16 Stephanie Plum: Der Beste zum Kuss (Sizzling Sixteen)
Nagelfeile dabei, aber im Vergleich zu Waffen und Stinkbomben war damit kein Blumentopf zu gewinnen. »Ich hab die Glücksflasche mit«, erklärte ich.
»Das ist sehr vernünftig«, sagte Lula.
Connie schnappte sich ihre Handtasche, und wir folgten ihr aus dem Büro.
»Ich hab den Wagen von meinem Bruder Tony«, sagte Connie. »Die Schrottkiste fällt nicht groß auf, wenn sie am Straßenrand steht.«
Lula stieg vorne neben Connie ein, ich setzte mich auf die Rückbank zu der Kiste mit den Stinkbomben. Die Abschussvorrichtung für Stinkbomben lag hinter mir. In tiefer Dämmerung fuhren wir über die Brücke nach Pennsylvania, und als wir die unbefestigte Straße erreichten, war es draußen pechschwarz. Kein Mond. Bedeckter Himmel. Connie parkte am Rand der Lower Buck’s Road, kurz vor der Einmündung. Wir stiegen aus und warteten, während Connie die Abschussvorrichtung mit einer Stinkbombe lud.
»Das Haus ist groß«, bemerkte Lula. »Was meinst du, wie viele von diesen Bomben müssen wir abfeuern?«
»Eine reicht wahrscheinlich«, entgegnete Connie und schlang sich den Riemen der Uzi über die Schulter. »Oder wir schießen eine ins Erdgeschoss und eine in den ersten Stock, wenn wir sicher sein wollen, dass das ganze Haus versorgt ist.«
»Wonach riechen sie?«
»Die ich heute gemacht habe, riechen nach einer Mischung aus Katzenpisse und Durchfallschiss«, erklärte Connie und reichte mir den Karton mit den zusätzlichen Bomben. »Dazu vielleicht noch ein Hauch Erbrochenes.«
Nachdem wir ungefähr zehn Meter weit auf dem unbefestigten Weg gegangen waren, wussten wir nicht mehr, wo wir uns befanden.
»Ich weiß nicht, ob ich mitten auf der Straße oder mitten im Wald stehe«, sagte Lula. »Ich kann nix sehen. Ist so dunkel. Hier ist … ups!«
»Alles in Ordnung?«, fragte ich.
»Nein, nichts ist in Ordnung. Ich sitze auf dem Hintern, mitten im Gestrüpp. Wo seid ihr denn?«
»Wir bleiben stehen, bis sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben«, befahl ich.
»Wie lange dauert das?«, wollte Lula wissen.
»Ein paar Minuten, denke ich«, gab ich zurück.
»Wir sind schon ein paar Minuten hier«, sagte sie. »Und meine Augen haben sich nicht dran gewöhnt. Ich glaube, das mit dem Gewöhnen ist dummes Zeug.«
»Warte noch eine Minute länger«, schlug ich vor.
Wir warteten eine Minute länger, konnten aber immer noch nichts erkennen.
»Ich zeig dir gleich, wer sich hier an was gewöhnt«, sagte Lula und knipste ihre Taschenlampe an.
So viel zum Thema »unbemerkt anschleichen«.
Wir folgten Lula und ihrer Taschenlampe, bis wir den Rasen vor dem Haus erreichten. Als sich keine Bäume mehr über uns spannten, konnten wir zumindest das Haus vom Himmel unterscheiden. In mehreren Fenstern schien Licht. In einem Zimmer im Erdgeschoss flackerte ein Fernseher. Eine Gestalt ging von einem Raum in den nächsten. Der SUV stand immer noch vor der Haustür.
»Wir müssen näher ran«, sagte Connie. »Eine von uns sollte über den Rasen laufen und durchs Fenster gucken.«
»Eine von uns?«, fragte ich.
»Ja«, sagte Connie. »Du.«
»Warum gerade ich?«
»Das ist deine Aufgabe. Ich bin die Büroleiterin, du bist diejenige, die rumschleicht und böse Buben fängt.«
»Und was ist mit Lula? Wieso kann die nicht die Rumschleicherin sein?«
»Genau«, sagte Lula. »Was ist mit mir? Ich könnte auch rumschleichen, aber hallo!«
»Nur um das klarzustellen«, sagte Connie zu Lula, »du willst also diejenige sein, die notfalls den Kopf hinhält.«
»Wenn du es so ausdrückst, denke ich doch, dass Stephanie die richtigen Fähigkeiten für diesen Einsatz mitbringt«, meinte Lula.
Ich verdrehte die Augen, aber niemand konnte es sehen, weil es zu dunkel war. Ich stellte den Karton mit den Stinkbomben ab, legte meine Handtasche darauf und lief über den Rasen zum Haus. Dort schob ich mich zwischen riesige Azaleenbüsche und reckte mich auf die Zehenspitzen, um durch das Fenster sehen zu können. Ein Typ von Mitte fünfzig saß auf einer Couch und schaute fern. Er hatte keine Schuhe an, lag entspannt da, eine Chipstüte und ein Bier auf dem Tisch vor sich. Ein zweiter Mann fläzte sich in einem Fernsehsessel.
Mit Mühe kämpfte ich mich wieder aus den Azaleen heraus und schlich ums Haus herum, spähte durch die Fenster, lauschte auf Gesprächsfetzen. Ich gelangte zur Küche, wo ein Tablett mit schmutzigem Geschirr und einer umgekippten Coladose auf der Arbeitsfläche stand. Dazu ein paar Teller, Besteck und
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