16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)
sie auf den Tisch stellte.
» Um den Gaumen zu reinigen«, verkündete sie.
» Wir haben ja gar nichts gegessen«, sagte ich.
» Aber Sie haben die fettigen Dämpfe einatmen müssen«, erwiderte sie mit einem entschuldigenden Lächeln.
» Mrs Donovan«, sagte Willis senior und bediente sich von den Weintrauben. » Haben Sie gestern Nacht aus irgendeinem Grund meine Möbel umgestellt?«
» Ihre Möbel?«, sagte Deirdre mit einem verdutzten Gesichtsausdruck.
» Ich meine den Chippendale-Armsessel im Gesellschaftszimmer und das Sofa im Salon. Sie stehen nicht mehr an dem Platz, an dem sie gestern noch standen.«
Sie runzelte einen Moment lang die Stirn, dann entspannten sich ihre Züge. » Ach ja, jetzt erinnere ich mich wieder. Ich musste den Sessel ein bisschen zur Seite rücken, um den Boden zu wischen. Habe ich tatsächlich vergessen, ihn an seinen Platz zurückzustellen? Tut mir leid, Sir. Es wird nicht mehr vorkommen.«
» Und das Sofa? Es stand vor dem Fenster. Und jetzt steht es in der Nähe des Kamins.«
» Das Sonnenlicht bleicht den Stoff aus«, erwiderte Deirdre schnell. » Nachdem ich im Salon die Vorhänge zurückzog, habe ich das Sofa vom Fenster weggeschoben, um den Bezugsstoff zu schonen.«
» Eine unnötige Vorsichtsmaßnahme«, sagte Willis senior sanft. » Die Fensterscheiben im gesamten Haus wurden mit einer Substanz behandelt, die schädliche Sonnenstrahlen abhält.«
» Oh, das wusste ich nicht, tut mir leid, Sir. Ich werde die Möbel wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückschieben.«
» Danke. Ich habe große Sorgfalt darauf verwandt, die Möbel so zu arrangieren, wie sie jetzt stehen. Und mir ist daran gelegen, dass alles so bleibt, wie es ist.«
» Gewiss, Sir«, sagte Deirdre.
» So, Leute«, sagte ich mit einem Blick auf meine Uhr, » ich würde gern meinen restlichen Vormittag damit vertrödeln, von diesen köstlichen Trauben zu naschen, aber das geht leider nicht. Der Mittag naht, und ich muss mit Bill noch die Autos tauschen, um die Jungen in Anscombe Manor abzuholen. Bill ist heute Morgen mit dem Rover zur Arbeit gefahren, und mein Mini hat keine Kindersitze«, erklärte ich Willis senior.
» Mr Donovan wird dich ins Dorf fahren«, sagte er.
» Danke, das ist nicht nötig, ich kann ebenso gut zu Fuß gehen.«
» Bitte lass dich doch von Mr Donovan fahren. Das spart dir Zeit. Unsere wissbegierigen Nachbarn könnten dich aufhalten, und ich will nicht, dass meine Enkel ihr Mittagessen verpassen. Ich würde es gern mit ihnen teilen, wenn ich könnte«, fügte Willis senior wehmütig hinzu.
» Am Donnerstag ist alles vorbei«, versuchte ich ihn zu trösten.
» Declan wird in fünf Minuten mit dem Auto vor dem Eingang stehen«, verkündete Deirdre und eilte davon.
» Auto?«, fragte ich, nachdem sie gegangen war. » Was für ein Auto? Ich dachte, die Donovans fahren ein altes Wohnmobil.«
» Ich habe Mr Donovan die Erlaubnis gegeben, meinen Jaguar zu fahren«, erwiderte Willis senior. » Sein Renault ist nicht nur unsicher, sondern auch unansehnlich.« Er pflückte eine Traube vom Stängel auf seinem Teller. » Ich habe meinen Mitarbeiter in London gebeten, ein passendes Auto für die Donovans zu kaufen.«
» Du kaufst ihnen einen Wagen?«, fragte ich erstaunt.
» Ich kaufe einen Wagen für Fairworth. Meine Limousine ist nicht dazu geschaffen, Heuballen oder Gartengeräte zu transportieren.« Willis senior schob sich die Traube in den Mund und stand auf. » Ich begleite dich in die Eingangshalle, meine Liebe, aber dort muss ich mich dann von dir verabschieden, da ich nach Lady Sarah und ihrem Gast sehen will. Wenn ich die beiden zu lange allein lasse, wird Lady Sarah gewiss vergessen, dass sie eine rein fiktionale Figur in einem Drama ist.«
12
Als ich aus dem Haus trat, wartete Declan bereits neben dem glänzenden mitternachtsblauen Jaguar auf mich. Er hatte seine Arbeitsmontur gegen eine saubere schwarze Hose, schwarze Schuhe und ein weißes Hemd eingetauscht. Als ich die Stufen herunterkam, nahm er Haltung an und öffnete den hinteren Wagenschlag, als erwartete er allen Ernstes, ich würde mich auf die Rückbank setzen, während er mich chauffierte.
» Ich setze mich nach vorn neben Sie«, sagte ich und ging an ihm vorbei. » Sie sind nicht mein Chauffeur, und ich bin keine Diva.«
» Der wahre Adel nimmt Platz, wo es ihm beliebt«, sagte er lächelnd und kam mir zuvor, indem er mit einer schwungvollen Verbeugung die Beifahrertür aufzog.
Als Declan neben
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