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16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

Titel: 16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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dasaß, aus Angst Sally abzulenken. Ich konnte es nicht erwarten zu erfahren, was zwischen ihr und Señor Cocinero vorgefallen war, falls denn etwas vorgefallen war.
    » Henrique ist ziemlich wohlhabend«, fuhr Sally fort. » Er ist eine angenehme Erscheinung, trägt wunderschöne weiße Leinenanzüge und Panamahüte und er weiß einen guten von einem schlechten Tequila zu unterscheiden. Er ist ein richtiger Gentleman mit ausgezeichneten Manieren und… und er hat sich in mich verguckt, und ich habe– nur aus Spaß– weiter so getan, als wäre ich die achtbare Lady Sarah Pyne, eine reiche Witwe, die gern reist.« Sally brachte ein schwaches Lächeln zustande. » Und es hat funktioniert! Henrique hat tatsächlich geglaubt, dass ich aus der gleichen Welt komme wie er. Wir haben eine herrliche Zeit zusammen verbracht. Er hat mich nach Coba mitgenommen, wo wir diese Maya-Pyramide hochgeklettert sind, wovon ich euch schon erzählt habe. Dann sind wir in einem Kajak über eine Lagune gepaddelt und haben in der Nähe eines Korallenriffs geschnorchelt und…«
    Während Sally erneut ihre inzwischen hinlänglich bekannten Abenteuergeschichten hervorsprudelte, zerstreuten sich meine Zweifel an deren Wahrheitsgehalt zusehends. Wenn die Liebe Unmögliches möglich macht– und ich hatte allen Grund, davon auszugehen–, konnte eine Urlaubsromanze gewiss auch eine mollige Teestubenbesitzerin mit silberfarbenen Haaren auf eine Pyramide hinaufbefördern, ja vielleicht sogar noch weit mehr bewirken.
    » …und er hat mir das hier geschenkt.« Sally fischte eine zartgliedrige Silberkette aus dem Halsausschnitt ihres schmuddeligen Sweatshirts und präsentierte stolz einen Anhänger in Form einer Schneeflocke, in die ein seltsames goldenes Symbol eingearbeitet war. » Das ist der Buchstabe S im Maya-Alphabet«, erklärte sie. » S für Sarah.«
    » Ein bemerkenswertes Schmuckstück«, sagte Willis senior.
    » Ich habe Henrique gesagt, dass ich es immer bei mir tragen werde«, sagte sie wehmütig und verbarg die Kette wieder in ihrem Ausschnitt. » Die neun Tage, die ich mit ihm verbracht habe, waren die glücklichsten meines Lebens.«
    » Und doch«, bemerkte mein Schwiegervater, » scheinen Sie jetzt alles andere als glücklich zu sein.«
    Sallys Reaktion war wie die eines Schulmädchens, das sich ertappt fühlte– sie zog den Kopf ein und starrte auf den Boden.
    » Ich habe noch nicht alles erzählt«, sagte sie kleinlaut.
    » Das dachte ich mir«, erwiderte Willis senior. » Bitte fahren Sie fort.«
    Sally räusperte sich. » Sie müssen verstehen, William, als Kit und Nell geheiratet haben, gab es in Finch nur noch einen Gesprächsstoff: Fairworth House. Immer hieß es Fairworth House hier und Fairworth House dort, den lieben langen Tag lang ging das so. Als ich dann nach Mexiko gereist bin, hatte ich das noch immer im Kopf.« Sie blickte noch immer zu Boden und klammerte die Hände im Schoß zusammen. » Und deswegen habe ich, als Henrique mich gefragt hat, wo ich wohne, ihm gesagt, ich… ich…«
    » Sie haben Señor Cocinero gesagt, Sie wohnen in Fairworth House?«, fragte Willis senior.
    » Es ist mir einfach so herausgerutscht!«, platzte Sally heraus und wurde puterrot. » Ich habe mir nichts Böses dabei gedacht, aber eins kam zum anderen, und ehe ich mich versah, habe ich ihm erzählt, Fairworth House sei das Anwesen meiner Vorfahren und ich… ich habe ihn eingeladen, mich zu besuchen, wenn er mal in England ist.« Sie sah Willis senior flehend an. » Ich dachte, dass das unter reichen Leuten üblich ist. Wie sollte ich wissen, dass er meine Einladung annehmen würde?«
    Sally brach abermals in Tränen aus. Ich streichelte ihren Rücken, reichte ihr weitere Taschentücher und tauschte verblüffte Blicke mit Bill aus, der völlig hingerissen auf der Kante seines Stuhls saß.
    » Heute Morgen habe ich seinen Brief erhalten«, brachte Sally mit zitternder Stimme hervor, nachdem ihr Schluchzen verebbt war.
    » Wie das?«, erkundigte sich Willis senior.
    » Wie bitte?«, fragte Sally.
    » Wie hat dieser Brief Sie erreicht? Wenn Señor Cocinero den Brief an eine Lady Sarah Pyne in Fairworth House adressiert hätte, wäre der Brief schließlich hier eingetroffen.«
    » Oh.« Wieder errötete Sally heftig, und sie starrte auf ihre Hände. » Ich habe Henrique erzählt, dass die Dorfbewohner mich Sally nennen– Sally von Finch–, weil ich keine hochnäsige Lady sei, die immer und überall mit ihrem Titel angeben muss. Also

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