16 Stephanie Plum: Der Beste zum Kuss (Sizzling Sixteen)
sitzen«, schlug ich vor.
»Ist eine gute Idee. Ich bleib hier und pass auf, dass er nicht gestohlen wird.«
Der Weg war zwar nicht asphaltiert, er hatte aber einen festen Boden. Zu beiden Seiten war Wald. Die Sonne fiel durch das Blätterdach, und in der Luft lag der Geruch von Sommeranfang. Ich hätte den Spaziergang genossen, wenn ich keinen Schiss gehabt hätte, dass Bobby Sunflower zurückkommen und mich über den Haufen fahren könnte.
Kurz bevor ich vom Haus aus zu sehen sein würde, begab ich mich in den Schutz des Waldes. In puncto Natur bin ich zwar nicht so schlimm drauf wie Lula, aber eine Waldfee bin ich auch nicht. Und lautlos wie Ranger durchs Unterholz schleichen kann ich ebenso wenig. Egal, wie sehr ich mich bemühe, ich bin und bleibe ein Trampel.
Trotzdem versuchte ich, so leise es ging, an der Grundstücksgrenze entlangzukriechen und lauerte auf eine Bewegung im Haus. Der SUV stand immer noch draußen vor der Eingangstür. Die Vorhänge waren nirgends zugezogen. Es ließ sich unmöglich feststellen, zu wem der Geländewagen gehörte. Oder ob Vinnie sich in dem Haus befand. Ich kehrte zu meinem Jeep zurück und setzte mich wieder hinters Lenkrad.
»Und?«, wollte Lula wissen.
»Ich hab keine Ahnung. Im Haus regt sich nichts. Und es kam auch niemand raus.«
»Hast du die Flasche dabei?«
»Ja.«
»Tja, eine große Hilfe scheint sie nicht zu sein.«
Ich drehte den Zündschlüssel und legte den Gang ein. »Ich bin immerhin nicht erwischt worden.«
»Stimmt«, sagte Lula. »Vielleicht funktioniert sie doch.«
Es war schon nach vier Uhr, als wir ins Kautionsbüro zurückkehrten. Connie lackierte sich die Fingernägel und wirkte nicht gerade glücklich.
»Und?«, fragte ich.
»Um zwei Uhr bekam ich einen Anruf von Bobby Sunflower. Er meinte, er würde langsam ungeduldig. Dann gab er das Telefon an Vinnie weiter, der flehte mich an, das Geld zu besorgen, und auf einmal kreischte jemand los. Ich glaube, das war Vinnie. Dann wurde aufgelegt.«
»Um zwei Uhr war Bobby Sunflower in dem Haus in Pennsylvania«, sagte Lula zu mir. »Jetzt wissen wir, wo sie Vinnie verstecken.«
»Sein Wagen stand vor dem Haus«, korrigierte ich. »Bobby Sunflower selbst haben wir nicht gesehen.«
»Der Typ wird seinen Ferrari von keinem anderen fahren lassen«, sagte Lula. »Das ist sein Ferrari. Der gehört niemand sonst.«
Das stimmte wahrscheinlich.
»Die verstecken Vinnie in diesem Haus in Pennsylvania«, sagte Lula nun zu Connie. »Wir wissen genau, wo es liegt. Jetzt müssen wir ihn nur noch retten. Ich müsste jetzt jeden Tag meine Visa-Rechnung bekommen. Kann kein Risiko mehr eingehen.«
Die Sache hatte nur einen Haken. Solange ich auf der Suche nach Vinnie war, hörte sich das alles sehr edel und gut an. Da wir ihn nun eventuell geortet hatten und mit gezückten Feuerwaffen reingehen mussten, da fand ich die ganze Rettungsaktion plötzlich … nicht mehr so prickelnd. Morelli konnte so was durchziehen. Dann würde aber auch die Polizei mit hineingezogen werden. Ranger würde Vinnie in null Komma nichts befreien, doch Ranger war in Atlanta. Und selbst wenn er hier gewesen wäre, wäre mir nicht wohl dabei, wenn er für mich die Drecksarbeit erledigte.
»Vielleicht sollten wir doch besser versuchen, das Geld zusammenzubekommen, statt Vinnie zu befreien«, schlug ich vor.
»Gut«, sagte Connie. »Und wie?«
Wir dachten darüber nach.
»Wir könnten selbst gebackene Plätzchen verkaufen«, schlug Lula vor.
»Du kannst nicht backen, Stephanie kann nicht backen, und ich will nicht backen«, sagte Connie. »Im Übrigen brauchen wir 786 000 Dollar. Das sind ’ne Menge Plätzchen. Außerdem steigt der Zins darauf jeden Tag.«
»Da kommt mir ein Gedanke: Wenn ich so viel Geld hätte, würde ich nicht hier arbeiten müssen«, bemerkte Lula.
»Das Kautionsbüro gehört inzwischen einer Risikokapitalgesellschaft namens Wellington. Als ich das letzte Mal nachgehört habe, war man da nicht gerade zufrieden mit unserer Arbeit als Makler. Ich glaube nicht, dass wir bei denen noch mehr Staub aufwirbeln sollten, indem wir um einen Kredit bitten.«
»Holen wir Vinnie einfach aus dem Haus, dann haben wir es hinter uns«, sagte Lula. »Kann doch so schwer nicht sein! In der Auffahrt stand nur ein SUV . Ich stell mir vor, Vinnie ist in der Küche an einen Stuhl gefesselt, und irgend so ’n Gorilla sitzt im Wohnzimmer und guckt Fernsehen.«
»Und dann?«, fragte ich.
»Dann gehen wir rein, erschießen den
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