ihr die Stiefel ausgeschüttet und dem Großvater Geld gegeben hättet, und daß ich euch heut nach Taschköj führen solle, wo ich vorher mit den bösen Männern gewesen sei.“
    „Da hast du es freilich eingestehen müssen.“
    „Ja, ich konnte nicht anders. Du wirst es mir verzeihen.“
    „Ich kann dir nicht darüber zürnen; ich hätte mich hüten sollen, vor den Kindern davon zu sprechen. Hatten die Räuber Gewehre?“
    „Ja, und sie selbst sahen aus, als ob es ihnen schlecht ergangen. Der eine trug ein Pflaster auf der Oberlippe, und die Nase hatte die Farbe einer Pflaume.“
    „Das ist Bybar gewesen, dem ich mit einem Hieb die Lippe aufgerissen hatte. Aber er trug doch einen Bart?“
    „So hat er sich denselben abgeschnitten, um den Riß zusammenzupflastern. Mein Bruder wird das wissen. Er redete auch gar nicht, sondern der andere sprach. Dieser saß so schlecht im Sattel, wie wenn er das Kreuz gebrochen hätte.“
    „Ich schleuderte ihn gegen einen Baum, und das wird

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