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16 Science Fiction Stories

16 Science Fiction Stories

Titel: 16 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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aus irgendeinem Grund mit dem Eindringling sprach.
    Er fluchte über sein Alter und die Strahlung, und dann erinnerte er sich daran, daß der Keller auch Fenster besaß. Von den Kellerfenstern aus, die zu ebener Erde lagen, würden sich die beiden scharf gegen den hellen Himmel abheben und selbst für einen alten Mann, der schon halb blind war, deutlich zu sehen sein. Er eilte die Treppe hinunter.
    »Du bist jetzt erwachsen«, sagte das Mädchen. »Er wird bald sterben: Alte Leute sterben immer. Gott wird dich beschützen. Komm doch zu dem Picknick, wir werden Spaß haben.«
    Der Junge blickte auf Narine hinab. »Ich kann meine Zeit nicht mit Spielen oder Picknicks vergeuden. Ich werde erzogen und ausgebildet.«
    Sie machte runde Augen und wartete darauf, zu verstehen, was er meinte.
    Die schlanken Schultern des Jungen strafften sich, als er es ihr erklärte: »Mein Vater bildet mich aus, um mich gegen die Flut der fortschreitenden Verwilderung zu wappnen. Er lehrt mich, zivilisiert zu sein und dem Fortschritt zu dienen.« Dies waren ganz offensichtlich nicht seine eigenen Worte; aber stolz und hochaufgerichtet stand er da und berührte mit der Hand sein weißes Hemd, als wäre es ein Abzeichen.
    Sie nickte bewundernd, war aber noch immer erstaunt. »Wie tut er das, Mann?«
    Noch nie hatte ihn jemand ›Mann‹ genannt, es schien ein Kompliment zu sein. Er hob das Kinn und blickte respektheischend um sich. »Mein Vater lehrt mich Dinge wie Mathematik, fortgeschrittene Mathematik. Er ist ein guter Lehrer. Sein Vater war ein Doktor der Philosophie und ein Lehrer in den Staaten. Er sagt, daß die Zivilisation nirgends mehr gepflegt wird.« Er blickte zu den Palmen, die sich über die blaugestrichene Wand beugten und lauschte dem entfernten Donnern der Brandung, und er dachte daran, daß er nie zu irgend jemandem außerhalb der Mauer gesprochen hatte, außer zu dem Vorarbeiter der Leute, die seines Vaters Felder bewirtschafteten. Obgleich Narine ein seltsames Englisch sprach, schien sie gebildet zu sein. Er blickte sie an, ihre weiche, braune Haut, ihre blauen Augen und das Kleid, das nur die eine Brust bedeckte, und er wurde ganz verwirrt. »Habt ihr – ich meine, ist die Zivilisation …«
    »Zivilisation?« Das hübsche braune Mädchen schien nicht zu begreifen, was er meinte. »Ich verstehe nicht … ich meine, wir zwingen niemanden, zu lernen! Eine Antwort ohne Frage bedeutet nichts. Gott will, daß wir nur so viel lernen, wie wir zu wissen verdienen. Fünf Meilen entfernt, in Yelopo, lebt ein Mann, der Zahlen liebt. Er spielt mit Zahlentheorien und rechnet andauernd. Wenn irgend jemand hier in Puerto ein Problem gelöst haben will, dann messen sie es mit einem Band und machen Zeichnungen, und dann bringen sie das Band und die Zeichnungen zu ihm. Er löst das Problem, und sie bezahlen ihn mit Hühnern und Schweinen.« Sie lächelte. »Siehst du, wir brauchen nur einen Mann für die Mathematik, und wir haben einen Mann. Der gute Gott des Ausgleichs kümmert sich für uns darum.«
    Er war beleidigt. »Ein Mathematiker – das ist doch keine Zivilisation!« Er hob die Augen zu den Bergen hinter dem Dorf. Sie ragten in den Himmel, erhaben und hoch wie Ideale.
    »Meine beiden Väter malen Bilder«, sagte sie mit ihrer hohen Stimme, während er ärgerlich den Blick von ihr abwandte. »Natürlich fischen sie auch und jagen Papaya. Die Bilder sind sehr seltsam, aber nicht so seltsam wie die Bilder meines Großvaters. Jeder sollte das tun, was sein Geist ihm rät. Wenn meine kleinen Brüder Mathematik studieren wollten, würde ich die leeren Häuser durchsuchen und Bücher für sie beschaffen.«
    Die Berge, gegen die er starrte, waren bis weit nach oben vom Dschungel bewachsen, und in der Ferne bewegte sich eine winzige Gestalt, die einen Burro langsam den Gebirgspfad hinauf führte. Narine sprach, als wäre sie tolerant, als erlaubte sie ihm, zu studieren. Das klang alles falsch, und es waren nicht die richtigen Prinzipien; der Junge wurde noch ärgerlicher.
    Schüchtern berührte sie seinen Hemdärmel mit einem Finger. »Wenn du gern studierst …«
    »Nein!« fuhr er sie an, ohne sie anzublicken. Der Burro und der Bauer auf dem Gebirgspfad bewegten sich langsam aufwärts; sie sahen wie Ameisen aus. »Ich kann Mathematik überhaupt nicht leiden. Ich mag nicht studieren. Aber ich tue es trotzdem. Vater sagt, daß das Tun von Dingen, die man nicht mag, einen zur Selbstdisziplin erziehe.« Er sah sie geringschätzig an.

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