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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich das Haus nicht verlassen durfte. Darum nahm ich mir vor, zu horchen. Du wirst gesehen haben, daß in meiner Stube eine Leiter unter das Dach führt, wo das Maisstroh liegt. Ich stieg hinauf und von da aus konnte ich leise durch die Luke auf das Vordach gelangen. Ich hörte jedes Wort und vernahm, was in Ostromdscha geschehen war. Der Bote erzählte es ausführlich und sagte, daß ihr um Mittag aufbrechen, also ungefähr nicht ganz zwei Stunden später an meinem Hause vorüberkommen müßtet. Ferner hörte ich, daß er schon am vorigen Abend mit ihnen gesprochen hatte.“
    „Ah! Jetzt erst ist es mir erklärlich“, erwiderte ich, „wie der Mübarek gar so schnell die Aladschy finden und auf mich hetzen konnte.“
    „Es scheint, daß er sie schon vor eurer Ankunft bestellt hatte, um irgend einen Streich auszuführen. Ihr habt ihn dabei gestört, und so hat er ihre Anwesenheit zur Rache gegen euch benutzen wollen.“
    „Was hörtest du noch?“
    „Daß der Mübarek mit den drei andern entkommen sei, und daß ihr sterben müßtet. Er bezeichnete sogar den Platz, an welchem ihr überfallen werden solltet, nämlich nicht weit hinter der einzigen scharfen Biegung, welche der Weg im Wald macht.“
    „Dort hat allerdings der Kampf zwischen ihnen und mir stattgefunden.“
    „Und du hast sie besiegt, wie mein Bruder mir erzählte. Effendi, Allah ist mit dir gewesen, sonst wärst du ihnen unterlegen!“
    „Gewiß! – Weiter!“
    „Der Bote sagte ihnen, daß sie sich ja nicht auf ihre Flinten oder Pistolen verlassen sollten, denn ihr wäret kugelfest. Da lachten sie aus vollem Hals. Als er ihnen aber aufs genaueste erzählte, was geschehen war, da wurden sie nachdenklich und meinten endlich, daß ihr wirklich kugelfest seid.“
    „Nun, was sagst du dazu?“ fragte ich.
    „Effendi, es gibt zweierlei Zauberei. Bei der einen bedient man sich der Hilfe Allahs und bei der anderen der Hilfe des Teufels. Ihr habt die Magie gelernt, aber die gute, bei welcher Allah euch hilft.“
    Da antwortete ich ihm:
    „Meinst du denn wirklich, daß der Allmächtige von einem seiner schwachen Geschöpfe durch Worte, Zeichen oder Zeremonien gezwungen werden könne, ihm zu Willen zu sein?“
    „Hm! Nein, denn dann wäre dieser Mensch ja mächtiger als Allah selbst. Aber, Herr, ich erschrecke. So zaubert ihr ja mit Hilfe des Teufels?“
    „O nein! Wir zaubern gar nicht, wir verstehen nicht mehr als andere Menschen.“
    „Aber ihr seid ja kugelfest!“
    „Wir würden uns allerdings sehr freuen, wenn das wirklich wahr wäre. Leider aber würde eine Kugel ein ebenso großes Loch durch unsere Haut machen, wie durch diejenige anderer Leute.“
    „Das kann ich nicht glauben. Du hast ja die Kugeln mit der Hand aufgefangen.“
    „Auch das war nur Schein. Ich habe mir bereits Vorwürfe gemacht, jene Leute in ihrem Aberglauben bestärkt zu haben. Vielleicht kann ich das durch dich wieder gut machen. Wenn du nach Ostromdscha kommst, so wirst du von uns sprechen hören. Sage den Leuten, wie es geschehen ist. Ich hatte gehört, daß wir überfallen oder aus dem Hinterhalt erschossen werden sollten, und da kam mir der Gedanke, die Meinung zu verbreiten, das wir kugelfest seien, weil man dann wahrscheinlich nicht auf uns schießen würde. Wie ich das angefangen habe, sollst du erfahren.“
    Nun erklärte ich ihm alles. Sein Gesicht wurde länger und länger. Dann erholte er sich von seinem Erstaunen, hörte mir bis zum Ende zu und sagte lachend:
    „Das freut mich außerordentlich, Herr, daß du mir diese Geschichte erzählt hast. Ich werde in Ostromdscha eine große Rolle spielen, indem ich die Leute auslachen und ihnen den Sachverhalt erklären kann. O, wenn ich es ihnen zeigen könnte!“
    „Das kannst du. Ich habe noch mehrere Kugeln. Wenn du mir versprichst, vorsichtig zu sein und sie ja nicht mit anderen zu verwechseln, so will ich sie dir schenken.“
    „Gib sie mir; du machst mich ganz entzückt vor Freude. Aber weißt du, daß ich nun noch größeren Respekt vor euch habe, als vorher?“
    „Warum?“
    „Weil es etwas ganz anderes ist, sich durch Klugheit zu schützen, als durch Zauberei. Jetzt meine auch ich, daß die Magie aus nichts als nur aus solchen Kunststücken besteht. Deinen Zweck hast du erreicht, denn die Aladschy beschlossen, daß sie nicht auf euch schießen, sondern euch mit den Beilen und Messern angreifen wollten. Der Bote beschrieb euch so genau, daß keine Irrung möglich war, und dann entfernte er sich. Nur eine

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