16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)
verschwinden würde.«
» Eine ausgezeichnete Wahl. Tut mir leid, dass Bills Streich Deirdres Unmut hervorgerufen hat, ich bin jedoch froh, dass dein Tag davon abgesehen friedlich verläuft.«
» Morgen ist Donnerstag. Nach Señor Cocineros Abreise und Lady Sarahs Rückkehr in ihre Teestube erhoffe ich mir nur noch friedliche Tage. Ich werde dich anrufen, um dir zu sagen, wenn es Zeit ist, Lady Sarah aus Fairworth hinauszuschmuggeln.«
» Ich werde schon mal die Kindersitze aus dem Rover entfernen«, sagte ich, » und die große Steppdecke auf die Rückbank legen.« Ich pochte mit den Fingerknöcheln auf das Eichenholz des Schreibtischs, in der Hoffnung, dass auch der letzte Akt unserer Farce glücklich über die Bühne gehen würde. » Ich will den Tag nicht vor dem Abend loben, William, aber ich glaube, es ist uns gelungen, das ganze Dorf zum Narren zu halten.«
» Ich rechne damit, dass die Wahrheit eines Tages ans Licht kommen wird. Aber bis dahin können wir uns auf die Schulter klopfen, dass wir ihnen erfolgreich einen Bären aufgebunden haben.«
» Hat es sich gelohnt?«, fragte ich.
» Ob es sich gelohnt hat, in einer überschaubaren Zeitspanne ein paar kleinere Unannehmlichkeiten auf uns zu nehmen, um zu verhindern, dass Mrs Pyne Finch in Schimpf und Schande verlässt?«, sagte Willis senior. » Ja.«
Wir verabschiedeten uns voneinander, und ich legte auf. Ich fragte mich, wo Bill das Lamm herhatte. Will und Rob hatten einen ganzen Zoo voller Stofftiere, aber keines davon sah wie ein Lamm aus.
» Er muss es sich von einem Dorfbewohner geborgt haben«, sagte ich zu Reginald. » Ich hoffe, dass derjenige, der es ihm gegeben hat, es nicht zurückhaben möchte. William hat schon jetzt eine Schwäche für seinen kleinen Frederick.«
Reginalds Augen funkelten in dem schattigen Zimmer belustigt, und ich wusste, dass er einer Meinung mit mir war.
Während ich die Hand nach dem Notizbuch ausstreckte, fiel mein Blick auf die Zeichnungen, die Will und Rob von ihrem Ausritt angefertigt hatten. Beide Bilder zeigten einen Mann, der in dichtem, hohem Gras vor einer dicht bewachsenen Baumgruppe stand. Der Mann trug braune Shorts, ein kurzärmeliges weißes Hemd und hatte eine flammend orange Haarmähne.
Wie vor den Kopf geschlagen starrte ich auf den Mann mit den orangefarbenen Haaren, und plötzlich kam mir ein völlig neuer, aufregender Gedanke. Ich griff zum Telefonhörer und gab Kit Smiths Kurzwahl ein. Außerdem schwor ich mir, nie wieder so in Gedanken versunken zu sein, wenn meine Söhne mir etwas erzählten.
19
»Kit?«, platzte ich heraus, sobald Kit abgenommen hatte. » Wo seid ihr gestern Nachmittag hingeritten?«
» Hallo, Lori«, sagte Kit freundlich. » Wie geht es dir? Ich hoffe, du hast einen angenehmen Tag.«
» Mein Tag ist fantastisch«, erwiderte ich ungeduldig. » Würdest du mir jetzt um Himmels willen meine Frage beantworten!«
» Wir sind den neu angelegten Weg entlanggeritten. Der von Anscombe Manor nach Fairworth House führt. Rob und Will wollten unbedingt in diese Richtung.«
» Seid ihr Declan Donovan begegnet?«
» Ja, jetzt, da du es erwähnst, fällt es mir wieder ein. Rob hat gesehen, wie er aus Williams Wald herauskam. Will hat mir erzählt, wer er ist, und wir haben ihm zugewinkt.«
» Hat er einen Gegenstand dabeigehabt?«, fragte ich.
» Nein. Als ich ihn sah, hat er sich die Hände gerieben, als wollte er Erde abwischen. Als er die rechte Hand hob, um zurückzuwinken, habe ich gesehen, dass sie schmutzig war. Für mich sah es aus, als hätte er in der Erde gewühlt.«
Ich hielt das Telefon umklammert und schnitt eine Grimasse. Hätte ich den Zwillingen zugehört, als sie von ihrem Ausritt erzählten, oder ihre Bilder angesehen, bevor die beiden sie aus der Küche ins Arbeitszimmer brachten, hätte ich viel früher von Declans Abstecher in den Wald erfahren. Es war unschwer zu erraten, was er dort vergraben hatte.
» Lori?«, sagte Kit.
» Ich bin noch da. Hör zu, Kit«, sagte ich eindringlich. » Würdet Nell und du mir einen großen Gefallen tun? Könntet ihr die Jungen heute Nacht bei euch behalten? Bill ist in Deutschland, und ich muss heute Abend etwas Dringendes erledigen. Es wird länger dauern, womöglich bis nach Mitternacht.« Ich wollte mir schon einen Grund für meinen nächtlichen Ausflug ausdenken, beschloss dann aber, dass ich Kit genauso wenig wie Emma anlügen konnte. » Ich kann es dir jetzt noch nicht erklären, aber…«
» Das musst du auch
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